- Für unser Dezember-Magazin 2023 haben wir im vergangegen Jahr rote Glühweine getestet.
- 13 Produkte schnitten mit "sehr gut" ab.
- Kritik gab es für gefundene Pestizidrückstände und sensorische Mängel.
Heißer, süßer Rotwein, dazu Gewürzaromen von Nelke, Zimt, Vanille oder Kardamom: Für viele Menschen gehört der Duft von Glühwein zur Adventszeit wie Plätzchen und Kerzenschein. Er steht nicht nur fürs gesellige Anstoßen mit Freunden auf dem Weihnachtsmarkt, sondern versüßt auch gemütliche Winterabende auf dem Sofa.
Heißer Hirsch, Christkindles & Co.: Glühwein im Test
Doch welcher Tropfen ist eine Sünde wert? Wir haben Ende des Jahres 2023 insgesamt 24 Glühweine getestet: Darunter beliebte Bio-Produkte wie der Alnatura Glühwein oder der Heiße Hirsch ebenso wie Winzer-Glühweine, Eigenmarken von Discountern oder der Nürnberger Glühwein Christkindles Markt-Glühwein.
13 von ihnen schnitten mit "sehr gut" ab:
- Alnatura Glühwein von Alnatura
- Heißer Hirsch von Acht Grad Plus
- Nürnberger Rauschgold Engel Bio- Glühwein von Weinkellerei Hechtsheim
- Pfaffmann Bio Winzerglühwein Rot, Bioland von Weingut 1616 Pfaffmann Heinz Stiftung
- Rewe Feine Welt Glühwein aus Bio-Rotwein von Rewe (Kunzmann Weinkellerei)
- Voelkel Hygge Glühwein, rot von Voelkel
- 1112 Elfhundert Zwölf Roter Glühwein von Markgräflich Badisches Weinhaus
- Heil Glühwein von Kelterei Heil
- Premium Glühwein, rot von Aldi Nord (Andreas Oster Weinkellerei)
- Rotkäppchen Glühwein von Rotkäppchen-Mumm
- Rotwild Glühwein von Peter Mertes Weinkellerei
- Wolfsglut Winterglühwein, rot von Villa Baden Weinkontor
- Würziger, Aromatischer Glühwein von Aldi Nord/AldiSüd (Hauser Weinimport)
>> Die detaillierten Testergebnissen lesen Sie gratis ganz unten in der Produktbox.
Wie schmeckten die Glühweine?
Da es keine gesetzliche Definition für den Geschmack oder Geruch von Glühwein gibt, orientierten wir uns an einer Stellungnahme des Arbeitskreises lebensmittelchemischer Sachverständiger (ALS), in dem auch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit vertreten ist. Geschulte Sensorik-Experten verkosteten die Produkte für uns: An jedem zweiten Glühwein hatten sie etwas zu bemängeln.
In dem bei Norma eingekauften Weihnachts Glühwein stellten die Sensoriker eine "unsaubere" Note sowohl im Geruch als auch im Geschmack fest. In Omas Glühweinbude Omas Glühwein der St. Lorenz Weinkellerei – ein Produkt im Verbundkarton – schmeckten sie die Verpackung heraus.
Punktabzug gab es auch bei Geschmacksnoten, die wir im Glühwein für fehl am Platz halten: Im Heil Glühwein und im Weineck’s Glühwein machten die Geschmacks-Tester "leicht glühweinuntypische" oder "leicht glühweinfremdartige" Aromatisierungen aus.
Ziemlich vielen Produkten attestierten sie überdies, dass sie "wenig nach Gewürzen" riechen, teilweise vermissten sie diese Gewürznote auch im Geschmack. Hier waren wir nicht allzu streng: Die Gewürznote gehört zwar zum Glühwein – doch manche mögen sie ohnehin dezent.
Glühwein mit Vanillin aromatisiert
In einem Speziallabor gaben wir eine umfangreiche Analyse der Aroma-Spektren in Auftrag und ließen unter anderem die Authentizität des Vanillearomas überprüfen.
Fünf Glühweine fielen mit relativ hohen Vanillingehalten auf. Den mit Abstand höchsten Wert an Vanillin registrierte das Labor im Nürnberger Glühwein Christkindles Markt-Glühwein – übrigens der einzige Glühwein, bei dem die Sensoriker schon bei der Prüfung des Geruchs eine Vanillin-Note feststellten. Die Experten vom beauftragten Labor waren sich sicher: "Diese Vanillin-Gehalte sind überwiegend auf eine Aromatisierung mit Vanillin zurückzuführen."
