Viele Kilometer entfernt vom nächsten Supermarkt war es der Bofrost-Mann, der die Großmutter regelmäßig pünktlich belieferte. Und der manchmal besser zu wissen schien, was sie eigentlich brauchte, als Oma selbst: Spinat und Erbsen, Eis oder Windbeutel. In der Stadt, mit dem Supermarkt an jeder Ecke, geriet der Lieferdienst in Vergessenheit. So ging es wohl auch den Toten Hosen, die dem Tiefkühlkostlieferanten 2005 ein musikalisches Denkmal setzten: "Der Bofrost-Mann, der Bofrost-Mann, ich dachte, den gibt's gar nicht mehr. Und sie sagt nur ,Hallo Liebling, die Tiefkühltruhe war leer'."
Doch nach Angaben des Familienunternehmens, das 1966 von Josef H. Boquoi gegründet worden ist, beliefert Bofrost heute europaweit mehr als vier Millionen Kundenhaushalte. Über 5.200 Verkaufsfahrzeuge liefern die Ware aus - und wenn der Kunde will, dann direkt bis in seine Tiefkühltruhe. Das gehört zum Service. Der deutsche Tiefkühllieferant versorgt Verbraucher in zwölf weiteren Ländern, darunter Griechenland, Luxemburg und Russland.
Bofrost gilt als verschwiegen. Nur gelegentlich öffnet die Zentrale mit Sitz im niederrheinischen Straelen ihre Türen für Journalisten. Wir haben zunächst Glück: Die Mitarbeiterin der Unternehmenskommunikation lädt uns ein. Sie teilt allerdings mit, dass das Unternehmen den Text vor Veröffentlichung lesen möchte. Als ÖKO-TEST das verweigert, zieht Bofrost seine Einladung zurück. All das geschieht telefonisch. Gesprächspartner aus verschiedenen Abteilungen wie dem Verkauf und dem Qualitätsmanagement vermittelt die Unternehmenskommunikation auch auf mehrfache Nachfrage nicht. Eine Mitarbeiterin der Abteilung beantwortet Fragen fast ausschließlich per E-Mail. Und auch der Betriebsrat "kann und will" sich im Gespräch mit ÖKO-TEST nicht äußern.
Einige Informationen stellt die Unternehmenssprecherin aber für uns zusammen: In Deutschland sind mehr als 3.000 Verkaufsfahrer unterwegs, sie besuchen regelmäßig über 2,6 Millionen Haushalte. Im Gepäck beziehungsweise im Lastwagen: ein großes Sortiment an Gemüse, Eis, Fisch, Fleisch, Backwaren und fertigen Gerichten. Die Kunden haben mehrere Möglichkeiten. Sie wählen entweder direkt beim Besuch aus, welche Produkte sie kaufen möchten, oder sie bestellen vorab im Internet oder über eine kostenlose Servicerufnummer.
Die Vorteile des Direktvertriebs sieht Bofrost im Kundenkontakt; die Fahrer leisteten ganz individuelle Beratung, schreibt die Unternehmenssprecherin: "Viele kaufen bereits seit vielen Jahren bei uns." Die Kunden vertrauten ihrem Fahrer. Diese Aspekte machten Bofrost aus: die enge Kundenbeziehung, das Wissen um die Bedürfnisse der Käufer und die hohe Qualität der Produkte.
In den Medien und in der Öffentlichkeit wird viel darüber diskutiert, unter welchen Bedingungen Verkaufsfahrer von Tiefkühllieferdiensten unterwegs sind. Es geistert ein Bild umher: vom schlecht bezahlten Knochenjob, von vielen Überstunden und dem...