Wann hattest du das letzte Mal Sex?" fragt Julie ihre Mutter Susan in der US-Fernsehserie Desperate Housewives. Schweigen. Julie: "Ist es dir unangenehm, dass ich das frage?" Susan: "Nein, ich versuche mich nur zu erinnern!" In dem amerikanischen Quotenrenner dreht sich (fast) alles um Liebe, Sex und wer mit wem hinter wessen Rücken anbandelt. Da brennen Frauen auch schon mal das Haus ihrer Rivalin nieder. Ganz so dramatisch läuft es rund um die Betten von uns Normalsterblichen glücklicherweise nicht ab. Und doch: Liebe und Sex sind zentrale Punkte im Leben. Sicher, es geht nicht immer und nur um "das Eine" - aber doch immer wieder und ziemlich viel.
Auf der Jagd nach der Lust wird gern übertrieben - in alle Richtungen. Jeder weiß etwas dazu zu sagen und nirgends wird wohl mehr gelogen als beim Abfragen der Koitusfrequenz und der Darstellung der eigenen Sexualkraft. Keiner will als Spaßbremser und Versager dastehen, selbstverständlich machen wir es immer und überall.
Die Medien sind voll von Sex. Ratschläge über Ratschläge in Zeitschriften und Lebensberatungsformaten der privaten Fernsehsender. Die richtige Technik, das empfohlene Drumherum - und schon klappt's nicht nur im Bett, sondern auch am Strand, auf dem Autositz, auf der Flugzeugtoilette oder wo immer sonst noch wir glauben, dass uns die Lust zu überfallen habe. Sex als Spielart der Fitnessgymnastik, für jeden erlernbar. Denn Sex hält jung und in Form und stärkt die Abwehrkräfte.
Das allerdings stimmt wohl tatsächlich. Diese Erkenntnis verdanken wir einer wachsenden Schar wackerer Wissenschaftler, die Versuchspersonen zum Masturbieren ins Labor bitten, während des Koitus die Gehirnströme messen und die im Blut zirkulierenden Botenstoffe ermitteln. So behaupten etwa britische Wissenschaftler: Sex beruhigt die Nerven und schützt vor Lampenfieber. Die Hirnanhangdrüse produziert dabei nämlich Endorphine, die schädliche Stresshormone bekämpfen. Die Stimmung steigt, das Schmerzempfinden wird gesenkt. Der Orgasmus löst Muskelverspannungen; Kopf- oder Rückenschmerzen können schlagartig verschwinden. Und da wir jede Menge des Kuschelhormons Oxytocin produzieren, wenn wir die Sterne sehen, können wir anschließend wie die Bären schlafen. Na prima, jetzt müssen wir vor dem nächsten Vortrag nur noch Zeit, Gelegenheit und einen Paarungswilligen finden, um Muffensausen und Kopfweh kurz wegzupoppen; dann steht der Karriere nichts im Wege und schlaflose Zweiflernächte sind Albträume von gestern. Sex als Allheilmittel.
Tatsächlich soll sogar die Figur von regelmäßigem Sex profitieren. Wobei es natürlich darauf ankommt, mit welchem Engagement man ihn betreibt. Ein sportlicher Liebesakt kann das Äquivalent von einer Tafel Schokolade verbrennen, also rund 500 Kilokalorien. Zum Vergleich: Eine halbe Stunde Joggen verbraucht 300 Kilokalorien. Wer allerdings nicht das Kamasutra rauf- und runterturnen will, der bringt es in der Regel nur auf ein Sc...