- 20 Trinkhalme aus Papier, darunter sieben weiße/ungebleichte und 13 bunte oder schwarze Produkte, haben wir zur Überprüfung ins Labor geschickt.
- Notenabzüge gibt es vor allem für gefundene PFAS sowie aus unserer Sicht "erhöhte" Gehalte an Aluminium und Benzisothiazolinon (BIT). Zudem knicken einige Strohhalme ab, sobald sie einmal eingeweicht sind. Ein Produkt färbt sogar ab.
- Positiv: In zehn Papierstrohhalmen befinden sich keine unerwünschten Stoffe.
Getränke zum Blubbern bringen und lautstark den letzten Schluck Apfelschorle schlürfen – Kinder lieben Trinkhalme. Ist man nicht zu Hause, wo man auf Mehrwegalternativen setzen kann, handelt es sich dabei oft um solche aus Papier.
Doch Untersuchungsämter schlugen bei den Papierhalmen aufgrund von Schadstoffbelastungen immer wieder Alarm. Wir wollten daher genau wissen, was in den Produkten steckt, und haben 20 Marken in verschiedenen Laboren auf Schadstoffe und Nutzungseigenschaften testen lassen.
Papierstrohhalme im Test: Papstar, dm & Co. im Vergleich
Das Testergebnis war in einer Hinsicht besser, als erwartet: Denn die von den Ämtern bemängelten krebserregenden Chlorpropanole waren in unserem Test kein Thema. Stattdessen sind viele Halme frei von Schadstoffen. Zwei Papierstrohhalme schneiden sogar mit "sehr gut" ab. Auf der anderen Seite fallen aber auch vier Produkte mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Während einige von ihnen bedenkliche Inhaltsstoffe, wie PFAS, Aluminium oder Benzisothiazolinon (BIT) enthalten, fallen andere im Sensorik-Test negativ auf. Schauen wir uns die Problemstoffe in diesem Test einmal der Reihe nach genauer an.
Warum PFAS in Papierstrohhalmen bedenklich sind
Beginnen wir mit per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS). Diese "Ewigkeitschemikalien" stecken aufgrund ihrer schmutz- und wasserabweisenden Eigenschaften generell in vielen Produkten. Der Knackpunkt: Sowohl bei der Herstellung von PFAS selbst als auch von PFAS-haltigen Produkten und deren Entsorgung können die Stoffe in die Umwelt gelangen. Dort sind sie äußerst beständig und bauen sich kaum ab.
Zudem sind die meisten von den wenigen gut untersuchten PFAS laut Europäischer Umweltagentur (EEA) mäßig bis hoch toxisch. Deshalb ziehen wir den Halmen von Hema und Rossmann je vier Noten für den Nachweis von PFAS unter den Weiteren Mängeln ab.
>> Lesetipp: Warum PFAS-Chemikalien bedenklich sind und verboten werden sollen
Papierstrohhalme im Test: In einigen steckt Aluminium
Nun zu Aluminium. In Trinkhalmen aus Papier wird es beispielsweise als Füllstoff oder zur Oberflächenbeschichtung eingesetzt. Das Problem bei Aluminium: Zu hohe Mengen davon können die Nieren und das Nervensystem schädigen.
Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nehmen Verbraucherinnen und Verbraucher ohnehin schon zu viel Aluminium auf – das meiste über Lebensmittel. Daher empfiehlt das BfR in einer Stellungnahme zu Papieren, Kartons und Pappen mit Lebensmittelkontakt, dass nicht mehr als ein Milligramm Aluminium auf ein Kilo Lebensmittel – in unserem Fall auf einen Liter Wasser – übergehen sollte.
In vier Produkten in unserem Test schöpfen die gemessenen Gehalte den Richtwert zu mehr als der Hälfte aus. Das werten wir ab.
Kontaktallergen BIT: "Gesundheitsschädlich bei Verschlucken"
Das BfR empfiehlt in der gleichen Stellungnahme auch einen Richtwert für Isothiazolinone, darunter Benzisothiazolinon (BIT). Das von uns beauftragte Labor hat BIT in fünf Trinkhalmen im Test in einer Konzentration gemessen, die den Richtwert zu mehr als 50 Prozent ausschöpft.
