Sind vegane Brotaufstriche gesund? Curry-Frucht-Aufstriche im Test

Magazin Mai 2025: Energydrinks | Autor: Jil Eichhorn/Heike Baier/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 24.04.2025

Vegane Brotaufstriche im Test: Wir haben 19 Produkte getestet.
Foto: ÖKO-TEST

Das Sortiment an veganen Brotaufstrichen ist groß. Doch welche Produkte sind empfehlenswert? Wir haben 19 vegane Aufstriche mit Curry-Frucht-Geschmack unter die Lupe genommen – und können viele davon empfehlen. Wir sind aber auch auf ein Schimmelpilzgift und Pestizidspuren gestoßen.

  • Im Test: 19 vegane Brotaufstriche – alle mit der Geschmacksnote Curry, meist in Kombination mit Früchten wie Mango, Papaya oder Ananas. Alle Produkte tragen ein Bio-Siegel. 
  • Viele vegane Brotaufstriche können wir empfehlen.
  • In der Kritik: ein Schimmelpilzgift und Pestizidrückstände. 

Pflanzliche Brotaufstriche haben Karriere gemacht in den vergan­genen Jahren. Sie sind nicht nur beliebt als vegane Alternative zu klassi­schen Brotbelägen, sondern auch ein Multitalent in der Küche – ob als Dip zur Pellkartoffel, als Grundlage für Pastasoßen oder im Salatdressing.  

Grundsätz­lich sehen wir diese Entwicklung positiv: Denn mehr pflanzliche Lebensmittel auf dem Teller sind nicht nur besser fürs Klima, sondern in der Regel auch gut für die Ge­sundheit. Da schließt sich die Frage an: Wie gesund ist eigentlich so ein veganer Brotaufstrich? 

Pflanzliche Aufstriche sind beliebt. Doch welche veganen Brotaufstriche im Handel sind empfehlenswert? Wir haben 19 Produkte getestet.
Pflanzliche Aufstriche sind beliebt. Doch welche veganen Brotaufstriche im Handel sind empfehlenswert? Wir haben 19 Produkte getestet. (Foto: MShev/Shutterstock)

Sind vegane Brotaufstriche gesund?

Die Antwort: Es hängt davon ab, was genau drin ist und wogegen man ihn aus­tauscht. Ein Blick auf die Zutatenliste lohnt sich allemal: Vorteilhaft ist es, wenn Gemüse, Hülsenfrüchte oder Kerne weit oben stehen und damit mengenmäßig reichlich ins Gewicht fallen.

Bei vielen veganen Aufstrichen im Test sind jedoch pflanzliche Öle die wichtigste Zutat. Rund die Hälfte der Produkte kommt dadurch auf einen Fettgehalt von 30 Prozent oder mehr – und kann es somit locker mit einer durchschnittlich fettigen Streichwurst aufnehmen.

Der höchste Fettgehalt im Test liegt bei 37 Prozent. Das ist sogar mehr als in einer Durchschnittswurst steckt. Aber ist dieser Aufstrich somit ungesünder als eine Durchschnittswurst? So einfach ist es nicht, denn der Aufstrich basiert auf Rapsöl. Damit enthält das Produkt im Vergleich zu einer durchschnittlich fettigen Streich­wurst mehr wertvolle Fettsäuren und deutlich weniger gesättigte Fettsäuren. Diese stehen im Ruf, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erhöhen.

Butter und Margarine durch die Aufstriche ersetzen

In anderen veganen Brotaufstrichen im Test ist zwar etwas weniger Fett drin. Dafür stammt dieses in den meisten Fällen aus Sonnenblumenöl. Das wiederum hat ein nicht ganz so vorteilhaftes Fettsäure­profil. 

Entscheidend ist am Ende, womit man den Aufstrich kombi­niert: Als Ersatz für Butter oder Margarine relativiert sich sein Fett­gehalt schnell. Und in Kombination mit frischem Gemüse kann auch ein relativ fettreicher Aufstrich zum gesunden Brotbelag werden. So können die Produkte schließlich dazu beitragen, dass fettlösliche Vitamine besser aufgenommen werden. 