Vanillin ist ein Aromastoff, der natürlicherweise neben anderen Begleitkomponenten in der echten Vanille-Schote vorkommt und dort maßgeblich für ihren charakteristischen Geschmack sorgt. Vanillin lässt sich aber auch synthetisch oder biotechnologisch erzeugen. Von den fünf betroffenen Weinen, die wir wegen Aromatisierung abwerteten, enthielt keine Probe ein rein authentisches Vanille-Aromaspektrum.
Gesetzlich ist das kein Problem, dennoch zogen wir für dieses "nicht authentische Vanille-Aroma" eine Note ab. Denn in unseren Augen haben Lebensmittel, die mit hochwertigen natürlichen Zutaten und Gewürzen geschmacklich überzeugen, eine höhere Qualität.
In einem der betroffenen Produkte, dem Vintersaga Vinglögg von Ikea, wies das Labor neben Vanillin auch den Aromastoff Maltol nach. Die Menge des gefundenen Maltols ist ein Hinweis auf eine Aromatisierung, die nicht aus den eingesetzten natürlichen Glühweinzutaten stammt.
Labor stieß mehrfach auf Pestizidrückstände
Wir ließen die Glühweine im Test auch auf Rückstände von Spritzgiften prüfen, die zum Beispiel aus dem Traubenanbau stammen können. Ergebnis: In drei Viertel der Weine steckte mindestens eine Pestizidspur, in den beiden Glühweinen der Winzergemeinschaft Franken (GWF) und der Winzer von Baden (WVB) wies das Labor Spuren von jeweils drei Spritzgiften nach.
Im badischen WVB Glühwein Premium waren darunter zwei in unseren Augen besonders bedenkliche Spritzmittel: Iprovalicarb ist laut Europäischer Chemikalienagentur als "vermutlich krebserregend" eingestuft, Dimethomorph steht im Verdacht, die Fruchtbarkeit zu beinträchtigen. Drei der sieben Produkte aus ökologischem Anbau fielen ebenfalls mit mindestens einer Pestizidspur auf.
Nicht die Spur eines Pestizids fand sich dagegen in zwei konventionellen Produkten – dem Vintersaga Vinglögg und dem Rotkäppchen Glühwein. Respekt. Auch vier Bio-Glühweine waren komplett frei von Pestizidspuren. Einer davon – der Hygge Glühwein von Voelkel – landete bei der Blindverkostung hier im Haus weit oben auf der Beliebtheitsskala. Und das trotz seines vergleichsweise geringen Zuckergehalts.
So schmeckten die Glühweine der ÖKO-TEST-Redaktion
Wenn Laien verkosten: Kolleginnen und Kollegen von ÖKO-TEST kamen Ende Oktober 2023 zur Glühwein-Verkostung im Konferenzraum zusammen. Insgesamt 24 Produkte wurden auf 60 Grad erwärmt, jede Person verkostete jeweils fünf Glühweine. Ohne zu wissen, was sie vor sich hat, versteht sich.
Nach der anfänglichen Begeisterung über den Weihnachtsduft machte sich konzentrierte Stille breit. Riechen, nippen, überlegen. In einem Fragebogen sollten die Kolleginnen und Kollegen ihre Geschmacks- und Geruchs-Eindrücke formulieren und Noten vergeben.
"Das ist ja super schwierig", murmelt immer wieder einer und fängt nochmal von vorne an: Riechen, nippen, überlegen. Am Ende gab es zwei klare Spitzenreiter, die von 15 möglichen Punkten 13 Punkte und mehr erreichten: Den Hans Baer Dornfelder Glühwein (13,3 Punkte) lobten die Hobby-Tester mit Atributen wie "harmonisch", "nicht zu süß", "angenehm weihnachtlich"; den Voelkel Bio Hygge Glühwein (13 Punkte) als "sehr gewürzig", "dominant nach Nelke", "süßlichherb".
Schlusslicht in der Laien-Verkostung wurde Omas Glühweinbude Omas Glühwein mit nur vier Punkten. "Wenig würzig, sehr süß, ein bisschen künstlich", kommentierte ein Tester, eine andere drückte es noch drastischer aus: "Nahezu neutral, wie Zuckerwasser."
Keine Sorge, die Laienverkostung ging nicht in die Bewertung ein, die bewertungsrelevante sensorische Prüfung überließen wir den Profis. Wir wünschen eine frohe Weihnachtszeit!
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