24 Sommerparfüms im Test

Duftsprung

ÖKO-TEST Jahrbuch Kosmetik für 2011 | | Kategorie: Kosmetik und Mode | 05.11.2010

24 Sommerparfüms im Test

Nicht nur im Sommer sind leichte und erfrischende Parfüms beliebt. Ob das der Grund ist, warum dieses Mal etliche Düfte nicht mit Pauken und Trompeten durchgefallen sind? Die Auswahl an "sehr guten", "guten" und "befriedigenden" Parfüms ist auf jeden Fall größer geworden.

Nicht jeder mag Parfüm. Doch wer es aufträgt, schätzt seine Wirkung, die belebend, betörend oder beruhigend sein kann - je nachdem, was man will. Lukrativ ist das Geschäft mit dem Duft auf jeden Fall. Gut zwei Milliarden Euro gaben deutsche Frauen und Männer im Jahr 2009 dafür aus.

Wir wollten wissen, was in Parfüms sonst noch steckt und haben 24 aktuelle Marken, darunter zwei zertifizierte Naturkosmetikparfüms eingekauft.

Das Testergebnis

Erfreulich: Im Unterschied zu den ÖKO-TESTs der vergangenen Jahre rasselt dieses Mal nur knapp die Hälfte der Produkte mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. Mit acht "befriedigenden" und zwei "ausreichenden" Düften ist das Mittelfeld deutlich breiter geworden. "Sehr gute" Ergebnisse sind allerdings nach wie vor mit der Lupe zu suchen, und wenn, dann wieder einmal im Bereich Naturkosmetik.

Trotz der guten Nachrichten stecken immer noch in deutlich mehr als der Hälfte der Parfüms Duftstoffe, die häufig Allergien auslösen. Sechs Produkte enthalten sogar einen oder mehrere der besonders potenten Allergene Eichenmoos, Baummoos, Isoeugenol und Cinnamal. Dabei fallen die Prestigemarken Pure DKNY EdP von Donna Karan und Cristalle Chanel EdT besonders negativ auf, da sie gleich drei dieser Stoffe aufweisen.

In zehn Parfüms duften polyzyklische Moschus-Verbindungen und in einem zusätzlich Nitromoschus-Verbindungen. Bei diesen Substanzen handelt es sich jedoch nicht um den seltenen und daher teuren Sexuallockstoff des Moschushirsches, sondern um den billigen Ersatz aus dem Chemielabor. Das Problem ist, dass sich die Moschus-Verbindungen im Fettgewebe anreichern und Tierstudien zufolge die Leber schädigen können. Deklarationspflichtig sind sie allerdings nicht, weshalb man sie anhand der Verpackung nicht ausfindig machen kann. Hersteller müssen lediglich den Begriff Parfum oder Aroma angeben. Zwei Produkte enthalten Cashmeran, das sich ebenfalls anreichern kann.

Diethylphthalat (DEP) werten wir in drei Düften ab - das ist deutlich seltener als in vergangenen Tests. In Parfüms dient dieser Stoff als Vergällungsmittel für den eingesetzten Alkohol. Er beeinflusst auch die Duftentfaltung, indem er dafür sorgt, dass die Duftstoffe ihren Duft verzögert freigeben und der Riecheindruck länger anhält. DEP ist jedoch gesundheitlich umstritten, denn es kann von der Haut aufgenommen werden und ihren Schutzmechanismus verändern.

Noch immer stark verbreitet sind bedenkliche UV-Filter - rund zwei Drittel der getesteten Parfüms enthalten sie. Bei den eingesetzten Verbindungen handelt es sich um Ethylhexyl Methoxycinnamate und Benzophenone-3. Beide stehen im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken, was in Tierversuchen auch nachgewiesen wurde. Bei anderen UV-Filtern zeigte sich die Hormonwirkung lediglich in Zellversuchen. Welche UV-Filter das Parfüm schützen, muss der Hersteller deklarieren. Sie sind auf dem Fläschchen nachzulesen.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Beim Einkauf konzentrierten wir uns auf leichte, frische Düfte, wie sie in Parfümerien, Kaufhäusern und Naturwarenläden derzeit angeboten werden. Bei den meisten handelt es sich um Eau de Toilette (EdT) mit einem Parfümölanteil von vier bis acht Prozent. Einige Düfte sind noch leichter, darunter Körperpflegedüfte von Biotherm und Clarins sowie ein Eau de Cologne (EdC) aus dem Traditionsunternehmen 4711 in der Kölner Glockengasse. Ausgewählt haben wir allerdings eine Variante der modernen Serie 4711 Acqua Colonia, und nicht das Original Echt Kölnisch Wasser. Eau de Cologne enthält drei bis fünf Prozent Parfümöl. Aus dem großen Angebot kauften wir Klassiker und Neuerscheinungen, nicht jedoch limitierte Düfte, die nur einen Sommer lang im Regal stehen.

Die Inhaltsstoffe

Parfüm besteht zu etwa 80 Prozent aus Alkohol und den darin gelösten natürlichen Duftstoffen aus ätherischen Ölen sowie den synthetisch hergestellten Duftstoffen. Die meisten Parfüms sind so angelegt, dass sich der Duft wie ein Film entfaltet. Den Anfang macht die leicht flüchtige Kopfnote. Daran schließt sich die Herznote an, die allmählich in den letzten Teil des Duftablaufs, die Basisnote, übergeht. Deren Duftbestandteile werden nur sehr langsam frei - was manchmal durch den Einsatz von chemischen Fixateuren unterstützt wird. Ein solcher Stoff ist zum Beispiel umstrittenes Diethylphthalat (DEP), das auch zur Vergällung von Alkohol eingesetzt wird und sich im Labor bestimmen lässt. Im Mittelpunkt der Analysen standen zudem die 26 laut Gesetz deklarationspflichtigen Duftstoffe, von denen mehrere hochgradig allergen wirken. Auch die ebenfalls duftenden polyzyklischen Moschus-Verbindungen sowie die verwandte Substanz Cashmeran wurden überprüft. Beide können sich im Fettgewebe anlagern und schädliche Wirkungen haben.

Die Bewertung

Ein Parfüm mag gut riechen, es sollte jedoch möglichst frei von gesundheitlich belastenden Stoffen sein. Besonders streng bewertet ÖKO-TEST stark allergene Duftstoffe wie Eichenmoos, Baummoos, Cinnamal und Isoeugenol, stark erhöhte Gehalte von DEP, polyzyklische Moschus-Verbindungen sowie bedenkliche UV-Filter.