Heiße oder geschwollene Füße am Abend? 5 kühlende Fußgele mit Bestnote

Magazin August 2024: Rapsöl | Autor: Franziska Blaum/Heike Baier/Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Kosmetik und Mode | 26.08.2024

Test: Wir haben 14 Fußgele zur Überprüfung ins Labor geschickt.
Foto: GBJSTOCK/Shutterstock

Am Ende eines langen Tages versprechen kühlende Fußgele Linderung bei heißen oder geschwollenen Füßen. Wir haben uns die Rezepturen von 14 solcher Produkte angesehen. Das Ergebnis: Fünf sind mit "sehr gut" empfehlenswert. 

  • Wir haben 14 Fußgele zur Überprüfung ins Labor geschickt, davon zweimal zertifizierte Naturkosmetik.
  • Resultat: Ein Fußgel muss gar nicht teuer sein – unter den fünf "sehr guten" Gelen im Test sind auch günstige Produkte. 
  • In der Kritik: Umstrittene Konservierung, bedenkliche Duftstoffe, flüssige Kunststoffe und enthaltenes Teebaumöl. 

Nach einem langen Sommertag auf den Beinen sind die Füße vieler Menschen buchstäblich: heiß gelaufen. Sie sind müde, sie sind geschwollen, sie schmerzen. Der Markt für Fußpflege hat für diesen Fall spezielle Produkte parat: Kühlende Fußgele, manchmal auch Eisgele genannt, die Erfrischung und Belebung bieten sollen.

Manche von ihnen desodorieren zusätzlich, einige sind nicht nur für den Fuß, sondern auch zum Einreiben der Beine gedacht. Wir wollten wissen, was von den Rezepturen dieser Frischegele zu halten ist, und haben uns 14 Produkte näher angesehen. 

Rezepturen im Blick: Kühlende Fußgele im Test

Fast alle werben auf den Verpackungen mit der Wirkung ätherischer Öle: Menthol, Minze oder Eukalyptus zum Beispiel, die auf der Haut eine kühle Sinneswahrnehmung erzeugen sollen, oder Extrakte wie Rosmarin und Salbei, denen eine desodorierende Wirkung nachgesagt wird.

Am Inhalt vieler Fußgele haben wir wenig auszusetzen: Sieben Produkte schneiden im Test mit "gut" oder "sehr gut" ab. Ziemlich daneben treten allerdings fünf Fußgele, die durchfallen.

Gerade im Sommer fühlen sich die Füße oft heiß und geschwollen an. Dagegen sollen spezielle Fußcremes mit Kühleffekt helfen.
Gerade im Sommer fühlen sich die Füße oft heiß und geschwollen an. Dagegen sollen spezielle Fußcremes mit Kühleffekt helfen. (Foto: aleks333/Shutterstock)

Kritik an unerwünschten Inhaltsstoffen in Fußgelen

Minuspunkte verteilen wir in diesem Test für folgende Inhaltsstoffe:

1. Formaldehyd/-abspalter

Dieser Fund ist vermutlich auf den Konservierungsstoff DMDM-Hydantoin zurückzuführen – er kann nach und nach Formaldehyd freisetzen, der Einsatz in Kosmetika ist streng reguliert.

Formaldehyd kann Kontaktallergien auslösen und reizt schon in geringen Mengen die Schleimhäute. Wir meinen deshalb, dass es verträglichere Arten zur Konservierung eines Fußgels gibt.

2. Die polyzyklische Moschusverbindung Galaxolid

Synthetisch erzeugte Moschusdüfte verbergen sich auf der Inhaltsstoffliste (INCI) hinter dem unscheinbaren Wörtchen "Parfum", sind in unseren Augen aber keineswegs harmlos. Galaxolid reichert sich im menschlichen Fettgewebe an und steht im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen.

Derzeit läuft dazu in der EU eine Neubewertung. In der Umwelt breitet sich der Duftstoff seit Jahren stark aus und ist sehr giftig für Wasserorganismen.

Fußgel im Test: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen

3. PEG-Verbindungen 

Einige dieser Verbindungen können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. 

4. Synthetische Polymere 

Dabei handelt es sich um flüssige Kunststoffe, die wir als Umweltproblem einstufen, weil sie teilweise schlecht abbaubar sind.

5. Terpen Delta-3-Caren

Ist der Gehalt an Terpen Delta-3-Caren in einem Fußgel in unseren Augen zu hoch, bemängeln wir den Stoff. Delta-3-Caren gilt als stark allergisierend und kommt natürlicherweise im Öl von Nadelhölzern vor. 

Teebaumöl in Fußgel: Was ist das Problem? 

Zwei kühlende Fußgele im Test mischen in ihre Rezeptur Teebaumöl und bewerben das auch im Namen: Ein Produkt wirbt mit der "entzündungshemmenden, antibakteriellen" Wirkung des ätherischen Öls, das andere verheißt eine Wirkung gegen Geruchs- und Schweißbildung.

Doch Teebaumöl ist schon länger dafür bekannt, dass es allergische Hautreaktionen auslösen kann. Neuerdings ist der Extrakt aus dem australischen Teebaum außerdem wegen eines anderen Risikos ins Visier der Behörden geraten: Der Ausschuss für Risikobewertung (RAC) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) hat im November 2023 vorgeschlagen, den Stoff als reproduktionstoxisch der Kategorie 1B einzustufen.

