Der neueste Trend sind Fernbedienungen. Kathy Mussäus streift sich einen Partnervibrator über die linke Hand. Er sieht aus wie eine Spange mit zwei Vibrationsköpfen. Der eine Kopf wird auf die Klitoris gelegt, der andere in die Vagina geschoben. "Dann sitzt der Vibrator fest und der Mann kann seinen Penis einführen", erklärt die Shop-Leiterin der Kleinen Freiheit in Hamburg. Statt lange den Schalter am Vibrator zu suchen, reiche ein Druck auf die Fernbedienung und das Spielzeug stimuliert die Klitoris, den G-Punkt und den Penis. "Das wird gern genommen", sagt Mussäus, "gerade von Pärchen." Ihr Erotikshop liegt nicht auf der Reeperbahn, sondern im bürgerlichen Hamburger Stadtteil Winterhude. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein exklusiver Dessousladen, drinnen finden Frauen vom Massageöl bis zum G-Punkt-Vibrator, vom Frauen-Porno bis zum Catsuit, vom Nippelpatch bis zum dreiteiligen Bettfessel-Set vieles, was ihnen Lust machen kann. Aber nicht zu viel. "Einigen ist auch das schon viel zu viel", sagt Kathy Mussäus. Meistens merkt sie, wenn eine Frau zum ersten Mal kommt: "Oft sagen sie es auch." Gerade schleicht eine Kundin um die legendären Perlenstrings herum. Seit der Fernsehserie Sex and the City sind sie ein Bestseller. Ob man den String immer tragen könne? Nein, sie seien doch eher eine Spielerei, erklärt Mussäus.
Mit etwas Glück haben Neukundinnen den Laden für sich allein und können sich ungestört von Frau zu Frau beraten lassen. Vibratoren, sagt Mussäus, seien nach wie vor der Renner. Als Erstes empfiehlt sie Frauen, nach der Ästhetik zu gucken und sich dann zu fragen, wie sie sich stimulieren. Braucht sie eher einen Vibrator zum Auflegen auf die Klitoris, einen, den sie in die Vagina führt, oder etwas für die Doppelstimulation? Soll der Vibrator biegsam sein oder eher hart?
Lockere, sachliche Atmosphäre
Mussäus duzt ihre Kundinnen, erklärt ihnen locker und sachlich, wie die Spielzeuge funktionieren und animiert sie, auch mal die Knöpfe zu drücken. Gesagt, getan. Prompt rotiert die Spitze des violetten Vibrators wie ein wackelnder Finger, während eine Kitzelspitze am Schaft sanft vibriert. Eine jüngere Frau, die still in den Zeitschriften gestöbert hat, wird nun auch neugierig, lässt sich auch noch ein vibrierendes Ei erklären, dass wie ein Tampon eingeführt und per Fernbedienung gesteuert wird, und die stupsnäsigen Vibratoren mit Akku, die perfekt den G-Punkt stimulieren. Schließlich interessiert sie sich für die Minivibratoren, die in jede Handtasche passen.
In den Erotikshop kommen die meisten allein: 60 Prozent Frauen, 20 Prozent Männer, weitere 20 Prozent sind Paare, die nach geeignetem Spielzeug suchen. Längst interessieren sich die Kundinnen und Kunden nicht nur für die Funktion und Wirkung der Toys, sondern auch für die Materialien, aus denen Dildo und Co. hergestellt sind. Vorbei sind die Zeiten, in denen Sexspielzeug aus Fernost kam, als supernaturalistische, brac...