- Knapp ein Drittel der deutschen Bevölkerung spielt ab und zu Gesellschaftsspiele.
- Neben Klassikern, wie Mensch ärgere dich nicht, gibt es auch Spiele, die sich mit Themen wie Nachhaltigkeit und Umwelt beschäftigen.
- Wir stellen 10 solcher Gesellschaftsspiele vor.
Laut einer Umfrage der Meinungsforscher des Allensbacher Institutes für Demoskopie spielen fast 33 Mio. Deutsche ab 14 Jahren zumindest hin und wieder Gesellschaftsspiele. Immerhin 5,66 Mio. Personen gaben in der Auflage der Umfrage von 2023 sogar an, häufig zu spielen. Zu den bekanntesten Spielen hierzulande gehören laut dem Statistik-Portal Statista Klassiker wie Mensch ärgere dich nicht, Monopoly oder Siedler von Catan.
Zudem kommen jedes Jahr unzählige neue Spiele auf den Markt. Einige von ihnen greifen auch Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf. ÖKO-TEST stellt 10 solcher Gesellschaftsspiele vor. Das Beste: Manche von ihnen lassen sich bereits mit Kindern ab einem Alter von fünf Jahren spielen.
In die Welt der Vögel eintauchen
Wie farbenfroh und vielfältig die Natur ist, zeigt sich besonders in der Welt der Vögel. Das findet jedenfalls Dominik Eulberg, Ökologe und DJ, der die Idee zu Avichrom hatte. In diesem Kartenspiel lockt ihr heimische Vögel an, indem ihr möglichst viele Federn in der passenden Farbe sammelt. Sind Schwarzhalstaucher, Purpurreiher oder Silbermöwe bei euch gelandet, gibt es Punkte – und zwar umso mehr, je seltener die Vögel in Deutschland sind.
Der Goldregenpfeifer, der in Mooren und Sümpfen lebt, brütet hierzulande zum Beispiel nicht mehr – und ist deshalb besonders wertvoll. Auch die Federn bringen am Ende Punkte. Ihr könnt also verschiedene Strategien ausprobieren, sodass Avichrom auch nach mehreren Runden Spaß macht.
Wollt ihr mehr über die Vögel erfahren, lohnt ein Blick in die Anleitung. Oder ihr legt euch das zweite Kartenspiel vom Vogelbüro Eulberg zu: Das Quartett Fliegende Edelsteine sieht mindestens so schön aus wie Avichrom und beinhaltet noch mehr Infos über die heimische Vogelwelt. Avichrom, Vogelbüro Eulberg, ab 5 Jahre, 2 - 4 Personen, 18,50 Euro
Nektar sammeln und Hummeln helfen
Ursprünglich sollte es in Summsalabim um eine Honigbiene gehen. Dann erfuhren die Spieleentwickler von "Gaiagames", dass Wildbienen für unsere Öko-Systeme viel wichtiger sind – und entschieden sich für eine Hummel. In deren Rolle schlüpft ihr in diesem liebevoll gestalteten Familienspiel, das einiges an Geschicklichkeit fordert.
Um Nektar zu sammeln, balanciert ihr abwechselnd eine Holzhummel auf den Fingern. In jeder Runde muss sie eine bestimmte Blüte anfliegen, die aber nur eure Mitspieler kennen. Sie müssen euch also lotsen – und zwar durch gemeinsames Summen.
Noch kniffliger wird es, wenn ihr neben dem Hummelnest das Labor des Zauberers Pestizido aufbaut. Mit seinen Giften vernebelt er eure Sinne, sodass ihr die Hummel zum Beispiel zu zweit oder mit geschlossenen Augen balancieren müsst. So lernen schon die Kleinsten, wie Ackergifte Insekten ausbremsen. Besonders schön: Die beiden Holzhummeln könnt ihr selbst anmalen. Summsalabim, Gaiagames, ab 5 Jahre, 2 oder mehr Personen, 19,90 Euro
Wie stabil ist euer Öko-System?
Plättchen für Plättchen erschafft ihr bei Ecogon euer eigenes Öko-System und versucht, dessen Bewohner mit allem zu versorgen, was sie brauchen. Und je nach Tier ist das eine Menge: Der Wolf will zum Beispiel mindestens drei große oder sehr große Tiere um sich haben, damit er sich in eurem Öko-System etabliert. Schafft ihr es, die entsprechenden Karten anzulegen, bekommt ihr fünf Punkte.
Doch wird der Wolf die nächste Ereigniskarte überstehen? Die werden nach jedem dritten Zug gezückt und stellen euer Öko-System auf die Probe: Wilderer treiben ihr Unwesen, Flächen werden versiegelt, die Krautfäule befällt eure Pflanzen. Mit etwas Glück dürft ihr aber auch ein verschwundenes Tier zurückholen.
