- Wenn ein Schluck kaltes Wasser oder heißer Tee ausreicht, um die Gesichtszüge schmerzverzerrt entgleisen zu lassen, leidet man wahrscheinlich an schmerzempfindlichen Zähnen. Viele Menschen greifen in dieser misslichen Lage zu sensitiven Zahncremes.
- Wir haben 24 Zahnpasten für schmerzempfindliche Zähne getestet. Sechs erhalten die Note "sehr gut".
- Kritik gibt es unter anderem für enthaltene aggressive Tenside, PEG-Verbindungen, Titandioxid und fehlendes Fluorid.
- Insgesamt elf Produkte fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch den Test.
Schmerzempfindliche Zähne, gereiztes Zahnfleisch, freiliegende Zahnhälse – wer zu einer sensitiven Zahncreme greift, hat meist mindestens eine dieser Beschwerden. Durch weniger abrasive Schleifkörper und besonders sanfte Inhaltsstoffe sollen als sensitiv oder für empfindliche Zähne ausgelobte Zahncremes den Zahnschmelz schonen und dem Zahnfleisch etwas Ruhe verschaffen.
Viele enthalten darüber hinaus bestimmte Inhaltsstoffe, die die Schmerzempfindlichkeit der Zähne auf äußere Reize wie Kälte oder Wärme verringern sollen. Wie unser Test zeigt, erfüllen einige der sensitiven Zahnpasten diesen Anspruch. Manche allerdings enthalten aggressive Tenside, die im Mund eher für gereizte Stimmung als für Ruhe sorgen.
Natriumlaurylsulfat in Zahnpasten für empfindliche Zähne
Wir sind im Test auf Natriumlaurylsulfat gestoßen. Das hilft zwar mit seinem dichten Schaum, den heruntergeputzten Schmutz abzuspülen, aber es kann auch die empfindlichen Mundschleimhäute reizen.
Wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass Natriumlaurylsulfat die Entstehung von Aphthen – kleinen, aber äußerst schmerzhaften Entzündungen im Mundraum – begünstigen kann. Gerade in sensitiven Zahncremes haben solche Substanzen unserer Meinung nach nichts verloren.
Auch Polyethylenglykole und ihre Abkömmlinge (PEG-Verbindungen), von denen einige die (Schleim-)Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können, sehen wir kritisch.
Titandioxid gehört nicht in Zahncremes
Positiv fällt auf, dass nur noch fünf der 24 überprüften Zahncremes für empfindliche Zähne Titandioxid enthalten. Der Weißmacher ist seit August 2022 in Lebensmitteln verboten, weil die zuständige Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) es aufgrund einer möglichen erbgutverändernden Wirkung nicht mehr als sicher einstufen konnte.
Auch für oral aufgenommene Kosmetikprodukte wie Zahnpasta kann das wissenschaftliche Beratergremium der EU-Kommission für Verbrauchersicherheit (SCCS) in einer aktuellen Einschätzung eine erbgutverändernde Wirkung nicht ausschließen und fordert weitere Forschung, insbesondere zur Aufnahme von Titandioxid über die Mundschleimhaut.
Wir finden: Titandioxid hat in Zahncremes, von denen wir einen Teil verschlucken, nichts verloren. Seit dem Test Universalzahncremes in diesem Jahr verzichten immer mehr Hersteller auf das Pigment, das sich in der Inhaltsstoffliste auch hinter CI 77891 verbirgt.
Sensitive Zahnpasta mit Fluorid oder ohne?
Ein Inhaltsstoff, der aus unserer Sicht in Zahncremes für Erwachsene gehört, ist Fluorid. Doch sechs überprüften Produkten ist kein Fluorid zugesetzt.
Um die Zähne dauerhaft wirksam vor Karies zu schützen, sollten sie täglich mit einer Zahnpasta geputzt werden, die mindestens 1.000 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg oder ppm) Fluorid enthält. Es ist eindeutig belegt, dass Fluorid in der Menge wirksam ist gegen die Entstehung vor Karies. So beschreibt es auch die Leitlinie der Zahnmediziner ("Kariesprophylaxe bei bleibenden Zähnen").
