Erektionsstörungen gelten inzwischen als klassische Zivilisationskrankheit, deren Häufigkeit mit zunehmendem Alter steigt: Gut zwei Prozent der 20- bis 30-Jährigen bis hin zu jedem zweiten 70-Jährigen dürften in unterschiedlichem Ausmaß davon betroffen sein. Herzerkrankungen, Diabetes und Bluthochdruck erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Erektionsstörung.
Potenzmittel im Test: Viagra & Co. auf Wirksamkeit und Nutzen bei Erektionsstörung geprüft
Bis vor einigen Jahren ging man in der Mehrzahl der Fälle von psychischen Ursachen für die Erkrankung aus. Davon sind nach der Einführung neuer diagnostischer Methoden nur noch bis zu 30 Prozent übrig geblieben - die meisten Erektionsstörungen haben nach Lesart der Mediziner organische Ursachen. Dementsprechend unterscheiden sich auch die Behandlungsmöglichkeiten, die von der Psychotherapie über Erektionshilfesysteme wie Vakuumpumpen bis hin zu operativen Therapien reichen. Vorwiegend wird mit Medikamenten behandelt, was jedoch nur dann möglich ist, wenn sich die glatte Muskulatur der Schwellkörper noch nicht zurückgebildet hat oder deren Gefäße noch nicht degeneriert sind.
Wir haben 15 Potenzmittel eingekauft und begutachten lassen: in Apotheken acht rezeptpflichtige Arzneimittel und eine ergänzend bilanzierte Diät gegen Erektionsstörungen sowie in Erotikshops sechs Nahrungsergänzungsmittel, die eine Bereicherung des Liebeslebens versprechen. Bei den Arzneimitteln haben wir nach Wirksamkeits-, bei den anderen Produkten nach Nutzenbelegen gesucht. Zudem hat unser wissenschaftlicher Berater einen kritischen Blick auf die Deklaration geworfen.
Rezeptpflichtige Potenzmittel bei Erektionsproblemen meist empfehlenswert
Das Ergebnis: Die meisten rezeptpflichtigen Arzneimittel im Test können wir empfehlen. Die Präparate aus dem Sexshop taugen bestenfalls als Gag, da es an Belegen für ihren Nutzen mangelt.
Die Arzneimittel im Test sind alle rezeptpflichtig und zur Anwendung bei Männern vorgesehen. Häufig eingesetzt: die Wirkstoffe Sildenafil, Tadalafil und Vardenafil. Sie zählen zur Gruppe der sogenannten PDE-5-Inhibitoren und hemmen ein Enzym, das den Penis wieder abschwellen lässt.
Drei Anbieter im Test setzen auf den Wirkstoff Alprostadil. Dabei handelt es sich um ein körpereigenes Prostaglandin. Dieser Botenstoff wirkt stark entspannend auf die glatte Muskulatur der Schwellkörper im Penis. In der Folge steigt dessen Durchblutung. In zwei Produkten im Test steckt zudem Yohimbin, ein natürlicherweise in der Rinde des Yohimbebaums vorkommendes Alkaloid. Es wurde in der Vergangenheit häufig als Aphrodisiakum verwendet.
Wirksamkeit von Arginin als Aphrodisiakum bei Impotenz fraglich
Die ergänzend bilanzierte Diät im Test eignet sich laut Anbieter zur Behandlung von Gefäßverengungen und Erektionsstörungen. Maßgeblicher Inhaltsstoff ist die Aminosäure Arginin. Der Körper setzt aus Arginin Stickstoffmonoxid (NO) frei, das eine wesentliche Rolle bei der Blutdruckregulation spielt, indem es die Gefäße erweitert. Bislang liegen jedoch nur kleinere Studien vor, die zwar tendenziell positive Effekte bei leichten Erektionsstörungen zeigen, aber nach Auffassung unseres wissenschaftlichen Beraters die Wirksamkeit noch nicht belegen.
Die Nahrungsergänzungsmittel im Test setzen auf anregendes Koffein aus Guarana, auf verschiedene Pflanzenextrakte, Vitamine, Mineralstoffe und Rinderhodenextrakt. Die Versprechungen sind überaus blumig und reichen vom "Elixier zur Entfaltung Eurer Leidenschaft"bis zum "Geheimnis des Spanischen Feuers: Gebratene Stierhoden". Nur: Nutzenbelege gibt es für all diese Aussagen nicht. Zudem ist fraglich, warum man seine Nahrung mit Rinderhoden ergänzen sollte - Hirn zu essen macht schließlich auch nicht schlauer.
Nahrungsergänzungsmittel bei erektiler Dysfunktion nicht hilfreich
Wie so häufig wurden den Produkten Vitamine und Mineralstoffe mal wieder nach dem Gießkannenprinzip beigegeben. Bei drei Präparaten ist zudem die Deklaration zu bemängeln. Ein Mittel enthält etwa laut Zutatenliste Nicotinamid und Kupfersulfat, allerdings sind die Mengen in der Nährwertliste nicht angegeben. Ein weiteres Produkt nennt einige Zusatzstoffe nicht mit ihrer Verkehrsbezeichnung, sondern mit unverständlichen Handelsnamen.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis inklusive Bewertung von Wirksamkeit und Nutzen aller Präparate lesen Sie im ePaper.