Aktualisiert am 10.10.2014 | Risse im Mauerwerk, Fugen zwischen Bauteilen, unsauber gearbeitete Anschlüsse: Um hier den Lückenschluss hinzubekommen, greifen Hand- und Heimwerker gern zur Kartusche mit Fugenmasse. Doch Achtung: Acryl- und Silikonfugenmassen sehen zwar ähnlich aus, sind jedoch für unterschiedliche Zwecke geeignet.
Silikon- und Acrylfugenmassen: Der Unterschied
Silikone etwa sind sehr elastisch und dehnbar. Deshalb können sie Bewegungen im Bauwerk gut mitmachen und die Fugen dicht halten. Diese Dichtmassen sind wasserabweisend und relativ chemikalienbeständig und daher für Anschlüsse von Dusche und Badewanne sowie Anschlussfugen von Böden geeignet.
Auch im Freien kommen Silikonfugenmassen zum Einsatz, weil sie witterungsbeständig sind. Ihre Schwäche: Silikone brauchen einen Katalysator, damit sie an der Luft fest werden. Dazu setzen Hersteller meist giftige zinnorganische Verbindungen ein.
Für Fugen und Fehlstellen in trockenen Bereichen ist Acrylfugenmasse die bessere Wahl. Im Gegensatz zu Silikonfugenmasse lässt sie sich überstreichen - und ist nebenbei auch günstiger.
Acrylfugenmassen sind allerdings nicht ganz so elastisch und werden meist als plasto-elastisch oder elasto-plastisch ausgelobt. Das heißt, sie können sich nicht komplett in den ursprünglichen Zustand zurückbewegen. Dadurch können sie Spannungen nur zum Teil ausgleichen, wodurch neue Risse in der Fugenmasse oder an den Rändern entstehen können.
Acrylfugenmassen im Test: Welche überzeugen?
Acrylfugenmassen mit Lösemitteln härten schnell aus, können dabei jedoch auch gesundheitlich bedenkliche Stoffe abgeben. Heute werden überwiegend Dispersionsacryle angeboten, die mit Wasser gebunden und geruchsneutral sind. Sie haften gut auf porösen, saugenden Untergründen.
Wir wollten wissen, welche Qualität die heute in den Bau- und Fachmärkten angebotenen Acrylfugenmassen haben und inwieweit sie problematische Inhaltsstoffe enthalten. Für den Test haben wir 15 verschiedene Kartuschen eingekauft.
Das Testergebnis: Von "sehr gut" bis "ungenügend" alles dabei. Sowohl in der praktischen Prüfung als auch beim Test der Inhaltsstoffe fallen etliche Produkte durch. Mit Bestnote schneidet nur ein Produkt ab, fünf weitere Dichtmassen sind noch "gut".
Problemstoffe in Acrylfugenmassen im Test
Die Hersteller haben gelernt: Im Gegensatz zu früher haben die Labore keine flüchtigen organischen Verbindungen mehr nachgewiesen. Viele im Heimwerkerbereich angebotene Acrylfugenmassen sind lösemittelfrei und wasserbasierend, auch die Produkte im Test. Deshalb benötigen sie Konservierungsmittel, häufig Isothiazolinone, die wir in moderaten Konzentrationen jedoch nicht abwerten.
Um die Masse geschmeidig zu machen, stecken in Acrylfugenmassen Weichmacher. In fünf Produkten hat das Labor bedenkliche Phthalate nachgewiesen, die in vielen Kinderprodukten verboten sind, weil sie im begründeten Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken. Zwei Produkte enthalten sie sogar in stark erhöhten Gehalten.
In den meisten anderen Fugenmassen fanden sich Ersatzweichmacher. Weil deren Wirkungen noch nicht ausreichend erforscht sind, werten wir hier um eine Note ab.
Volumenverlust von mehr als 25 Prozent
Beim Trocknen verlieren Acrylfugenmassen an Masse und Volumen. Im Test betrug der Volumenverlust bei fast der Hälfte der Produkte mehr als 25 Prozent. Zu viel finden wir. Denn eine Masse, die schrumpft, kann auch reißen. Auch die DIN-Norm "Einteilung und Anforderungen von Dichtungsmassen" lässt höchstens 25 Prozent Volumenverlust für Dichtmassen wie die Acrylfugenmassen zu.
Klar ist der Fall für Louis Schnabl, Geschäftsführer des Industrieverbands Dichtstoffe IVD: Nach Ansicht des Experten darf eine gute Dichtmasse nicht mehr als 25 Prozent an Volumen verlieren, sonst taugt sie nichts. Je stärker die Fugenmassen schrumpften, umso strenger werten wir ab.
Überraschenderweise hatten zehn Fugenmassen eine hohe Dehnfähigkeit von über 60 Prozent, eine Eigenschaft, die man bei Acrylfugenmassen gar nicht erwartet. Als völlig unbrauchbar erwies sich jedoch ein Produkt im Test. Die Masse riss schon nach kurzem Trocknen von den Seitenflächen ab.
Bei den folgenden Dehnversuchen ging gar nichts mehr. Auch wenn bezüglich der Dehnfähigkeit keine hohen Erwartungen bestehen: Das ist dann doch zu wenig. Die Qualität lag weit unter dem, was mit 15 Prozent Dehnung auf der Verpackung und 15 Prozent Volumenänderung im Technischen Merkblatt versprochen wurde.
Deklarationsmängel in der Kritik
Fast alle Acrylfugenmassen enthalten Isothiazolinone, die Allergien auslösen können. Deshalb halten wir den Hinweis auf eine Allergiker-Hotline auf der Kartusche für unerlässlich. Auf zwei Kartuschen ist kein Mindesthaltbarkeitsdatum zu erkennen. Da die Dichtstoffe nicht ewig haltbar sind, gehört diese Information unbedingt auf das Produkt.
Diesen Test haben wir bereits im Ratgeber Bauen und Wohnen für 2014 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2015 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Weiterlesen auf oekotest.de: