- Wir haben 48 Frühstücksflakes überprüft – 13 der Flakes im Test sind auf Basis von Dinkel, 30 auf der Basis von Mais, einmal sind sie aus Braunhirse, einmal aus Buchweizen und dreimal aus verschiedenen Getreidesorten hergestellt.
- "Sehr gute" Cornflakes gibt es bereits für 95 Cent je 300 Gramm. Insgesamt schneiden 23 von 48 Produkten im Test mit Bestnote ab.
- Neun Frühstücksflakes enthalten so viele unerwünschte Inhaltsstoffe, dass sie durch unseren Test fallen.
- Wir kritisieren vor allem aus unserer Sicht erhöhte Acrylamidgehalte, Mineralölbestandteile und Pestizidrückstände.
Für den Hunger zwischendurch oder wenn es morgens mal schnell gehen muss, sind Frühstücksflakes eine prima Sache – oder? Wir wollten genau wissen, was in den knusprigen Flakes steckt und haben 48 Produkte ins Labor geschickt.
Das Ergebnis: Viele Cornflakes können wir empfehlen. Der Einfachheit halber sprechen wir insgesamt von "Cornflakes", verstehen darunter aber nicht nur Flakes aus Mais, sondern auch solche aus anderen Getreidearten wie beispielsweise Dinkel. Auffällig: Ausgerechnet bekannte Markenprodukte fallen durch.
Frühstücksflakes: Wie entsteht Acrylamid?
Um Frühstücksflakes herzustellen, werden typischerweise geschälte und ungekeimte Getreidekörner gewalzt und anschließend geröstet. Dabei kann der Schadstoff Acrylamid entstehen, der sich aus dem pflanzlichen Proteinbaustein Asparagin und natürlichen Zuckern bei Temperaturen ab 120 Grad bildet. Dabei steigt die Bildung von Acrylamid ab etwa 175 Grad sprunghaft an. Die Rösttemperaturen vieler Flakes in unserem Test liegen laut Herstellerangaben zwischen 270 und 290 Grad.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft Acrylamid als potenziell krebserregend ein. Da Nahrung als Hauptaufnahmequelle für den Schadstoff gilt, hat die EU-Kommission Richtwerte zur Reduzierung von Acrylamidgehalten in Lebensmitteln entwickelt. Diese sollen vor allem Herstellern als Orientierung dienen.
Wie bewertet ÖKO-TEST die Acrylamidgehalte?
Das Problem: Rechtlich bindend sind sie nicht. Je nachdem welches Getreide hauptsächlich in den Flakes steckt, orientieren wir uns in unserem Test an dem Richtwert für Frühstückscerealien entweder auf Vollkorn oder auf Mais-, Hafer-, Dinkel-, Gerste- oder Reisbasis.
Der Richtwert für Vollkorn ist dabei weniger streng. Er lässt einen doppelt so hohen Acrylamidgehalt zu, weil die bei Vollkorn mitverarbeitete Schale Asparagin enthält und somit mehr Acrylamid entstehen kann.
Auch für Flakes auf Braunhirse- oder Buchweizenbasis ziehen wir entsprechend dem CVUA Stuttgart hilfsweise den weniger strengen Richtwert für Vollkorn heran, weil es für diese Getreide noch keinen entsprechenden Richtwert gibt. Acht Produkte schöpfen die jeweiligen Richtwerte zu mehr als der Hälfte aus, darunter einmal Flakes auf Vollkornbasis. Fünf überschreiten sie.
Unerwünschte Inhaltsstoffe in Cornflakes, Dinkelflakes & Co.
Neben Acrylamid kritisieren wir auch – teils vereinzelt – weitere unerwünschte Inhaltsstoffe:
Das von uns beauftragte Labor ist auf die besonders bedenklichen aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH gestoßen. Als besonders bedenklich schätzen wir MOAH ein, weil es innerhalb dieser großen Stoffgruppe auch krebserregende Verbindungen gibt. In Lebensmitteln haben MOAH aus unserer Sicht deswegen nichts zu suchen.
Zur Erklärung: Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen, die im Produktionsprozess immer dann entstehen können, wenn Lebensmittel in Kontakt mit Schmieröl kommen.
2. Rückstände von Glyphosat
Glyphosat wurde gerade erst für weitere zehn Jahre in der EU zugelassen. Allerdings räumte die EFSA Datenlücken bei der Beurteilung möglicher Gesundheitsrisiken durch Glyphosatrückstände in Lebensmitteln ein.