Das Problem: Gemäß der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) ist BIT nicht nur ein Kontaktallergen, sondern auch gesundheitsschädlich bei Verschlucken. Die Mengen des Stoffes, der oft als Konservierungsmittel eingesetzt wird, sollten daher geringgehalten werden.
>> Die detaillierten Testergebnisse lesen Sie ganz unten in der Produktbox
Es fehlen wichtige Daten für toxikologische Bewertung
Weitere Stoffe, die wir in diesem Test kritisieren, sind primäre aromatische Amine (paA). Diese hat das Labor in einer Papierstrohhalm-Marke nachgewiesen – und zwar in einer Konzentration, die den vom BfR empfohlenen Summengrenzwert von 0,01 Milligramm pro Kilo Lebensmittel zu mehr als der Hälfte ausschöpft.
Auch dafür gibt es Minuspunkte. Denn: Während einige paA als krebserregend gelten, fehlen zu der hier gefundenen Verbindung noch wichtige Daten für eine toxikologische Bewertung. In Trinkhalme gelangen paA zum Beispiel über Druckfarben, die auf sogenannten Azopigmenten basieren. Reagieren diese Farbpigmente nicht vollständig, können paA als Verunreinigungen zurückbleiben.
Sensoriktest: Tester bemängeln "rauchige" oder "bittere" Noten
So viel zu den Inhaltsstoffen. Wir haben die Papierstrohhalme im Test auch von sechs Sensorikexperten beurteilen lassen. Schließlich wollten wir wissen, ob sie den Geschmack der sie umgebenden Flüssigkeit veränderten.
Das Ergebnis: Bei allen getesteten Trinkhalmen aus Papier gab es mehr oder weniger deutliche Auffälligkeiten. So schmeckten fast alle Halme nach Papier. Bei einigen kamen weitere Attribute wie "bitter", "rauchig" oder "adstringierend" – eine Art zusammenziehendes, pelziges Gefühl im Mund – hinzu.
Abwertungsrelevant wurde es für uns, wenn Halme von maximal sechs Punkten weniger als 2,5 Punkte erreichten. Am schlechtesten schnitten hier ein auch insgesamt "mangelhaftes" Produkt ab: Bereits deren Geruch war für zwei Prüfer so unangenehm, dass sie das Produkt aus "arbeitsschutztechnischen Gründen" nicht im Geschmack beurteilt haben. Nicht gerade die erste Wahl also.
Stabilität der Papierstrohhalme auf dem Prüfstand
Auch die Stabilität der Papierstrohhalme hat das Labor beurteilt, da Kinder (und Erwachsene) auch in der Praxis im Getränk rühren oder herumstochern. Dafür wurden die Trinkhalme sechs Stunden lang fast vollständig in Apfelschorle eingetaucht und dann waagerecht mit einer Schraubklemme fixiert. Während alle Halme ihr Eigengewicht tragen konnten, knickten fünf Produkte unter Einwirkung eines zehn Gramm schweren Gewichts ab.
Darüber hinaus überprüfte das Labor bei bunten oder schwarzen Trinkhalmen die Farbechtheit. Dafür wurden die Halme für vier Stunden in eine dreiprozentige Essigsäure, die einem sauren Getränk wie Apfelschorle ähnelt, eingeweicht. Nur ein Produkt schnitten hier schlecht ab.
Trinkhalme aus Papier: Tipps zum Kauf und zur Entsorgung
Wissenswertes und Tipps zu Papierstrohhalmen:
- Trinkhalme werden häufig auch Strohhalme genannt, weil sie ursprünglich tatsächlich aus Stroh bestanden. Als Trinkhilfe mit oder ohne eine zusätzliche Funktion als Filter haben sie eine lange Tradition, die über 5.000 Jahre zurückreicht.
- Ökologisch gesehen sind Einwegprodukte immer nachteilig. Wir empfehlen daher, Trinkhalme im Restaurant abzubestellen und zu Hause auf Mehrweghalme zu setzen.
- Wer für die Kindergeburtstagsparty nicht auf Einwegtrinkhalme verzichten und dabei unnötige Schadstoffe aus Druckfarben vermeiden will, ist mit weißen oder ungebleichten Papierhalmen gut beraten.
- Wichtig: Trinkhalme aus Papier gehören trotz Auslobungen wie "biologisch abbaubar" laut Bioabfallverordnung nicht in die Biotonne, sondern sollten im Restmüll entsorgt werden.
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