- Feta und Schafskäse im Test: Sechs von 41 Produkten schneiden mit Bestnote ab.
- Namensdschungel im Käseregal? Hinter den Begriffen Feta, Schafskäse oder Manouri stecken Salzlakenkäse, die mehrheitlich oder komplett aus Schafsmilch hergestellt wurden. "Hirtenkäse" und "Balkankäse" hat sich für Kuhmilchprodukte eingebürgert.
- Einige Fetas und Schafskäse im Test sind mit Keimen, Chloroform oder Mineralöl belastet.
Ob gewürfelt im Salat, gebacken im Backofen oder als Aufstrich: Feta und Schafskäse sind beliebt. Für diesen Test haben wir insgesamt 41 Produkte überprüft – darunter 34 Original Feta und sieben andere Salzlakenkäse vorwiegend aus Schafsmilch. Wir wollten nicht nur wissen, ob ihre Inhaltsstoffe in Ordnung sind, sondern auch wie gut sie schmecken.
Patros, Salakis, Alnatura & Co. im Vergleich
Wir haben geprüft, ob Transparenz in der Lieferkette herrscht und die Feta-Anbieter sich um Umweltstandards sowie langfristige Verträge kümmern. Zudem haben wir uns angeschaut, wie es um das Tierwohl bestellt ist und haben via Anbieter und Molkereien die Haltungsbedingungen für die Schafe erfragt.
Das Ergebnis: Die Hälfte der Käse können wir mit "gut" oder "sehr gut" empfehlen, bei allen anderen haben wir deutlichere Mängel festgestellt. Vom Kauf zweier Produkte raten wir sogar ab. Sie fallen mit "mangelhaft" durch.
Feta, Schafskäse & Co.: Was ist der Unterschied?
Der Feta-Käse gehört ganz allein Griechenland. Das entschied der Europäische Gerichtshof im Jahr 2007 und beendete damit einen Rechtsstreit, der über zehn Jahre gedauert hatte. Seither ist Feta als geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) eingetragen.
Das heißt: Käse mit diesem Namen muss in traditioneller Weise hergestellt sein und darf ausschließlich aus bestimmten geografischen Regionen Griechenlands kommen. Dazu gehören das gesamte Festland und die Präfektur Lesbos mit den Inseln Lesbos, Limnos und Agios Efstratios.
Für Salzlakenkäse aus anderen Ländern behelfen sich deren Hersteller seither mit mehr oder weniger fantasievollen Namen wie Schafskäse, Hirtenkäse, Balkankäse oder auch "Pheta". Käse aus Schafs- oder Ziegenmilch, die in Salzlake reifen, haben in vielen Ländern des Mittelmeerraums und auf dem Balkan eine jahrhundertealte Tradition. Doch nur für den Feta gelten die strengen Regeln des g.U.-Siegels.
Für Feta gelten strenge Regeln
Die Milch für den Feta stammt von Schafen und Ziegen, die auf griechischen Weiden mit ihrer speziellen Artenvielfalt gegrast haben, wobei Ziegenmilch kein Muss ist und höchstens 30 Prozent beitragen darf. Auch die Herstellung erfolgt in alter Tradition.
Feta reift nach dem Ausflocken der Milch in Salzlake mindestens zwei Monate und außer Milch, Bakterienkulturen und Salz kommt nichts in den Käse – kein Milchpulver, keine Kaseinsalze, weder Farb- noch Konservierungsstoffe.
Für die Produkte in unserem Test, die unter dem Namen "Schafskäse" laufen und häufig aus Bulgarien kommen, gelten solche Mindeststandards hingegen nicht. Sie sind ebenfalls in Salzlake gereift, können aber beispielsweise auch pulverisierte Milch enthalten.
Feta und Schafskäse im Test: Vereinzelt mit Keimen belastet
Kommen wir zu den Inhaltsstoffen. Wir haben die Käse umfassend auf Keime und Schadstoffe untersuchen lassen. Gemessen an den Richtwerten der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie waren drei Fetas bakteriell belastet.
- Einmal fand das Labor zu viele Kolibakterien. Diese häufig aus Fäkalien stammenden Darmkeime gelten nicht nur als Zeichen mangelnder Hygiene, sondern einige von ihnen können auch zu Lebensmittelvergiftungen und schweren Infektionen führen.
- Enterobakterien kritisieren wir zweimal. In den vorhandenen Konzentrationen geht von ihnen zwar keine akute Gesundheitsgefahr aus, aber sie sollten für Hersteller ein Anlass sein, die Hygiene im Produktionsablauf zu überprüfen.
Weitere bedenkliche Inhaltsstoffe in getesteten Produkten
Ebenso unerwünscht wie Keime sind auch Überbleibsel aus Reinigungsmitteln: Trichlormethan – besser bekannt unter dem Namen Chloroform – ist ein bekanntes Problem aus der Milchindustrie und entsteht, wenn die Melk-Anlagen nicht gründlich genug nachgespült werden.
Zum Hintergrund: Bei Trichlormethan handelt es sich um einen leicht flüchtigen Halogenkohlenwasserstoff, der vermutlich Krebs erzeugen und Leber sowie Nieren schädigen kann.
Fünf Käse kritisieren wir außerdem wegen der Gehalte an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH). Die Stoffe können sich in Lymphknoten, Leber oder Fettgewebe anreichern und zu Organschäden führen: Je weniger wir davon aufnehmen, desto besser. Mögliche Quellen gibt es viele – von Schmierölen der Melkanlagen bis zu den Futtermitteln.
