15 Damensneakers im Test

Schuhbidu

ÖKO-TEST Jahrbuch Kosmetik für 2011 | | Kategorie: Kosmetik und Mode | 05.11.2010

15 Damensneakers im Test

Sneakers, die lässigen Turnschuhe, sind bequem und der ideale Alltagsschuh, der alles mitmacht. Dachten wir zumindest und haben 15 Marken untersuchen lassen. Das Ergebnis: Bei einem Drittel lösen sich die Sohlen, randvoll mit Schadstoffen stecken alle Modelle.

Mehr als 100 Schuhmarken gibt es hierzulande, und weil es der Deutsche häufig salopp liebt, haben mittlerweile auch viele klassische Schuhmarken sportliche Modelle oder eben Sneakers im Angebot. Ein Klassiker ist die Marke Converse, die ursprünglich aus den USA stammt. Das Modell All Stars, ein knöchelhoher Basketballschuh, wurde erstmals 1917 hergestellt. Ein paar Jahre später erschien der Name von Chuck Taylor, ein ehemaliger Basketballspieler, auf dem seitlichen Aufnäher der Schuhe und verlieh den Sneakers ihren Spitznamen Chucks.

ÖKO-TEST hat 15 Damensneaker zwischen rund 20 und 125 Euro eingekauft und in die Labore geschickt. Wir wollten wissen: Enthalten die sportlichen Treter problematische Chemikalien? Stimmen die Größenangaben und wie stabil sind die Sohlen?

Das Testergebnis

Fast alle Sneakermodelle stecken randvoll mit bedenklichen und problematischen Inhaltsstoffen. Nur ein Schuh geht noch mit der Note "mangelhaft" aus dem Test, 14 Modelle schneiden mit "ungenügend" ab. Neun Marken, die in der Praxis noch auf "sehr gute" und "gute" Noten kommen, fallen aufgrund der Chemikalienbelastung durch.

Wegen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe, kurz PAK, kassieren zehn Modelle zwei Noten Abzug und fünf Modelle wegen stark erhöhter Gehalte sogar vier Minuspunkte. Von den PAK sind viele Vertreter krebserregend. Sie gelangen über sogenannte Weichmacheröle in Gummi- und Plastikprodukte.

In neun Modellen kritisieren wir Dibutylzinn oder andere zinnorganische Verbindungen. Diese Stoffe machen PVC stabil gegen die Einwirkung von Licht und Hitze. Ihr Nachteil: Vertreter wie Dibutylzinn sind sehr giftig und daher in Schutzanstrichen für Schiffe seit Jahren verboten. Dibutylzinnverbindungen werden zukünftig von der EU auf die Liste der fortpflanzungsgefährdenden Stoffe gesetzt.

Krebserregende Farbbestandteile wie aromatische Amine und Anilin kritisieren wir in vier Modellen. Im Schnürsenkel des Buffalo Girl Derby Pu, Fuxia überschreitet die Menge des aromatischen Amins Benzidin den amtlichen Grenzwert. Dieser Schuh ist überhaupt nicht verkehrsfähig.

In 13 Sneakers kritisieren wir das Schwermetall Chrom, es ist ein Rückstand aus der Chromgerbung. Aus dem Camper Imar Sneaker, Braun löst sich zudem das allergisierende und krebsverdächtige Chrom-VI. Diese Verbindung ist in Arbeitshandschuhen verboten. Warum giftiges Chrom-VI in Schuhen, die Verbraucher im Sommer sogar barfuß an den Füßen tragen, nicht längst reglementiert ist, ist uns schleierhaft.

Andere Chemikalien aus der Lederausrüstung wie das allergisierende Chlorkresol und kurzkettige Chlorparaffine, die unter Krebsverdacht stehen, monieren wir in drei Modellen. Nach Meinung des Bundesinstituts für Risikobewertung sollen kurzkettige Chlorparaffine, die etwa in der PVC- oder Polyurethanbeschichtung für Textilien stecken und diese flammfest machen sollen, überhaupt nicht in Bekleidung oder Lederwaren eingesetzt werden. Allerdings sind sie nach derzeitigen Regelungen immer noch in Anteilen bis zu einem Prozent - das sind 10.000 mg/kg - erlaubt.

Phosphororganische Verbindungen monieren wir in zwei Modellen und das antibakterielle und stark allergisierende o-Phenylphenol in einer Sneakermarke.

Die Praxisprüfung überstanden immerhin sechs Modelle ohne Makel. Bei einigen Marken ist allein schon die Anprobe im Schuhgeschäft nervig, denn: Hier stimmen die Größenangaben mit der tatsächlichen Passgenauigkeit nicht überein. Sechs Modelle waren eine halbe bis eine ganze Größe kleiner, als die von uns eingekaufte Größe 37 eigentlich sein müsste, meist drückte dann der Sneaker in der Schuhspitze oder am Ballen. Wenn man die Schuhe im Onlineshop bestellt und erst zu Hause feststellt, dass sie nicht passen, ist das umso ärgerlicher!

Bei den Sneakern von Görtz, H & M, Deichmann, Buffalo und dem Docker-Sneaker löste sich die Sohle vom Oberschuh. Beim Esprit-Sneaker kann aus einer Beschädigung der Sohle durch spitze Steine oder Scherben schnell ein großer Riss werden und den Sneaker untauglich machen.