Wegen seiner fruchtbarkeitsschädigenden Wirkung und zusätzlich wegen des Verdachts auf entwicklungstoxische Effekte wird Teebaumöl derzeit als Inhaltsstoff in Pflanzenschutzmitteln geprüft. Dort kommt es vielfach als Fungizid zum Einsatz.

Sollte im Herbst eine offizielle Einstufung von Teebaumöl gemäß des RAC-Vorschlags erfolgen – und vieles spricht im Moment dafür –, dann wäre der Extrakt auch automatisch in Kosmetika verboten. Aus vorbeugendem Verbraucherschutz ziehen wir bereits jetzt für den Einsatz von Teebaumöl zwei Noten ab.

Duftstoff in einem Fußgel mit Claim "ohne Parfum"

Weitere Kritik betrifft eine Werbung mit dem Claim "ohne Parfum", der auf einer Tube steht, in dem das von uns beauftragte Labor den Duftstoff Limonen nachwies – und das nicht zu knapp. Limonen gehört zu den Duftstoffen mit einem zwar nicht sehr großen, aber durchaus vorhandenem allergenen Potenzial und muss deshalb oberhalb bestimmter Gehalte auf der INCI-Liste von Kosmetika deklariert werden. Das macht der betroffene Anbieter auch brav.

Klar, Limonen kann Bestandteil des Latschenkieferöls sein, und der Anbieter setzt es womöglich gar nicht zur Parfümierung ein. Darf er trotzdem "ohne Parfum" vorn draufschreiben? Darf er nicht. Das sagen uns verschiedene Landesuntersuchungsämter ganz klar.

Menschen mit einer starken Duftstoffallergie ist es im Zweifelsfall auch egal, ob Limonen mit der Absicht der Parfümierung eingesetzt ist oder nicht: Statt der erhofften Abkühlung können sie nach dem Einreiben ihrer Füße eine böse Überraschung erleben.  

Fußgel aufbewahren: Tipps 

  1. Kühlende Fußcremes bestehen zum Großteil aus Wasser und verderben deshalb schneller als manche anderen Kosmetika. Die meisten Produkte im Test sind nach dem Öffnen zwischen sechs und zwölf Monate haltbar – zu erkennen an dem Aufdruck mit dem Dosensymbol.

  2. Bewahren sie Ihr Fußgel im Kühlschrank auf. Das verlangsamt nicht nur den Verderb, sondern sorgt auch für einen zusätzlichen Frischekick.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 14 Fußgele – davon zweimal zertifizierte Naturkosmetik – in Drogerien, (Bio-)Supermärkten, bei Discountern und im Onlinehandel eingekauft. Dabei haben wir Produkte für Füße und Beine ausgewählt, bei denen ein kühlender Effekt ausgelobt war. Das günstigste Produkt kostete 1,25 Euro, das teuerste 15,87 Euro für jeweils 100 Milliliter.

Ein spezialisiertes Labor untersuchte alle Fußgele auf Formaldehyd/-abspalter, bedenkliche Duftstoffe und das potenziell hormonwirksame Vergällungsmittel Diethylphthalat sowie Produkte mit Extrakten aus Nadelhölzern außerdem auf das allergisierende Delta-3-Caren und Fußgele mit Teebaumöl auf 4-Terpineol. Eine mikrobiologische Prüfung war bei allen Produkten unauffällig. Über die Deklarationen der Fußgele identifizierten wir umstrittene Stoffe wie PEG/PEG-Derivate und synthetische Polymere.

Zudem wollten wir wissen, wie umweltfreundlich die Verpackungen sind und ließen die Kunststofftuben auf PVC/PVDC/chlorierten Verbindungen testen. Die Anbieter baten wir um Nachweise zu einem Rezyklatanteil in ihren Kunststoffverpackungen.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: ein gemessener Gehalt an Formaldehyd/-abspalter von mehr als 10 mg/kg. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen a) PEG/PEG-Derivate; b) ein gemessener Gehalt an Delta-3-Caren von mehr als 100 mg/kg; c) ein gemessener Gehalt an polyzyklischen Moschusverbindungen von mehr als 10 mg/kg (hier: Galaxolid/HCCB; in Tabelle "künstlicher Moschusduft"); d) Teebaumöl (Melaleuca Alternifolia Leaf Oil). Zur Abwertung um eine Note führt: ein gemessener Gehalt an DEP von mehr als 100 mg/kg.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (hier: Acryl-, Methacryl- und/oder Polyacryl-(Co- und Cross-)polymere); b) Auslobung "ohne Parfum", "parfumfrei" o. Ä., obwohl das Produkt ein ätherisches Öl und/oder einen oder mehrere deklarationspflichtige Duftstoffe (hier: Latschenkieferöl/Pinus Pumilio Leaf Oil, Limonen) enthält. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Umkarton, der kein Glas schützt; b) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die von den Herstellern versprochenen Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden

Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS.
Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.

Formaldehyd/-abspalter: Bestimmung mittels Fotometrie nach saurer Wasserdampfdestillation und Derivatisierung.
Delta-3-Caren: Ultraschallextraktion mit tert-Butylmethylether, GC-MS.
Mikrobiologie: Ph. Eur. aktuelle Ausgabe, 2.6.12 und 2.6.13., Tab 5.1.4-1

Terpineol: GC-MS.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Mai 2024

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