15 Kaffeekapseln im Test

Die Müllmacher

Jahrbuch für 2015 | | Kategorie: Essen und Trinken | 10.10.2014

15 Kaffeekapseln im Test

Kaffeekapseln stehen für bequemen Genuss. Beim Kunden sind sie in. Out scheint dagegen bei Anbietern dieser Einwegverpackungen die Umwelt zu sein. Was unser Kaffeekapseltest noch verrät: Funktionieren die Kapseln in der Maschine? Stecken Schadstoffe im Kaffee? Und: Wurde er fair produziert?

Laut dem Deutschen Kaffeeverband wuchs der Markt für Kaffeekapseln allein in Deutschland von 2011 auf 2012 um 16 Prozent und lag 2012 bei 10.000 Tonnen. Das sind zwei Milliarden Kapseln. Hintereinander gelegt ergeben die eine Strecke von 60.000 Kilometern. Zum Vergleich: Die Länge des Äquatorkreises beträgt rund 40.000 Kilometer. Das heißt: Nur wir deutschen Kaffeekapseltrinker produzieren einen Kapselgürtel, der eineinhalbmal um die Erde reicht. Wohin mit dem Müll?

Neben diesem Aspekt interessiert uns auch, ob Schadstoffe im Kaffee enthalten sind oder ob unfaire Anbaumethoden gegen die 13 Einwegkaffeekapseln im Test sprechen. Ein weiteres Thema der Prüfung: Funktionieren die Kapseln in den Maschinen störungsfrei und sind die zwei wiederbefüllbaren Kapseln im Test eine echte Alternative?

Das Testergebnis

Kaffeekapselproduktion und Transparenz:

Die Einwegkapseln bestehen meist aus mehreren Komponenten. Mit dabei: Polypropylen, Aluminium, Ethylen-Vinylalkohol-Copolymer, Polyester, Polyethylen, Silikon. Sollten die Kapseln nicht im Restmüll, sondern in der gelben Tonne landen, wird niemand die rund ein Gramm schwere Kapsel in ihre Komponenten zerlegen. Das Ende der Kapseln ist die "thermische Verwertung". Aber auch Kapseln, die überwiegend aus gut recycelbarem Aluminium bestehen, produzieren unnötig Müll. Denn nicht alle Verbraucher werfen Alukapseln in die Wertstofftonne. Grundsätzlich ist zu fragen, ob es sinnvoll ist, einen Wertstoff wie Aluminium in Kaffeekapseln einzusetzen, wenn Kaffee problemlos ohne Einzelportionskapseln aus Aluminium konsumiert werden kann. Deshalb werten wir Einwegkapseln ab. Auch solche, deren Anbieter uns Zertifikate mitschickten, die belegen, dass ihre Kapseln aus biologisch abbaubarem Kunststoff bestehen oder kompostierbar im Sinne der Norm EN 13432 sind. Denn BUND-Experte Dr. Rolf Buschmann meint dazu: "Kompostierbare Kapseln werden in den Kompostieranlagen als Störfaktor aussortiert und landen im Restmüll."

Fünf der 13 Einwegkaffeekapseln enthalten Kaffee, bei dessen Produktion die Hersteller bemüht sind, dass den Plantagenarbeitern der gesetzliche Mindestlohn gezahlt wird und bei der Produktion die ILO-Kernarbeitsnormen eingehalten werden. Es sind ausnahmslos Produkte, deren Kaffee ein Zertifikat nach den Kriterien von UTZ, Rainforest Alliance oder Fairtrade besitzt. Die Zertifizierungskriterien dieser Organisationen fordern die Einhaltung der Normen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) der UNO und die Zahlung eines Mindestlohns. Das Unternehmen Lavazza verwies auf seinen Unternehmenskodex als Nachweis dafür, die Zahlung von Mindestlohn und die Einhaltung der ILO-Kriterien während der Kaffeeproduktion zu garantieren. Doch das reicht uns als Nachweis nicht aus. Denn dies ist doch deutlich weniger als eine externe Kontrolle, die stichprobenartig von den Siegelorganisationen gefordert wird. Einen garantierten Mindestpreis für den Kaffee...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir haben 13 Einwegkaffeekapseln eingekauft. Mit dabei sind sechs Systemkapseln - darunter auch ein Nespressoprodukt -, zu denen es spezielle Kapselmaschinen gibt. Und: Sieben Kapseln - darunter zwei Bio-Produkte -, deren Anbieter damit werben, dass ihre Kaffeekapseln in Nespressomaschinen funktionieren. Dazu kauften wir noch zwei wiederbefüllbare Kapseln, ebenfalls laut Hersteller kompatibel mit dem Maschinensystem des Marktführers Nespresso.

Die Inhaltsstoffe

Die Labore untersuchten das Kaffeepulver, das Kapselmaterial und den Kaffeeaufguss auf Schadstoffe. Mögliche Problemstoffe im Kaffeepulver: Acrylamid und Furan. Beide entstehen als unerwünschte Nebenprodukte während des Röstens. Das Schimmelpilzgift Ochratoxin A kann sich bilden, wenn die Kaffeebohnen falsch gelagert werden. Den Kaffeeaufguss analysierten Labormitarbeiter, um festzustellen, ob sich Weichmacher, Schwermetalle oder Aluminium während des Brühens aus dem Kapselmaterial gelöst hatten.

Kaffeekapselproduktion und Transparenz

Wir wollten von den Anbietern wissen, ob sie sich bemühen, einen fairen Kaffee zu verkaufen. Indikatoren dafür sind die Zahlung eines Mindestpreises für den Kaffee, von Mindestlöhnen für Plantagenarbeiter und die Einhaltung grundlegender internationaler Arbeitsnormen auf den Plantagen. Zu allen Antworten der Anbieter verlangten wir Nachweise, die die Richtigkeit der Angaben belegen.

Die Handhabung der Kapseln

Hersteller von Kaffeekapseln versprechen den bequemen Kaffeegenuss. Unbequem wird es, wenn die Kapsel nur unter Schwierigkeiten in die Maschine gelegt werden kann oder nach dem Brühvorgang stecken bleibt. Deshalb ließen wir die Handhabung der Kapseln überprüfen.

Die Bewertung

Die Handhabung der Kapseln ist wichtig. Aber Schadstofffreiheit ist noch wichtiger. Deshalb fließt das Testergebnis Inhaltsstoffe zu 60, das Testergebnis Handhabung zu 40 Prozent in das Gesamturteil ein. Doch um ein "gutes" oder gar "sehr gutes" Produkt anzubieten, muss die Kaffeekapsel auch beim Test Produktion und Transparenz überzeugen.

Jahrbuch für 2015
Jahrbuch für 2015

Jetzt Ausgabe als ePaper kaufen!