- Im Test: 21 Kaffeepads mit Crema-Auslobung, darunter auch Produkte mit Bio-Siegel.
- Nur ein Produkt ist mit "gut" empfehlenswert.
- Problematisch sind die Schadstoffe Acrylamid, Furan und Methylfurane. Dabei handelt es sich um Verbindungen, die bei der Kaffeeröstung entstehen. Zudem in der Kritik: Pestizidrückstände und aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH).
- Auffällig: Im Kaffeeanbau liegt noch einiges im Argen.
Aktualisiert am 30.10.2024 | Mit der Einführung der Senseo-Portionskaffeemaschine machte der niederländische Kaffee-Röster Jacobs Douwe Egberts Peet’s das Prinzip des Pad-Kaffees vor rund 20 Jahren populär. Inzwischen haben sich Kaffeepads neben -Kapseln, -Pulver und -Bohnen einen festen Platz im Markt erobert.
Ein Grund für uns, einmal näher hinzusehen und 21 Pad-Produkte mit der Auslobung "Crema" zu testen. Auf Geschmack, auf Schadstoffe und natürlich auf menschenwürdige Anbaubedingungen. Doch bevor wir detaillierter auf die Testergebnissen eingehen, erst mal die Frage:
Was genau ist ein Kaffee Crema?
Ein Kaffee Crema liegt geschmacklich irgendwo zwischen Espresso und Filterkaffee. Die Zubereitung in der Pad-Maschine entspricht eher einem Espresso, denn das Wasser wird unter Druck durch den gemahlenen Kaffee gepresst. Allerdings ist der Crema heller geröstet als ein Espresso, enthält mehr Wasser und schmeckt daher milder.
Seine charakteristische Schaumkrone entsteht übrigens nicht nur durch die Zubereitungsart, sondern auch die Auswahl der Bohnen spielt eine Rolle: Die Beimischung von Robusta-Sorten mit ihrem hohen Anteil an ätherischen Ölen soll die Crema leichter gelingen lassen.
Kaffeepads im Test: Aldi, Lidl, Senseo & Co.
Stecken neben dem gemahlenen Kaffee auch unerwünschte Inhaltsstoffe in den Pads? Unser Test zeigt: Auffallend viele Produkte kassierten Notenabzüge wegen gesundheitsschädlicher Verbindungen, die bei der Kaffeeröstung entstehen. Da haben wir:
- Acrylamid
Acrylamid ist ein altbekanntes Problem in Kaffee. Knapp drei Viertel der Pads schöpfen den EU-Richtwert für Röstkaffee laut Laborbericht zu mehr als der Hälfte aus. Zwei reißen den Richtwert sogar.
Acrylamid erwies sich in Tierversuchen als krebserregend und gilt als erbgutschädigend. Da ist es bitter, dass das Labor nur in vier Testkandidaten einen Acrylamid-Gehalt nachgewiesen hat, den wir als "Spur" einordnen und nicht abwerten. Sowohl im Test von Espressobohnen als auch von gemahlenem Kaffee gab es deutlich mehr wenig belastete Produkte.
- Furan und Methylfuranen
Noch häufiger als Acrylamid kommt die Belastung mit Furan und Methylfuranen vor. Die Verbindungen können temperaturabhängig ebenfalls bei der Röstung entstehen. Im fertigen Kaffeeaufguss ausnahmslos aller Pads hat das Labor Gehalte der Furan-Gruppe gemessen, die aus unserer Sicht "erhöht" sind.
Laut europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) können Furan und Methylfurane langfristig die Leber schädigen, hohe Furan-Dosen waren im Tierversuch sogar krebserregend. Gehen wir von einer Tagesmenge von vier kleinen Tassen Kaffee aus, dann kommen alle (!) Produkte jener Furan-Schwelle, ab der im Tierversuch erste Schäden aufgetreten waren, zu nahe.
Pestizidspuren in Kaffeepads gefunden
Und die Liste an bedenklichen Rückständen in den getesteten Kaffeepads geht noch weiter. Der Schädlingsdruck in den Anbaugebieten steigt mit den höheren Temperaturen im Kaffeegürtel. Im Test waren in den meisten der Kaffeepulver Pestizidrückstände nachweisbar: vor allem der Unkrautvernichter Glyphosat; wir sind aber auch auf das bienengiftige Insektizid Acetamiprid und das reproduktionstoxische Fungizid Cyproconazol gestoßen.
Letzteres besitzt in der EU im Anbau gar keine Zulassung mehr. Zwar bewegen sich alle gemessenen Gehalte nur im Spuren-Bereich, dennoch ordnen wir die drei Spritzmittel als "besonders bedenklich" ein. Aufgrund unbekannter Wechselwirkungen kritisieren wir es auch, wenn ein Kaffeepulver zwei oder mehr Rückstände enthält.