Die internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft den Unkrautvernichter als "wahrscheinlich krebserregend" beim Menschen ein. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) nicht. Fest steht, dass der Unkrautvernichter zum Verlust von Biodiversität beiträgt. Wir stufen das Pestizid als besonders bedenklich ein.
3. Deltamethrin
Dabei handelt es sich um ein weiteres besonders bedenkliches Pestizid. Es wird als Nervengift gegen Insekten eingesetzt, gefährdet aber auch wichtige Bestäuber wie Bienen. Das Pestizid Aktions-Netzwerk Deutschland stuft Deltamethrin als "hochgefährlich" ein.
Wir ziehen für unserer Ansicht nach besonders bedenklichen Pestizide jeweils eine Note ab. Eine weitere Note Abzug gibt es, wenn das Labor Rückstände von mehr als einem Pestizid oder Wirkverstärker findet. Denn obwohl diese nicht akut giftig sind, ist über die Wechselwirkungen mehrerer solcher "Spuren" untereinander noch zu wenig bekannt, als dass wir gesundheitliche Risiken sicher ausschließen könnten.
Kritik an zugesetzten Vitaminen und hohen Salzgehalten
Die bisher genannten unerwünschten Inhaltsstoffe sind solche, die Verbraucherinnen und Verbraucher selbst nicht erkennen können – sie wurden im Labor nachgewiesen. Aber aus unserer Sicht gehört auch zu viel Salz nicht in Cornflakes, genauso wenig wie zugesetzte Vitamine.
Ein übermäßiger Salzkonsum kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck steigern. Aktuell nehmen die meisten Menschen eher zu viel als zu wenig Salz zu sich. Das hängt laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) auch mit unerwartet hohen Salzgehalten in fertigen Lebensmitteln zusammen. In Finnland müssen Frühstückscerealien, die mehr als 1,6 Prozent Salz enthalten, einen Warnhinweis tragen. Wir orientieren uns an dieser Regel und werten ein paar Produkte mit höheren Salzgehalten ab.
Zugesetzte Vitamine bemängeln wir, weil sich diese Vitamine bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung auf natürlichem Wege aufnehmen lassen.
Zuckergehalte schwanken in Cornflakes-Test
Im Hinblick auf die Zuckergehalte gilt: Auch ungesüßte Flakes enthalten von Natur aus Zucker, der im Getreide steckt. Die Menge ist jedoch deutlich niedriger als bei gesüßten Varianten. Bei Letzteren schwanken die Gehalte im Test: Während manche Flakes mit drei Gramm Zucker auskommen, enthalten andere ganze 12 Gramm pro 100 Gramm.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät zu einer Verringerung des Zuckerverzehrs. Die tägliche Menge sollte bei Erwachsenen 50, besser 25 Gramm nicht übersteigen. Wir würden abwerten, wenn ein Produkt den strengeren Wert bei einer Portion von 50 Gramm zu mehr als der Hälfte ausschöpft. Das ist nicht der Fall.
Unterschiede von Cornflakes aus Mais und Dinkel
Mais stammt ursprünglich aus Mexiko und zählt botanisch zum Getreide. Zudem ist Mais glutenfrei und enthält viele Vitamine und Mineralstoffe, darunter Folsäure und etliche B-Vitamine. Leider gehen diese bei der Produktion von Cornflakes aus Mais durch das Rösten oft verloren. Außerdem sättigen Maisflakes aufgrund niedrigerer Ballaststoffgehalte als andere Getreidesorten wie Dinkel weniger lang.
In unserem Test stammt der Mais häufig aus Italien, während der als besonders ertragreich geltende La Plata Mais aus Argentinien bezogen wird – was längere Transportwege zur Folge hat.
Dinkel ist eng verwandt mit Weizen und enthält Gluten. Doch Dinkel ist auch voll gepackt mit wertvollen Vitaminen und Mineralstoffen, die jedoch ebenfalls bei der Herstellung von Flakes aufgrund des Röstens verloren gehen können.
In zwei Bereichen sind die Dinkelflakes in unserem Test jedoch klar im Vorteil: Erstens weisen sie laut Deklaration im Vergleich zu Cornflakes ungefähr doppelt so hohe Ballaststoffgehalte auf. Und zweitens kommt der Dinkel – gerade bei den Bio-Produkten im Test – häufiger aus Deutschland und ist damit regionaler zu haben als Mais.
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