Ecogon lässt sich gemeinsam oder gegeneinander spielen. Die Erweiterung Stille Wasser bringt zusätzlich zu den Landlebewesen Tiere und Pflanzen aus heimischen Gewässern ins Spiel. Ein lehrreiches und trotzdem spannendes Spiel: Von den detailreichen Abbildungen über das hochwertige Spielmaterial bis hin zur Spielmechanik stimmt wirklich alles. Ecogon, Gaiagames, ab 8 Jahre, 1 oder mehr Personen, 35,90 Euro
Für eine saubere Stadt
Auf der Straße, auf dem Spielplatz, an der Kirche – überall liegt Müll! Und genau dem wollt ihr in Dreck weg! an den Kragen. Würfelnd bewegt ihr euch durch die Stadt, lest Flaschen und Restmüll auf, bringt sie zum Pfandautomaten oder zum Schadstoffmobil. Während es für die Flaschen bares Geld gibt, erhaltet ihr für den Restmüll zwar nur Schulterklopfer – aber immerhin lassen die sich in weitere Züge verwandeln. Mit denen geht es zum Beispiel zur Bank, denn dort könnt ihr das Pfand gewinnbringend anlegen.
Ein Zwischenstopp beim Lehrer lohnt sich ebenfalls: Für jedes gesäuberte Stadtfeld macht der zehn Cent locker. Habt ihr jedes Müllstück aufgesammelt, gewinnt der Spieler mit dem meisten Geld. Dreck weg! ist ein klassisches Würfelspiel, das einige taktische Überlegungen fordert – und sich stellenweise wie eine Satire auf unser Abfallsystem liest. Die comicartige Optik sticht im Vergleich zu anderen Umweltspielen heraus. Gerade Kinder dürfte das aber ansprechen. Dreck weg!, Mücke Spiele, ab 6 Jahre, 2 - 4 Personen, 19 Euro
Die Poesie der Natur
Wir schützen nur, was wir benennen können. Diese Idee liegt dem Kartenspiel Die verlorenen Wörter zugrunde, das auf dem gleichnamigen Buch von Robert Macfarlane basiert. Ziel ist es, Eisvogel, Brombeere, Zaunkönig und andere Lebewesen mit dem zu ihnen passenden Gedicht zusammenzubringen. Hierfür könnt ihr Karten ziehen, ablegen und tauschen oder eine Aktionskarte spielen. Mit der Elster könnt ihr zum Beispiel ein Kartenpaar von einem Mitspieler stibitzen.
Die Regeln sind schnell verstanden, sodass es ohne lange Vorbereitungen losgehen kann. Die Spielkarten mit Illustrationen von Jackie Morris sind ein echter Hingucker. Und die Gedichte – oft lautmalerisch, fantasievoll und vielschichtig – schaut man sich am besten nach dem Spiel noch einmal in Ruhe an. Die verlorenen Wörter, Kosmos, ab 10 Jahre, 2 - 4 Personen, 14,99 Euro
Rette den Beifang
Ein Fischerboot hat sein Netz ausgeworfen und, schwuppdiwupp, tummeln sich darin die Tiere: Delfine, Schildkröten, Quallen, Schwertfische – aber Moment: Die gehören doch alle gar nicht ins Netz! Nur mit vereinten Kräften können sie ausbrechen.
Bei Fish’n’Flip versucht ihr, die Tierkarten so zu tauschen und zu drehen, dass möglichst viele Tiere der gleichen Art nebeneinander liegen. Wenn sie dann auch noch in die gleiche Richtung schwimmen, sind sie gerettet. Wäre da nur nicht der ganze Müll, der es euch erschwert, Schwärme zu bilden.
Die kooperative Variante von Fish’n’Flip lässt sich gut mit Kindern verschiedener Altersstufen spielen. In der kompetitiven Version versucht jeder, schneller als die anderen einen besonders klugen Zug auszutüfteln, mit dem sich möglichst viele Tiere befreien lassen.
Im Kampagnen-Modus müsst ihr zusätzliche Aufgaben erfüllen – zum Beispiel alle Haie retten. Weil es so abwechslungsreich ist, lässt Fish’n’Flip sich immer wieder spielen. Und es ist ein guter Ausgangspunkt, um mit Kindern über den Schutz der Meere zu sprechen. Denn warum ist da eigentlich dieser ganze Müll – und wieso enden Wale in Fischernetzen? Fish’n’Flip, Gaiagames, ab 7 Jahre, 1 - 4 Personen, 19,90 Euro
Die Vögel der Welt
Bei Flügelschlag schlüpft ihr in die Rolle von Vogelexperten und versucht, möglichst viele Vögel anzulocken. Punkte gibt es am Ende aber auch für die Eier, die sie gelegt haben, für Futter, das ihr einlagern konntet, oder für Schwärme, die ihr aus den 170 ansprechend illustrierten Vogelkarten gebildet habt. Neben Infos zum Lebensraum, Nist- und Futterverhalten liefert jede Karte einen interessanten Fakt zu der jeweiligen Vogelart.
