- Wir haben zwölf Fruchtriegel überprüft, die Auslobungen wie "Kids" oder "Kinder" und eine Altersempfehlung der Hersteller ab dem 12. Monat oder älter tragen. Darunter elf Bio-Produkte.
- Das fällt ins Auge: Fruchtriegel enthalten fast genauso viel Zucker wie Schokoriegel.
- In den getesteten Fruchtriegeln ist das Labor auf die Schimmelpilzgifte HT-2 und/oder T-2 und Blei gestoßen.
- Immerhin: Insgesamt fünf Produkte sind "gut". Fruchtriegel sollten Kinder aber besser nur in Maßen essen.
- Aufgrund ihres hohen Zuckergehalts sind Fruchtriegel höchstens eine Alternative zu anderen Süßigkeiten, sollten aber kein Ersatz für frisches Obst und generell eine ausgewogene Ernährung sein.
In 100 Gramm Schokoriegeln stecken im Schnitt 50 Gramm Zucker. Nicht weiter überraschend, schließlich gelten sie als ungesund. Aber: Ganz so einfach ist die Sache mit dem Zucker nicht. Denn auch die Fruchtriegel in unserem Test enthalten laut Deklaration durchschnittlich 42,6 Gramm Zucker pro 100 Gramm – also fast genauso viel wie das Pendant aus Schokolade. Und das, obwohl keinem der Fruchtriegel Zucker zugesetzt wurde.
Viel Fruchtzucker in Fruchtriegeln für Kinder
Der enthaltene Zucker stammt aus den Hauptzutaten: Apfelsaftkonzentrat und getrocknete Bananen. Diese enthalten so viel Fruchtzucker, dass dem Riegel nicht noch zusätzlich Zucker zugesetzt werden muss, damit er sehr süß schmeckt. Das Problem: Der eine Zucker ist nicht unbedingt besser als der andere. Auch Fructose kann Karies, Übergewicht und Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes begünstigen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät zu einer Verringerung des Zuckerverzehrs. Die tägliche Menge sollte für ein- bis dreijährige Kinder mit einem angenommenen Energiebedarf von 1200 Kilokalorien täglich 30, besser noch 15 Gramm, nicht übersteigen.
Wir ziehen allen Fruchtriegeln im Test eine Note ab, da sie pro 25 Gramm im Schnitt knapp zehn Gramm Zucker enthalten und damit die von der WHO befürworteten 15 Gramm zu mehr als der Hälfte ausschöpfen.
Nicht optimal als Snack für zwischendurch
Das ist auch der Grund warum wir es kritisch finden, dass die Riegel als "idealer Snack für zwischendurch" beworben werden. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein sieht sie aufgrund der hohen Zuckergehalte allenfalls als Alternative zu anderen Süßigkeiten. Die Riegel seien jedoch kein Ersatz für frisches Obst, so die Verbraucherzentrale. Zum Vergleich: 25 Gramm Apfel enthalten knapp drei Gramm Zucker, während die Riegel im Schnitt bei zehn Gramm liegen.
Auch Prof. Berthold Koletzko, Kinderarzt und Spezialist für Ernährung am Universitätsklinikum München, rät aufgrund häufig hoher Zuckergehalte eher vom Verzehr der Fruchtriegel ab. Er bemängelt zudem, dass die Produkte trotz hoher Zuckergehalte rein rechtlich die Auslobung "ohne Zuckerzusatz" tragen dürfen.
Kinder nicht an hohe Zuckerzufuhr gewöhnen
Schließlich wurde kein Zucker zugesetzt und die entsprechend ausgelobten Produkte in unserem Test tragen auch alle den gesetzlich vorgesehenen Hinweis, dass das Produkt "von Natur aus Zucker enthält". Manche Hersteller setzen auch auf ähnliche Auslobungen, wie "Süße aus Früchten".
Wir sehen die Gefahr, dass diese Auslobungen auf verarbeiteten Kinderlebensmitteln, wie Fruchtriegeln, Eltern suggerieren könnten, dass die Produkte gesund für Kinder seien. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes werten wir daher Auslobungen, die sich auf den Zuckergehalt oder die Süße der Riegel beziehen genauso ab wie jene, die sie als "idealen Snack" oder Ähnliches anpreisen.
Übrigens: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, Kinder nicht an eine hohe Zuckerzufuhr zu gewöhnen, und rät daher von stark zuckerhaltigen und speziell für Kinder beworbenen Lebensmitteln ab. Auch die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein betont, es sei wichtig, dass Kinder Lebensmittel nicht nur in verarbeiteter, sondern auch in frischer Form kennenlernten.
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Labor stößt auf Schimmelpilzgifte in Fruchtriegeln
Das ist nicht unser einziger Kritikpunkt. Das Labor hat zudem dreimal die Schimmelpilzgifte HT-2 und/oder T-2 nachgewiesen, die unter anderem den Verdauungstrakt schädigen und das Nerven- und Immunsystem stören können.
Deshalb hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen TDI – also die Menge, die ein gesunder Mensch täglich zu sich nehmen kann, ohne gesundheitliche Risiken befürchten zu müssen – für T-2/HT-2 festgelegt. Auch wenn ein TDI kein gesetzlich bindender Grenzwert ist, ist er zur Abschätzung gesundheitlicher Risiken hilfreich.
Bei einem angenommenen Gewicht von 13 Kilogramm für ein 1 bis 3-jähriges Kind schöpfen die Gehalte eines Produkts im Test den TDI zu mehr als der Hälfte aus. Das werten wir ab.
Zu viel Blei in einigen Fruchtriegeln
Darüber hinaus kritisieren wir im Test auch aus unserer Sicht zu viel enthaltenes Blei. Die betroffenen Fruchtriegel schöpfen die von der EU-Kommission gesetzlich festgelegten Höchstgehalte für Blei in Säuglings- und Kleinkindernahrung in der Kategorie Beikost zu mehr als der Hälfte aus. Das Problem: Blei reichert sich im Körper an und kann gerade bei Kindern zu einer Schädigung des Nervensystems führen.
Notenabzug für zugesetztes Eisen
Notenabzug gibt es auch für zugesetztes Eisen, da das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bis auf eine Ausnahme generell davon abrät, Lebensmittel mit Eisen anzureichern. Die Ausnahme betrifft Frühstückscerealien.
Obwohl Eisen wichtig für die Blutbildung ist, kann eine Überversorgung kurzfristig Magen-Darm-Beschwerden verursachen und langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
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