"ÖKO-TEST-Ergebnisse stoßen auf Kritik – Magazin betreibt Panikmache in der Schuhbranche." Nachdem die verheerenden Ergebnisse unseres Tests Damensneakers erschienen waren, ließen Branchenmagazine wie Pro Leder ausgiebig die Hersteller der belasteten Produkte mit ihrer Kritik an ÖKO-TEST zu Wort kommen. Die schlechten Ergebnisse seien überzogen und überhaupt doch "nur" zwei von 15 Produkten so stark belastet, dass sie gegen Vorschriften verstoßen – so der Tenor.
Das von Industrie und Handel getragene Schuhinstitut (DSI) bemängelte unter anderem, dass ÖKO-TEST keine Differenzierung vornehme zwischen "unproblematischem Chrom-III und dem gesundheitsschädlichen Chrom-VI". Möglicherweise haben die Kritiker unseren Artikel nicht richtig gelesen, denn selbstverständlich haben wir Chromat (Chrom-VI) sehr viel strenger bewertet.
Sandalen für Damen und Herren im Test
Wir wollten wissen, ob Freizeitsandalen zum Barfußtragen weniger belastet sind als Sneakers und haben zehn Damen- und sechs Herrenmodelle in die Labore geschickt. Außerdem wurde das Schuhwerk in einer umfangreichen Praxisprüfung auf Passform, Farbechtheit und Robustheit untersucht.
Das Testergebnis: Da kann man als Schuhliebhaberin ganz schön Liebeskummer bekommen: Selten stoßen wir bei einem Test auf solch eine Vielzahl von Problemen, wie bei dieser Produktgruppe. Wie schon im Test Damensneakers ist wieder ein Produkt dabei, das wegen eines als krebserregend eingestuften Farbbestandteils nicht verkehrsfähig ist.
Die in den anderen Schuhen nachgewiesenen Schadstoffbelastungen verstoßen unseres Wissens zwar nicht gegen die aktuell geltenden Gesetze. Das heißt aber nicht, dass mit den Inhaltsstoffen verbundene Risiken für Gesundheit oder Umwelt nicht längst bekannt wären. Bei einigen kritischen Chemikalien, zum Beispiel den kurzkettigen Chlorparaffinen, setzt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auch auf den guten Willen der Hersteller und empfiehlt, auf den Einsatz in Bekleidung ganz zu verzichten.
Die Schlechtesten unter den Schlechten sind die nicht verkehrsfähigen Herrensandalen Dockers by Gerli. Darin wurde p-Aminoazobenzol deutlich oberhalb der gesetzlichen Toleranzgrenze nachgewiesen. Dieser Farbstoffbestandteil gilt als krebserregend und ist daher zum Färben von Textilien verboten. Zudem steckt in den Dockers noch ein beträchtliches Sammelsurium an weiteren Schadstoffen.
Alle Sandalen im Test enthalten PAK
Alle Schuhe im Test enthalten PAK, bei zehn Modellen waren die Werte stark erhöht. Viele PAKs sind krebserregend und können über die Haut aufgenommen werden. Diese Stoffe möchte daher wohl niemand an den eigenen Füßen spazieren tragen. In den Sandalen von Buffalo und Jack Wolfskin fand das Labor auch noch erhöhte Gehalte der besonders kritischen Substanz Benzo(a)pyren.
Die Hälfte der Schuhe enthält den Farbstoffbestandteil Anilin, der - obwohl krebsverdächtig - in Kleidung legal ist. In der Damensandale von Geox stecken darüber hinaus noch der als krebserregend eingestufte Farbstoff Dispers-Gelb 3 sowie die allergisierenden Farbstoffe Dispers-Orange 3 und Dispers- Rot 1.
Kritik an weiteren Inhaltsstoffen mancher Sandalen
Die Sandalen der Marken Buffalo, Tamaris und Bama enthalten kurzkettige Chlorparaffine, die unter Krebsverdacht stehen und sich deshalb auch auf der Kandidatenliste für besonders besorgniserregende Stoffe der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) finden.
Formaldehyd in Leder mit Hautkontakt kritisieren wir außer bei den Dockers noch in der Graceland Riemensandale von Deichmann. Formaldehyd ist ein krebsverdächtiger Stoff, der Allergien auslösen kann.
Eine gute Nachricht gibt es doch: Anders als im Test Damensneakers fand das von uns beauftragte Labor in diesem Schuhtest kein krebserzeugendes Chromat (Chrom-VI) im Leder. Alle Ledersandalen weisen hohe Werte an Chrom aus der Gerbung auf, das die Umwelt belastet. Chrom werten wir nur um eine Note ab.
So schnitten die Sandalen in der Praixsprüfung ab
Weniger düster sehen die Ergebnisse der Praxisprüfung aus: Hier schnitten die Damensandalen von Esprit und Rieker sogar mit "sehr gut" ab. Sprichwörtlich zum Schwarzärgern ist dagegen, dass mehr als die Hälfte der Schuhe an irgendeiner Stelle stark abfärbt.
Bei der Sandale von Panama Jack kann aus einer Beschädigung der Sohle durch eine Scherbe schnell ein großer Riss werden. Bei den Marken Tatami Birkenstock und Buffalo bildeten sich in der Dauerbiegeprüfung auch noch spontan weitere Risse. Bei der Prüfung der Reißfestigkeit der Riemen zeigte als Einzige die Geox D S. Strel T Durabuck + Suede Schwächen.
Verbreitet ist nach wie vor, dass die Schuhgröße nicht stimmt. Vier Modelle waren eine ganze Größe kleiner, eines eine ganze Größe größer als angegeben.
So reagierten die Hersteller
Der Anbieter der Dockers by Gerli kündigte an, die Sandale bei seinen Kunden zurückzurufen - allerdings nur in der von ÖKO-TEST untersuchten Produktionscharge 102279. Die Chargennummer ist auf einem Einnäher im Schuh zu finden.
Die Firma Jack Wolfskin erklärte, dass voraussichtlich ab Sommer 2011 kein PVC mehr in den Grifflaschen der getesteten Sandale oder anderen Jack-Wolfskin-Produkten enthalten sein werde.