Im Basisspiel spielt ihr mit Vögeln aus Nordamerika. Mit den Erweiterungen lassen sich aber auch Tiere aus Europa, Asien und Ozeanien ins Spiel bringen. Die Regeln von Flügelschlag sind recht umfangreich, eure Spielrunde sollte also ein bisschen Geduld mitbringen.
Hat man das Spiel einmal verstanden, bietet es jedoch eine gute Mischung aus Taktik und Glück. Minuspunkt: Das an sich hochwertige Spielmaterial ist in allerhand Plastik verpackt – und das Vogelhäuschen, das man selbst zusammenbaut und zum Würfeln benutzt, ist zwar ein netter Gimmick. Aber es ginge auch ohne. Flügelschlag, Feuerland, ab 10 Jahre, 1 - 5 Personen, 54,90 Euro
Nachhaltige Alltagstipps
105 Karten – 105 Tipps, wie ihr euren Alltag nachhaltiger gestalten könnt: Das ist Planet A. Indem ihr Karten aufnehmt oder ablegt, versucht ihr, bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Zum Beispiel geht ihr zu einem Picknick – braucht also drei Karten aus der Kategorie "Unterwegs".
Die Sonderkarten bringen Abwechslung ins Spiel: Zieht ihr eine Umweltkatastrophe, müsst ihr zum Beispiel aussetzen oder Karten ablegen. Es sei denn, ihr habt eine "Umweltaktivist*in" auf der Hand, dann seid ihr geschützt. Spielt jemand die "Umweltheld*in", diskutiert ihr, wie ihr zu mehr Umweltschutz beitragen könnt.
Für eure Ideen dürft ihr zusätzliche Karten ziehen. Wer zuerst drei Aufgaben gelöst hat gewinnt. Auf den Karten selbst findet sich zu jedem Tipp ein Stichwort und eine Illustration – von selbstgemachten Feuchttüchern über die nachhaltige Bank bis hin zu insektenfreundlichen Pflanzen. Weitere Infos, Tipps und Rezepte haben die Autoren auf myplaneta.de gesammelt. Planet A, Denkriesen, ab 10 Jahre, 2 - 5 Personen, 16,90 Euro
Ausgetrocknetes Moor zum Leben erwecken
95 Prozent der Moorflächen in Deutschland sind zerstört. Dabei sind diese mystischen Landschaften nicht nur einzigartige Biotope, sondern auch echte Klimaschützer. In Moorland erweckt ihr ein bereits ausgetrocknetes Moor zum Leben – siedelt Torfmoos, Wollgras und Binsen an, lasst das Wasser fließen und bringt Libellen, Schlangen und Schmetterlinge zurück. Bis jeder Spieler wieder vor einem intakten Moor sitzt.
Punkte gibt es nicht nur für den längsten Wasserweg, sondern auch für die Pflanzen, die in eurem Moor wachsen, und für die Tiere, die sich dort ausbreiten konnten. Auch bei diesem Spiel führen also mehrere Wege zum Ziel, sodass ihr verschiedene Taktiken ausprobieren könnt. Den Schwierigkeitsgrad könnt ihr ebenfalls variieren.
Ein Spiel für Tüftler, das ein wichtiges Thema aufgreift. Wer mehr über Torfabbau, Paludikultur und Co. erfahren möchte, kann in der Anleitung nachlesen. Moorland, Deep Print Games/Pegasus, ab 10 Jahre, 2 - 4 Personen, 29,99 Euro
Verhandeln wie die Profis
Das Thema klingt trocken, doch das Spiel hat es in sich: Bei Kyoto verhandelt ihr über nicht weniger als die Zukunft unseres Planeten. Auf Basis einer wissenschaftlichen Studie müsst ihr in jeder Runde die weltweiten Emissionen senken und genug Geld für den Umweltfonds sammeln. Sonst nimmt die Erde Schaden. Angesichts der Risiken ist Eile gefragt: 90 Sekunden habt ihr, um aushandeln, welches Land auf Wohlstandskarten verzichtet und so den CO₂-Ausstoß senkt – und wer wie viel Geld locker macht.
Die Interessen der Lobby solltet ihr dabei nicht aus dem Blick verlieren. Und vielleicht lohnt es sich auch, eines der anderen Länder zu bestechen? Habt ihr alle Studien abgearbeitet, gewinnt das Land, das am meisten Geld und Wohlstand bewahrt und die Interessen der Lobby am besten vertreten hat.
Erreichen die Umweltschäden schon vorher einen kritischen Wert, ist das Spiel sofort vorbei und das Land mit dem zweitbesten Ergebnis gewinnt. Ein kurzweiliges Spiel, das unangenehm realistisch zeigt, wie unser Lebenswandel das Klima anheizt – und woran Klimakonferenzen scheitern. Kyoto, Deep Print Games/Pegasus, ab 10 Jahre, 3 - 6 Personen, 24,99 Euro