Dem wissenschaftlich fundierten Expertenurteil schließen wir uns ohne Wenn und Aber an – Zahncremes ohne Fluorid können deshalb in unseren Tests grundsätzlich nicht besser als "mangelhaft" abschneiden.
Süßungsmittel in Zahnpasta für empfindliche Zähne
Wir kritisieren es auch, wenn in Zahnpasten für empfindliche Zähne Maltodextrin oder Laktose stecken. So enthält ein Produkt im Test Maltodextrin, in einem weiteren stecken Maltodextrin und Laktose.
Beides sind Süßungsmittel, die kariogene Eigenschaften haben – also die Entstehung von Karies begünstigen können. Wie Hersteller auf die Idee kommen, solche Substanzen ausgerechnet in Zahncremes einzusetzen, ist uns schleierhaft.
Wirksamkeit ist teils fraglich
Kommen wir zur Wirksamkeit der sensitiven Zahnpasten: Ein paar Produkte versprechen mehr als sie halten. Die Zahncremes von vier Marken, die einen Schutz sensibler oder empfindlicher Zähne oder vor Schmerzempfindlichkeit ausloben, enthalten keine Inhaltsstoffe, die unserer Ansicht nach einen wirksamen Schutz für empfindliche Zähne bieten könnten.
Wie stark ist die Abriebkraft der Zahnpasten?
Weil zu starker Abrieb den Zahnschmelz schädigen und dem Schmerzreiz so weitere Türen öffnen kann, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher aus unserer Sicht die Möglichkeit haben, die Abriebkraft einer sensitiven Zahncreme einschätzen zu können. Deshalb haben wir uns diese Daten von den Anbietern zukommen lassen.
Da sich die Werte zur sogenannten Relative Dentin Abrasion (RDA) je nach Prüfinstitut unterscheiden und manche Hersteller nur eine grundlegende Einordnung vornehmen, haben wir die Angaben in der Test-Tabelle in der PDF-Datei vereinheitlicht. Erhielten wir keine oder unzureichende Informationen, werten wir diese Intransparenz als Weiteren Mangel ab.
Zahnpasta für empfindliche Zähne im Test: Das Fazit
- Unser Test zeigt: Eine gute sensitive Zahnpasta muss nicht teuer sein. Insgesamt sechs Produkte schneiden mit "sehr gut" ab und sind damit rundum empfehlenswert.
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Einige der 24 Zahnpasten für empfindliche Zähne in unserem Test enthalten Substanzen, für die klinische Studien eine gewisse Wirksamkeit belegen. Andere wiederum wollen nur mit schonenderen Inhaltsstoffen dazu beitragen, dass die Problemzone Mund nicht noch weiter belastet wird.
- Wer unter schmerzempfindlichen Zähnen leidet, greift am besten zu einer "sehr wenig abrasiven" oder "wenig abrasiven‘" Zahncreme mit nachweislich wirksamen Inhaltsstoffen.
Ursachen finden statt nur Symptome behandeln
Bestimmte Inhaltsstoffe in Zahncremes können dabei helfen, die Schmerzempfindlichkeit der Zähne zu lindern. Es lohnt sich aber, nicht nur die Symptome zu bekämpfen, sondern für dauerhafte Schmerzfreiheit nach Ursachen zu forschen.
Oft sorgt ein Rückgang des Zahnfleisches dafür, dass die Zahnhälse freiliegen. Ihnen fehlt der schützende Zahnschmelz, weshalb sie besonders empfindlich auf äußere Reize reagieren. Schuld können eine Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis) oder des Zahnbettes (Parodontitis) sein. Da diese Erkrankungen unbehandelt schlimmstenfalls sogar zum Verlust von Zähnen führen können, gehören sie frühzeitig zahnärztlich abgeklärt.
Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle. Zu festes Schrubben und starker Abrieb durch besonders abrasive Putzkörper können den Zahnschmelz der Zahnkrone angreifen, sodass die Nervenkanäle im Dentin freiliegen und der Schmerzreiz freie Bahn hat. Auch säurehaltige Lebensmittel und Getränke können die schützende Struktur des Zahnschmelzes beeinträchtigen und den gleichen Effekt hervorrufen.
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