So reagierten die Hersteller

Die Firma Buffalo teilte uns mit, man habe die Produktion des Buffalo Girl Derby Pu, Fuxia (Artikel-Nr. 507-9987) sofort gestoppt. Wir wollten daraufhin wissen, ob der Artikel auch aus den Geschäften zurückgerufen wurde: "Eine Rückholaktion ist veranlasst", schrieb Buffalo.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Sneakers sind sportliche Freizeitschuhe oder Schuhe im Turnschuhlook, und die großen Schuhfilialisten wie Reno und Görtz führen sie als eigene Schuhform in ihren Onlineshops. Aufgrund des umfangreichen Testprogramms haben wir zeitig nach den Frühjahrsmodellen Ausschau gehalten und Sneakers von Sportmarken wie Adidas oder Nike, von klassischen Schuhmarken wie Gabor und Camper, Modelabels wie Esprit sowie Eigenmarken wie Graceland vom Schufilialisten Deichmann eingekauft. Dabei landeten viele Modelle in unserem Einkaufskorb, die vom Stil her den klassischen Chucks von Convers ähneln. Diese Marke ist natürlich auch dabei, sie ist seit ein, zwei Jahren wieder extrem angesagt und mittlerweile auch an den Füßen modischer 40-plus-Mitmenschen zu sehen.

Problematische Inhaltsstoffe

Ein Schuh ist ein wahrer Materialmix aus verschiedenen Textilien, Leder, Kunststoffen und Kleber, der alles zusammenhält. Daher fahndeten wir nach einem ganzen Arsenal von Substanzen wie reglementierten Phthalatweichmachern, problematischen Farbbausteinen und umstrittenen Ausrüstungschemikalien. Zudem haben wir auch analysiert, ob in den Schuhen oder beiliegenden Beutelchen mit Silicia - das Kristall soll gegen Feuchtigkeit schützen -, das stark allergene Dimethylfumarat (DMF) steckt. Es soll die Schuhe, die häufig aus Asien kommen, auf dem langen Transportweg gegen Moder und Schimmel schützen. Der Stoff ist seit Mai 2009 verboten, dennoch tauchen seitdem regelmäßig mit DMF belastete Schuhe im EU-Schnellwarnsystem RAPEX auf.

Die Praxisprüfung

Für die Praxisprüfung haben wir uns auf die Passgenauigkeit konzentriert, die bereits beim Schuhkauf das Nervenkostüm strapazieren kann. Zum anderen haben wir auf zwei der häufigsten Reklamationsgründe prüfen lassen, nämlich ob sich die Sohlen leicht ablösen oder leicht brechen.

Die Bewertung

Ein Schuh muss viel aushalten. Er muss aber auch frei von problematischen Substanzen sein, da er häufig und lange - teilweise direkt auf der Haut - getragen wird. Daher kann ein Damensneaker, der etliche problematische Substanzen wie kurzkettige Chlorparaffine, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe oder zinnorganische Verbindungen enthält, im Gesamturteil nicht besser sein als das Testergebnis Inhaltsstoffe.

Drückt der Schuh?

Die Größe und die Passform sind neben dem Design das wichtigste Kriterium beim Schuhkauf. Die Praxistester haben den Schuh vermessen, und zwar einmal die Innenlänge und die Weite, beides sind Hinweise darauf, ob die angegebene Größe mit der tatsächlichen übereinstimmt. Dann kam die Passprobe mit vermessenen Füßen ab der Größe 36 an die Reihe. Selbst Schuhe, die eine ausreichende Innenlänge hatten, waren etwa an der Spitze so schmal geschnitten, dass der Schuh eine ganze Größe kleiner ausfiel als angegeben.

Wie haltbar ist die Sohle?

Eine gebrochene Sohle wird häufig reklamiert. Wenn das passiert, kann es etwa daran liegen, dass das Sohlenmaterial oder der Materialmix der Sohle minderwertig ist, auch kann die Sohle zu dünn oder das Profil oder der Kleberand ungünstig gestaltet sein. Ließ sich die Sohle des Schuhs in einem Winkel von mehr als 45 Grad biegen, so wurde eine Dauerbiegeprüfung durchgeführt. Dazu wurde der Oberschuh von der Sohle getrennt, der Rest in eine Biegeapparatur geklemmt, in die Sohle ein spitzer Dorn gestochen und dann 30.000 Mal gebogen. Bildete sich aus der Einstichstelle ein starker Riss, der mehr als sechs Millimeter lang war, ist es mit der Qualität der Sohle nicht weit her.

Hält die Sohle am Schuh?

Ein falscher Kleber oder Fehler in der Produktion, etwa wenn das Obermaterial vor dem Kleben nicht ordentlich aufgeraut wird, sind Gründe warum sich die Sohle vom Schuh löst. War die Sohle nicht vernäht und verklebt oder der Oberschuh nicht zuätzlich durch eine Kappe oder Einfassband erfasst, prüften die Tester die Sohlenablösung. Dafür spannten sie den Schuh auf einen Leisten und klemmten ihn in eine Zugmaschine. An der Sohlenspitze wurde eine Klemme befestigt und ermittelt, wie viel Kraft notwendig war, um die Sohle abzureißen. Ebenso wurde die Haftung der Sohle am Ballen- und im Gelenkbereich geprüft.