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Aber mischen sich auch Schadstoffe unter die Zutaten der veganen Brotaufstriche? Um das zu überprüfen, sind wir losge­zogen und haben – nachdem beim letzten Test die Geschmacksnote Paprika-Tomate dran war – dieses Mal Aufstriche mit Currygeschmack eingekauft, meist in süß-würziger Kombination mit Früchten wie Mango oder Papaya.

Das Ergebnis ist insgesamt erfreulich: Viele Produkte sind empfehlenswert. Kritisch sehen wir vor allem ein Schimmelpilzgift und Pestizidrückstände. 

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Schimmelpilzgift in der Kritik 

Konkret ist das von uns beauftragte Labor auf das Alternariatoxin Alternariolmonomethylether (AME) gestoßen. Und zwar in einem Gehalt, den wir als "stark erhöht" bewerten. 

AME ist ein giftiges Stoffwechselprodukt von Alternaria-Schimmelpilzen, die Pflan­zen auf dem Feld oder bei der Lagerung befallen können. Laut Europäischer Behör­de für Lebensmittelsicherheit (EFSA) waren diese Toxine in Zellstudien erbgut­schädigend, und es gibt Hinweise auf ein krebserregendes Potenzial.

Wie Alternariatoxine in einen veganen Aufstrich kommen können? Als plausible Quelle kämen die beiden mengenmäßig wichtigsten Zutaten Sonnenblumenöl und -kerne infrage, denn Letztere gelten als anfällig für den Befall mit Schimmelpilzen. 

Labor findet Pestizide in veganen Bio-Aufstrichen im Test

Sämtliche Aufstriche im Test tragen ein Bio-Siegel. Schlichtweg deshalb, weil wir zur Geschmacksrichtung Curry-Frucht keine konventionellen Aufstriche aus dem Glas finden konnten. Unsere Erwartung wäre also gewesen, dass Pestizide in den Produkten kein Thema sind.

Doch ganz so war es leider nicht. Vereinzelt wies das Labor in den veganen Aufstrichen im Test Spuren des Wachstumsregulators Mepiquat nach. Mepiquat sorgt für kürzere und damit stabilere Halme. Im Bio-Anbau ist es verboten, kann aber durch Abdrift in die Rohstoffe gelangen.

Mepiquat stammt laut Hersteller aus den Sonnenblumenkernen

Ein betroffener Anbieter ist der Frage, welche Zutat das Pestizid in den Aufstrich eingeschleppt hat, nachgegangen und schreibt uns, dass das Mepiquat im Produkt aus den darin verarbeiteten Sonnenblumenkernen stammt.

Den Befund der Rohwarenanalyse habe man an die zuständige Bio-Kontrollstelle gemeldet. Nach deren Auffassung liege keine aktive Anwendung von Mepiquat im Ursprung vor.

Mineralölrückstände nur in Spuren gefunden

Viele vegane Aufstriche im Test können jedoch vor allem damit glänzen, was alles nicht drin ist: zu viel Salz etwa oder das Schwermetall Nickel – zwei Kritikpunkte aus dem letzten Test. Auch Mineralölbelastungen, die in früheren Aufstrich-Tests gang und gäbe waren, haben die Hersteller besser in den Griff bekommen.

In etwa jedem zweiten Produkt hat das Labor zwar noch gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) gefunden, allerdings in so niedrigen Gehalten, dass wir sie als "Spuren" durchgehen lassen. Zur Erklärung: MOSH/MOSH-Analoge reichern sich im menschlichen Fettgewebe, in Leber, Milz und Lymphknoten an. Was sie dort anrichten, ist noch nicht ausreichend geklärt. 