Auch in unserem Test von gemahlenem Kaffee im November 2021 waren "erhöhte" Werte der Schadstoffe Acrylamid und Furan ein Problem. Nur ein Produkt schnitt mit "gut" ab. Mehr dazu lesen Sie, wenn Sie auf folgenden Kasten klicken:
Auch Glyphosat in Bio-Kaffeepads enthalten
Besonders ärgerlich: Das Labor hat Glyphosat auch in Bio-Kaffees nachgewiesen. Wie das? Das Totalherbizid zerstört schließlich den Lebensraum von Insekten und Vögeln, trägt zum Verlust unserer Biodiversität bei und über eine mögliche Kanzerogenität wird noch immer gestritten.
Im Bio-Anbau ist Glyphosat verboten. Allerdings sind die gemessenen Glyphosat-Gehalte so niedrig, dass wir nicht ausschließen können, dass sie aus Verwehungen von konventionellen Feldern resultieren.
Ziemlich ungewöhnlich ist der Nachweis von aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) in einem Produkt im Test. Die Mineralölbestandteile, unter denen sich auch krebserregende Substanzen befinden können, sind eigentlich gut vermeidbar: Die anderen überprüften Kaffeepads schaffen das schließlich auch.
Wie schmeckt der Padmaschinen-Kaffee?
Fast die Hälfte der Produkte schneiden im Teilergebnis Sensorik mit "sehr gut" ab. Bei allen anderen haben die Sensorikexperten kleinere oder größere Mängel festgestellt.
Noch immer einiges im Argen im Kaffeeanbau
Ein Aspekt, den wir bei Kaffee natürlich nicht außen vor lassen, sind die Anbaubedingungen auf den Feldern rund um den Globus. Die Kaffeebohnen in den getesteten Pads stammen primär aus Brasilien, Vietnam, Peru und Honduras. Da im Kaffeeanbau noch immer vieles im Argen liegt, wollten wir von den Anbietern wissen, wie sie bei den getesteten Produkten die Einhaltung wichtiger Menschenrechte sicherstellen.
Unser Ausgangspunkt: Die Unternehmen sollten ihre Lieferketten kennen. Denn nur dann können sie deren Risiken einschätzen und die nötigen Maßnahmen anstoßen. Doch in diesem Punkt war der Test eine Enttäuschung. Von 21 Anbietern konnten oder wollten nur fünf uns gegenüber ihre komplette Lieferkette bis zum Feld offenlegen.
Lieferketten undurchsichtig
Rund ein Viertel der Anbieter ermöglichte uns dagegen wenig oder überhaupt keinen Einblick in ihre Lieferkette. Über kurz oder lang wird den Herstellern jedoch nichts anderes übrig bleiben, als sich mit ihren Lieferketten näher zu befassen – eine Reihe neuer Gesetze zwingt sie wohl zukünftig dazu.
Eines davon ist die neue EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten, deren Anforderungen größere Unternehmen eigentlich bis Ende des Jahres hätten umsetzen sollen. Nun will die EU-Kommission das Vorhaben allerdings um ein Jahr verschieben.
Erfreulich: Uns gegenüber konnten knapp drei Viertel der Anbieter im Test belegen, dass sie über das Gesetz hinaus gehen und für den Anbau ihres Kaffees in den letzten sieben Jahren keine natürlichen Waldflächen gerodet wurden.
Kleinbauern bekommen zu wenig Geld
Eine der großen Schwachstellen in den Kaffee-Lieferketten bleiben nach wie vor die viel zu niedrigen Einkommen und Löhne. Rund 80 Prozent des weltweiten Kaffeeanbaus erfolgt in kleinbäuerlichen Betrieben, und laut des Bonner Südwind-Instituts verfügt noch immer ein großer Teil der Menschen, die vom Kaffeeanbau leben, nicht über Einkommen und Löhne auf existenzsicherndem Niveau.
Das heißt: Ihre Einkünfte reichen kaum zum Leben, geschweige denn für andere nötige Ausgaben wie Bildung oder medizinische Versorgung.
Wofür stehen die Produktlabels Rainforest Alliance und Fairtrade?
Produktlabels wie Fairtrade oder Rainforest Alliance, mit denen mehr als die Hälfte der Kaffeepads im Test zertifiziert sind, beinhalten in ihren Standards immerhin Ansätze, die Einkommenssituation der Kleinbauern zu verbessern:
- Fairtrade zahlt einen garantierten Mindestpreis plus eine Prämie in festgelegter Höhe und federt Farmer damit gegen den stark schwankenden Weltmarktpreis für Kaffee ab.
- Bei Rainforest Alliance wird eine obligatorische Prämie jährlich zwischen Kooperative und Erstkäufer neu ausgehandelt.
- Beide Systeme sind mehr als nichts. "Keines reicht jedoch nur annähernd, um für wirklich existenzsichernde Einkommen zu sorgen", sagt uns Friedel Hütz-Adams vom Südwind-Institut.
Fazit: Der Kaffeeanbau bleibt problematisch, es gibt aber auch fünf Kaffeepads im Test, die im Teilergebnis CSR mit Bestnote abschneiden.
Kaffeepads im Test: Welche sind die besten?
Von insgesamt 21 überprüften Kaffeepads mit Crema-Auslobung ist nur ein Produkt mit "gut" empfehlenswert. Die meisten fallen durch. Die detaillierten Testergebnisse finden Sie im ePaper:
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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