Körnerbrötchen zum Aufbacken: Inhaltsstoffe sind teils problematisch

Magazin Mai 2025: Energydrinks | Autor: Cerline Wolf-Gorny/Annette Dohrmann/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 24.04.2025

Körner-Aufbackbrötchen im Test: Welche Produkte überzeugen?
Foto: ÖKO-TEST

Knusprigwarme Brötchen gehören für viele zu einem gelungenen Frühstück dazu. Die kann man sich auch einfach selbst aufbacken. Wir haben 36 Körnerbrötchen getestet – und kritisieren vor allem Pestizide, Mineralölbestandteile, zu viel Salz und unnötige Zusatzstoffe. Elf sind immerhin "sehr gut". 

  • Im Test: 36 Körnerbrötchen zum Aufbacken, darunter sieben glutenfreie Produkte. Insgesamt 17 tragen ein Bio-Siegel. 
  • Mit Bestnote schneiden elf Produkte ab, sechs fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. 
  • In der Kritik: Rückstände von Pestiziden und Mineralölbestandteilen, zu viel enthaltenes Salz und aus unserer Sicht unnötige Zusatzstoffe. 

Sie wollen sonntags lieber ein bisschen länger schlafen? Keiner hat Lust, vor dem Frühstück zum Bäcker zu gehen? Oder Sie brauchen mal eine Abwechslung zum allmorgendlichen Porridge? Wann und wieso auch immer Sie zu Aufbackbrötchen greifen – eine Tüte davon im Vorrats- oder Tiefkühlschrank zu lagern, ist schon ziemlich praktisch.

Wenn die Teiglinge dann auch noch – wie in diesem Test – mit Körnern und Saaten bestreut sind, gibt’s obendrauf eine Portion gesunder Fettsäuren, Mineral- und Ballaststoffe. Doch sind die Aufbackbrötchen auch mit Blick auf ihre inneren Werte eine runde Sache?

Im Anschluss an die umfangreichen Analysen können wir elf der 36 Körnerbrötchen mit "sehr gut" empfehlen. Weil sie zu viele problematische oder aus unserer Sicht unnötige Inhaltsstoffe enthalten, fallen sechs Produkte durch den Test. 

Pestizidrückstände in Körner-Aufbackbrötchen im Test 

Die meisten Minuspunkte verteilen wir in diesem Test für Körnerbrötchen, die mit zwei oder mehr Pestizidrückständen belastet sind. Denn: Es ist bislang nicht ausreichend erforscht, welche Auswirkungen ein Mix solcher Substanzen auf den menschlichen Organismus haben könnte. Eine Studie lieferte jüngst Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang mit Parkinson.

Körnerbrötchen im Test: Jetzt Testergebnisse als ePaper kaufen
Hart gewordene Brötchen lassen sich, mit etwas Wasser bestrichen, im Ofen auffrischen. Sind sie stark ausgetrocknet, lassen sie sich zu Semmelmehl oder Croutons verarbeiten.
Hart gewordene Brötchen lassen sich, mit etwas Wasser bestrichen, im Ofen auffrischen. Sind sie stark ausgetrocknet, lassen sie sich zu Semmelmehl oder Croutons verarbeiten. (Foto: manulito/Shutterstock )

Unter den gefundenen Pestiziden befinden sich auch solche, die wir als besonders bedenklich einordnen – darunter Glyphosat und ein Abbauprodukt des Antipilzmittels Captan. Zur Erklärung: 

  • Glyphosat ist ein Totalherbizid, dessen Zulassung die EU Anfang 2024 für weitere zehn Jahre verlängert hat. Es macht auf den Feldern sämtliches Grün platt und gefährdet die biologische Vielfalt sowie den Lebensraum von Insekten und Vögeln.

    Umstritten ist weiterhin, ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hält es für wahrscheinlich, die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) nicht.
  • Der Captan-Metabolit selbst ist zwar nicht gesundheitsgefährdend – wohl aber Captan, auf das er zurückzuführen ist. Das Pestizid gilt als vermutlich krebserregend und schadet den Menschen in den Ursprungsländern, die beim Anbau der Rohstoffe damit in Kontakt kommen. 

Mineralölbestandteile in der Kritik 

Ein weiterer Kritikpunkt: nachgewiesene Mineralölbestandteile. So ist das von uns beauftragte Labor im Test der Körner-Aufbackbrötchen auf gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) gestoßen – und zwar in Gehalten, die wir als "erhöht" bewerten. 