Wie schmeckt der Schafskäse und Feta im Test?
Die allermeisten Käse im Test schmecken so, wie sie es sollen, fanden die von uns beauftragten Experten. Im Laufe ihres Reifungsprozesses entsteht das authentische, säuerliche-würzige Aromaprofil der Salzlakenkäse und ihre weiche Konsistenz. Nur einige wenige Käse fielen etwa mit dumpfen, herben oder seifigen Geschmacksnoten auf.
Feta und Schafskäse: Sind die Lieferketten transparent?
Nun zur Transparenz und Verantwortung: Eine Grundvoraussetzung, um Fairness in den Lieferbeziehungen, das Tierwohl und die Rückverfolgbarkeit zu beurteilen, ist Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg. Erst im Juni dieses Jahres hat der deutsche Bundestag ein Lieferkettengesetz beschlossen, das erstmals Regeln für Unternehmen festsetzt, sich um ihre soziale Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft zu kümmern.
Auch wir haben für diesen Test den Inverkehrbringern, den Molkereien und den landwirtschaftlichen Betrieben viele Fragen zu ihrem Engagement rund um Nachhaltigkeit und Tierwohl gestellt. Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich.
- Acht Anbieter gaben uns bereitwillig Auskunft in allen drei Bereichen und belegten dies auch glaubwürdig. Das zeigt ihren Willen, über die derzeit relativ laschen gesetzlichen Anforderungen hinaus Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt in der Lieferkette zu übernehmen.
- Die Qualität der eingereichten Antworten und Dokumente einer große Gruppe von Anbietern befindet sich im Mittelfeld: Sie stellen sich den Fragen, können ihre Antworten aber teilweise nicht glaubhaft belegen.
- Von den restlichen 13 Anbietern erhielten wir hingegen gar keine oder nur allgemeine Antworten.
Tierwohl hat noch Luft nach oben
Deutlich Luft nach oben gibt es, wenn es um Tierwohl geht. Mutterschaf und Lamm gehören zusammen. Sie leiden beide durch eine Trennung, die einzig und allein deshalb stattfindet, um mehr Milch zu gewinnen. Das ist leider auch in der Bio-Haltung erlaubt.
Die Lämmer bekommen dann zwar in der Regel Kuhmilch und keine billigen Milchaustauscher. Höchstes Tierwohl sieht jedoch anders aus. Immerhin: Drei Bio-Marken und auch drei konventionelle Anbieter belegen eine muttergebundene Lämmerhaltung.
Leiden Schafe für Feta- und Schafskäse-Produktion?
Eine weitere Praxis, die nicht zu Bio passt, ist das Kupieren der Schafschwänze mithilfe eines Gummirings. Der wird so fest um das untere Schwanzende geschnürt, dass der Restschwanz nach etwa zwei Wochen abfällt. Offiziell ist das in der Bio-Haltung verboten, mit Ausnahmegenehmigung aber dann doch wieder erlaubt und laut Angaben in den Fragebögen auf den landwirtschaftlichen Betrieben von vier Bio-Marken und drei konventionellen Marken gängige Praxis.
Warum der Schwanz überhaupt kupiert wird? Man befürchtet bei langen, stark bewollten Schwänzen einen sehr verschmutzten Analbereich und dadurch den Befall mit Fliegenmaden. Das ist ein bekanntes Problem bei Merinoschafen, die auf große Wollmengen gezüchtet wurden, Milchschafe sind von der Problematik in der Regel eher weniger betroffen.
Zudem können eine artgerechte Haltung und Fütterung dafür sorgen, das Fliegenproblem in Schach zu halten. Insofern kommen auch die meisten Betriebe, die uns geantwortet haben, ohne die schmerzhafte Prozedur aus.
Milchpreis und Vertragslaufzeiten: Firmen halten sich bedeckt
Was den Milchpreis und die Vertragslaufzeiten angeht, wollen sich erstaunlich viele Firmen nicht in die Karten schauen lassen, auch wenn sie vorher betonen, partnerschaftlich und fair mit den Schafhaltern zusammenzuarbeiten.
Die Preise für konventionelle und Bio-Milch liegen verblüffend nah beieinander: Für konventionelle Ware liegt der angegebene aktuelle Preis zwischen 85 Cent und 1,15 Euro, bei Bio-Milch zwischen 1,05 bis 1,15 Euro. Zwei Bio-Anbieter zahlen mit 1,25 und 1,28 Euro etwas mehr.
Wichtig für eine faire Partnerschaft sind längere Vertragslaufzeiten. Nur vier Bio-Firmen und eine konventionelle geben Vertragslaufzeiten von über einem Jahr an. Erschreckend wenig, denn die Landwirtinnen und Landwirte brauchen Planungssicherheit, um ihre Existenz zu sichern und um in die Zukunft ihrer Betriebe zu investieren.
Insgesamt gesehen findet die Milchschafhaltung in Griechenland zu relativ guten Bedingungen statt. Die kleinteiligen ursprünglichen Strukturen in der Landwirtschaft kommen in vielen Fällen auch den Tieren zugute. Die Herdengrößen sind oft überschaubar, die Tiere haben viel Platz zum Weiden. Allerdings sind die Preise, die Landwirte für ihre Milch erhalten, mehr als bescheiden. Um das Wohl von Tieren und Haltern langfristig zu sichern, wären höhere Erzeugerpreise wünschenswert.
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