Welche veganen Aufstriche im Test Spuren von MOSH enthalten – die wir aber nicht abwerten – haben wir zur Information in der Tabelle im ePaper aufgeführt:

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

In (Bio-)Supermärkten, Drogerien und bei Discountern haben wir 19 vegane Brotaufstriche eingekauft – alle mit der Geschmacksnote Curry, meist in Kombination mit Früchten wie Mango, Papaya oder Ananas. Weil wir in die­ser Geschmacksrichtung keine konventionellen, in Glas abgefüllte Aufstriche fanden, sind nur Produkte mit Bio-Siegel im Test. Bezahlt haben wir für 180 Gramm Aufstrich zwischen 1,25 und 3,59 Euro.

Verschiedene Labore untersuchten die Produkte in unse­rem Auftrag auf gesättigte und aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge, MOAH), auf eine Reihe von Schimmelpilzgiften wie Aflatoxine, Ochratoxin A und Alternariatoxine sowie auf ein umfassendes Spektrum von Pestiziden inklusive Glufosinat, Glyphosat und dessen Abbauprodukt Aminomethylphosphonsäure (AMPA).

Zudem erfolgten Analysen auf Chlorat und Perchlorat, die während der Pro­duktion aus Desinfektionsmitteln in die Aufstriche gelan­gen können, sowie auf verschiedene Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Nickel. Darüber hinaus ließen wir im Labor prüfen, ob als glutenfrei ausgelobte Pro­dukte den maximal erlaubten Glutengehalt von 20 Milligramm pro Kilogramm einhalten. Die Deckel der Gläser ließen wir auf umweltschädliche PVC/ PVDC/chlorierte Verbindungen checken.

Per Deklaration erfassten wir die Hauptzutaten der Auf­striche sowie ihren Fett-, Zucker- und Salzgehalt. Den Salz­gehalt ließen wir auch im Labor messen, um zu überprüfen, ob alles zu den Angaben auf der Verpackung passt. Wir überprüften die Verpackungen außerdem auf nicht ausreichend erklärte Umweltaus­lobungen sowie Werbung mit Selbstverständlichkeiten und rechneten die jeweils dort abgedruckten Nutri-Scores nach.  

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungs­grenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bei Richt- und Orientierungswerten handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen. Ebenfalls rechtlich nicht bindend ist der Threshold of Toxico­logical Concern (TTC). Bei diesem handelt es sich um den täglichen Schwellenwert mit toxikologischer Relevanz der EFSA. MOSH/MOSH-Analoge beinhalten gegebenenfalls auch POSH (Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons), PAO (Poly Alpha Olefins) und MORE (Mineral Oil Refined Products).  

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: ein gemessener Gehalt an Alternariolmonomethylether (AME), der den TTC für AME von 2,5 ng pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag zu mehr als 100 Prozent ausschöpft (in Tabelle: "AME stark erhöht"). Zur Bestimmung des TTC wurde ein durchschnittliches Körpergewicht eines Erwachsenen von 60 Kilogramm und eine tägliche Portion von 30 Gramm Brotaufstrich zugrunde gelegt.  

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: ein gemessener Gehalt von mehr als 0,01 mg/kg eines Wachstumsregulators in einem Bio-Produkt. Zur Abwertung um eine Note führt: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Mineralöl: ISO 20122 : 2024-04 mod. (Die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix) (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Elementbestimmung mittels ICP-MS.
Gliadin: quantitativ, ELISA.
Alternariatoxine: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Ochratoxin A: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Aflatoxine: HPLC/FLD (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Chlorat/Perchlorat: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Pestizide: GC-MS nach§ 64 LFGB L 00.00-34 : 2010-09, mod. und LC-MS/MS nach § 64 LFGB L 13.04-5: 2013-08, mod. (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Glyphosat, Glufosinat, AMPA: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Chlormequat, Mepiquat: LC-MS/MS nach § 64 LFGB L00.00-76 : 2008-12; mod. (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
PVC: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Januar 2025.

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