Das Problem? MOSH/MOSH-Analoge reichern sich im menschlichen Fettgewebe, in Leber, Milz und den Lymphknoten an. Was sie dort anrichten, ist noch nicht ausreichend geklärt. 

Zu viel Salz in Körnerbrötchen zum Aufbacken 

Kommen wir nun zu den Inhaltsstoffen, die für Verbraucherinnen und Verbraucher erkennbar sind, weil sie deklariert sind – zum Beispiel Salz. Wir bemängeln erhöhte Salzgehalte, weil es einen wissenschaftlich belegten Zusammenhang zwischen der Salzzufuhr und dem Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen gibt. 

Brot ist laut Nationaler Verzehrstudie II sowohl bei Frauen als auch Männern die Hauptaufnahmequelle von Salz. Wir plädieren für maßvollen Salzverzehr und ziehen eine Note ab, wenn Körnerbrötchen mehr als 1,2 Gramm Salz pro 100 Gramm deklarieren. Dabei orientieren wir uns an Finnland, wo frisches Brot einen Warnhinweis tragen muss, wenn es mehr als 1,2 Prozent Salz enthält.

Aroma und andere unnötige Zusatzstoffe 

Kritisch sehen wir auch den Zusatz (natürlicher) Aromen sowie Zutaten mit färbenden Eigenschaften wie Gersten-, Roggen- und Malzextrakt, Karamellpulver oder Apfel(trester)extrakt.

Brötchenhersteller können diese nutzen, um den Geschmack zu pimpen, wenn natürliche Zutaten nicht ausreichen, um Qualitätsunterschiede von Rohwaren auszugleichen oder auch um Produkte zu standardisieren. Ein etwas dunklerer Farbton durch färbende Zutaten kann den Anschein eines höheren Vollkornanteils erwecken.

Diesen Griff in die Bäckerwerkzeugkiste werten wir ebenso ab wie Phosphate. Die werden beispielsweise als Backtriebmittel eingesetzt und können den Phosphatspiegel im Blut erhöhen. Das ist besonders für Nierenkranke problematisch, es gibt aber auch Hinweise darauf, dass Gesunde mit hohen Phosphatmengen im Blut ein größeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall haben.

(Foto: ÖKO-TEST )

Wie backt man Aufbackbrötchen am besten auf?

Die meisten Hersteller geben an, die Brötchen für acht bis zwölf Minuten im vorgeheizten Ofen bei 200 bis 220 Grad Ober-/Unterhitze bzw. 180 bis 200 Grad Umluft fertigzubacken. Ohne Vorheizen verlängert sich die Backzeit um rund fünf, bei TK-Brötchen um drei Minuten.

Alternativ zur energieintensiven Backofen-Methode kann man die Teiglinge toasten oder für sechs bis acht Minuten bei 160 bis 180 Grad in die Heißluftfritteuse geben.

Damit die Brötchen besonders knusprig werden, die Oberfläche vor dem Aufbacken leicht mit Wasser befeuchten – oder die Teiglinge eben in der Heißluftfritteuse zubereiten.  

Tipp: Wer nicht alle Aufbackbrötchen auf einmal zubereiten will, gibt die übrigen – luftdicht in einen Gefrierbeutel verpackt – ins Tiefkühlfach.

Das könnte Sie auch interessieren: 2023 haben wir Weizenbrötchen, Krusten- und Steinofenbrötchen zum Aufbacken überprüft. Das Ergebnis: Zehn schnitten mit "sehr gut" ab. Mehr dazu lesen Sie, wenn Sie auf folgenden Kasten klicken: 

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Im Test sind 36 Körnerbrötchen zum Aufbacken, darunter sieben glutenfreie Produkte und 17 mit einem Bio-Siegel. Bei vier Marken handelt es sich um Tiefkühlware, die restlichen Brötchen sind unter Schutzatmosphäre verpackt und lassen sich ungekühlt lagern. Wir kauften die Produkte in Discountern, (Bio-)Supermärkten und Drogeriemärkten ein und bezahlten zwischen 0,16 und 1,12 Euro pro Brötchen.

In spezialisierten Laboren ließen wir alle Aufbackbrötchen umfangreich analysieren, etwa auf Mineralölbestandteile und Pestizide, darunter Glyphosat und die Wachstumsregulatoren Chlormequat und Mepiquat. Auch in der Überprüfung: Schimmelpilzgifte und Schwermetalle wie Cadmium und Nickel sowie weitere Elemente.

