In unserem Jeans-Test sollten 21 Unternehmen offenlegen, wie und wo sie ihre Jeans produzieren lassen. Das Ergebnis: Echte Transparenz ist Mangelware. Siegel, Initiativen und Abkommen können etwas Licht ins Dunkle bringen. Eine Übersicht:
Bessere Kleidung mithilfe von Siegeln erkennen
Die Fair Wear Foundation (FWF) vergibt kein Produktsiegel, sondern überprüft das gesamte Unternehmen. Sie will bessere Arbeitsbedingungen und Sozialstandards in der Textilproduktion durchsetzen, unter anderem existenzsichernde Löhne. In ihr sind Gewerkschaften, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen vertreten. Die Kriterien sind anspruchsvoll, beschränken sich aber auf die letzte Stufe der Produktionskette, die Konfektionierung. Ökologische Aspekte spielen keine Rolle.
In puncto Ökologie zählt der Global Organic Textile Standard (GOTS) zu den höchsten Maßstäben der Textilbranche. Das Siegel umfasst nicht nur die Produktion, sondern auch den Anbau: Nur Naturfasern aus kontrolliert-biologischem Anbau sind erlaubt, also keine genveränderte Baumwolle, die sonst häufig zu finden ist. Die sozialen Anforderungen sind allerdings nicht besonders hoch, existenzsichernde Löhne gehören beispielsweise nicht dazu.
Der Organic Content Standard (OCS) verfolgt den Einsatz von zertifiziert biologisch erzeugten Naturfasern vom Anbau bis zum Endprodukt. Das Siegel vergibt die US-amerikanische gemeinnützige Organisation Textile Exchange. Anforderungen an Produktionsprozesse, Chemikalien und Sozialverträglichkeit spielen keine Rolle.
Initiativen und Abkommen: Was steckt dahinter?
ACT steht für Action, Collaboration, Transformation. Das Abkommen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften will existenzsichernde Löhne erreichen und setzt dafür auf industrieweite Tarifverhandlungen: Arbeiterinnen sollen in einem Land unter gleichen Bedingungen verhandeln können, egal bei welcher Firma und für welche Marke sie arbeiten. Ein Schritt nach vorn, allerdings hat ACT in den Produktionsländern noch keine Erfolge erzielt.
Bangladesh Accord: Das Abkommen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften ist eine Reaktion auf den Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Bangladesch 2013. Es umfasst die unabhängige Prüfung von Brandschutz, elektrischer und baulicher Sicherheit. 2020 wird ein neu gegründeter Zusammenschluss aus der Regierung von Bangladesch, Unternehmen und Arbeitnehmervertretern die Aufgaben des Accord übernehmen. Kritiker sehen dadurch bisherige Fortschritte in der Gebäudesicherheit bedroht.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller gründete das Bündnis für nachhaltige Textilien im Jahr 2014. Beteiligt sind Unternehmen, Verbände, Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften und die Bundesregierung. Die Unternehmen machen unter anderem ihre Pläne für bessere Sozial- und Umweltbedingungen öffentlich. Fortschritte lassen sich wegen mangelnder Transparenz aber nur schwer bewerten.
Chemikalien verbannen und Löhne verbessern
Greenpeace Detox-Commitment: Seit 2011 haben sich mehr als 70 Unternehmen dazu bekannt, einige der schlimmsten Chemikalien aus ihrer Produktion zu verbannen. Greenpeace kontrolliert den Fortschritt. Der Baumwollanbau ist allerdings ausgeklammert.
Hinter der Business Social Compliance Initiative Amfori BSCI stehen Händler und Hersteller. Sie wollen Arbeitsbedingungen verbessern durch gemeinsame Prinzipien wie faire Löhne und ein sicheres Arbeitsumfeld. Bei der Überprüfung dieser Standards in den Fabriken mangelt es aber an Transparenz und damit an Glaubwürdigkeit.
Das Kürzel ZDHC steht für Zero Discharge of Hazardous Chemicals – ein Programm von Schuh- und Textilunternehmen gegen den Einsatz schädlicher Chemikalien als Antwort auf die Detox-Verpflichtung von Greenpeace. Pestizide auf dem Baumwollfeld bleiben außen vor.
Die Testsieger des Tests Damen-Jeans, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
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