Die ungebackenen Brötchen wurden auf krebserregendes Acrylamid untersucht, das bei hohen Temperaturen in kohlenhydratreichen Lebensmitteln entstehen kann.

Als glutenfrei ausgelobte Produkte dürfen nicht mehr als 20 Milligramm pro Kilogramm Gluten enthalten. Das haben wir bei den entsprechenden Brötchen prüfen lassen.

Eine weitere Analyse betraf den Salzgehalt der Brötchen sowie relevante Abweichungen von den deklarierten Werten. Per Deklaration erfassten wir neben dem Salz- und Ballaststoffgehalt auch, ob den Brötchen (natürliche) Aromen und färbende Zutaten zugesetzt sind und ob Umweltauslobungen ohne ausreichende Informationen abgedruckt sind.

Anhand der Verpackungen prüften wir außerdem, ob die Produkte über den Ballaststoffgehalt informieren. Das ist zwar nicht verpflichtend, unserer Ansicht nach liefert die Angabe jedoch eine wertvolle Information für Verbraucherinnen und Verbraucher.  

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte.

Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode. Bei Richt- und Orientierungswerten handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen. MOSH/MOSH-Analoge beinhalten gegebenenfalls auch POSH (Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons), PAO (Poly Alpha Olefins) und MORE (Mineral Oil Refined Products).

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein gemessener Gehalt an Mineralölbestandteilen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/ kg (in Tabelle: "erhöht"). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein besonders bedenkliches Pestizid in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg. Dabei orientieren wir uns an der Liste der hochgefährlichen Pestizide des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN), Stand: 12/2024, insbesondere der in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als sehr bienentoxisch oder sehr bioakkummulierend und sehr persistent in Wasser, Böden oder Sedimenten genannten Stoffe sowie an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, Einstufungen von Pestiziden in der EU-Datenbank oder CLP-Verordnung als kanzerogen oder reproduktionstoxisch (hier: Captan-Metabolit; Glyphosat); b) ein Mehrfachrückstand an zwei bis sechs Pestiziden und/oder Wirkverstärkern; c) Aroma und/oder natürliches Aroma; d) ein Salzgehalt von mehr als 1,2 g pro 100 g. Dies ist angelehnt an den Schwellenwert für einen Warnhinweis bei hohem Salzgehalt von frischem Brot in Finnland; e) Calciumphosphat; f) Zutaten, die eine färbende Eigenschaft haben.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: ein gemessener Gehalt von mehr als 0,01 mg/kg eines Pestizids in einem Bio-Produkt (hier: Piperonylbutoxid). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) keine Angabe des Ballaststoffgehalts in der Nährwertdeklaration. Diese Angabe ist rechtlich nicht verpflichtend, kann dem Verbraucher jedoch eine wertgebende Information zum Produkt geben; b) eine zusätzliche Umverpackung aus Pappe, obwohl das Produkt schon in einem Kunststoffbeutel verpackt ist; c) der deklarierte Salzgehalt weicht um mehr als ± 20 Prozent vom analysierten Salzgehalt ab, wenn der Salzgehalt ≥ 1,25 g pro 100 g beträgt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden

Mineralölbestandteile: nach ISO 20122:2024-04.; Messung mittels LC-GC/FID (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Elemente: DIN EN ISO 17294-2:2024-03. Abweichend für Hg: Absicherung mittels DIN EN ISO 17852:2008-04.     

Acrylamid: nach DIN EN 16618:2015-06, mittels LC-MS/MS (Bestimmung im ungebackenen, homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen) 

Mykotoxine: mittels LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Pestizid-Screening: GC-MS/MS (Hausmethode) und LC-MS/MS nach § 64 LFGB L 00.00-113:2015-03, mod. Die Modifikation betrifft die Einwaage und Miniaturisierung Reinigung (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Glyphosat: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Chlormequat/Mepiquat: nach § 64 LFGB L 00.00-76:2008-12, mod. Die Modifikation betrifft die Anwendung für fetthaltige pflanzliche und tierische Produkte und die Einwaage (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Natrium: nach DIN EN ISO 17294-2 (2017-01), mod. Die Modifikation betrifft die zusätzliche ICP-MS/MS. (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen)        

Salzäquivalente: berechnet gemäß LMIV nach der Formel: Salz = Natrium × 2,5.       

Gliadin: quantitativ, ELISA Kit: RIDASCREEN® Gliadin (Art. No. R7001; r-biopharm)

Einkauf der Testprodukte: Januar bis Februar 2025 

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