- Wir haben 19 fertige Pizzateige zur Überprüfung ins Labor geschickt, vier davon sind Bio-Produkte. Unter den Testprodukten befinden sich auch fünf Pizza-Sets, bestehend aus Fertigteig und Tomatensoße. Überprüft wurde nur der Teig.
- Ergebnis: Nur ein fertiger Pizzateig schneidet mit "sehr gut" ab, vier Produkte fallen durch den Test.
- In der Kritik: Keimbelastungen, Pestizidrückstände, umstrittene Phosphate und aus unserer Sicht erhöhte Salzgehalte.
Wer Pizza selbst machen will, greift häufig zu fertigem Pizzateig: Der lässt sich einfach mit den Lieblingszutaten belegen und es dauert nicht lange, bis das Essen duftend aus dem Ofen kommt. Aber was steckt eigentlich in den Fertig-Pizzateigen drin? Und wie steht es um bedenkliche Inhaltsstoffe?
Lidl, Aldi & Co.: Fertig-Pizzateig im Test
Wir wollten das genau wissen und haben 19 Pizzateige zur Analyse in unabhängige Labore geschickt. Das Ergebnis: Vier Produkte landen im grünen Bereich – Ein Teig schneidet mit Bestnote ab, drei weitere sind immerhin "gut".
Wie so oft, gibt es aber einige Produkte, die negativ auffallen. Das liegt unter anderem an enthaltenen Keimen, Rückständen von Pestiziden und umstrittenen Phosphatzusätzen. Doch eins nach dem anderen.
Labor stößt auf bedenkliche Keime in Pizzateigen
Beginnen wir mit den Keimen: Bei zwei Fertig-Pizzateigen im Test hat das Labor eine Gesamtkeimzahl festgestellt, die den empfohlenen Richtwert für feuchte, verpackte, gefüllte und ungefüllte Teigwaren der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) übersteigt, jedoch noch unter dem Warnwert – also dem Wert ab dem die Behörden aufgrund von Hygienemängeln tätig werden – liegt.
Obwohl die erhöhte Gesamtkeimzahl (noch) nicht im gesundheitsgefährdenden Bereich liegt, finden wir, dass die betroffenen Hersteller für geringere Keimzahlen sorgen sollten und ziehen eine Note ab.
Das gilt insbesondere für einen Pizzateig, in dem hat das Labor zusätzlich eine Menge an Enterobakterien gefunden hat, die ebenfalls über dem von uns herangezogenen DGHM-Richtwert, aber unter dem entsprechenden Warnwert liegt. Zur Erklärung: Enterobakterien sind Darmbakterien, die in hoher Konzentration für Magen-Darm-Verstimmungen sorgen können.
E.coli-Bakterien in Fertig-Pizzateig im Test
Auch in anderen fertigen Pizzateigen im Test lag der ermittelte Gehalt an Enterobakterien über dem Richtwert. Einmal sind wir obendrein auf STEC gestoßen. STEC gehören zu den krankmachenden unter den E.coli-Bakterien und können beim Menschen schwere Darmentzündungen verursachen.
Obwohl mit der angewandten Labormethode nicht nachgewiesen werden kann, ob die gefundenen STEC-Bakterien noch lebendig und damit fortpflanzungsfähig waren, können wir es auch nicht ausschließen. Daher werten wir den STEC-Befund zusätzlich ab.
Und damit nicht genug: Das Labor ist auch einmal auf eine Menge Bacillus cereus gestoßen, die über dem von uns herangezogenen Richtwert, aber unter dem Warnwert liegt. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung können diese Keime beim Menschen Magen-Darm-Erkrankungen hervorrufen.
Fertig-Pizzateige nicht roh essen
Was kann man also tun, um sich vor möglichen Keimen zu schützen? Um diese abzutöten, sollte fertiger Pizzateig vor dem Verzehr immer gut durchgebacken und niemals roh verzehrt werden. Immerhin: Viele, aber leider nicht alle betroffenen Teige tragen einen entsprechenden Warnhinweis auf der Verpackung. Zudem ist es besser, sich die Hände zu waschen, sobald der Teig im Ofen ist.
Übrigens: Neben dem Abtöten von Keimen ist der in fast allen Pizzateigen zu Konservierungszwecken eingesetzte Alkohol ein weiteres Argument, warum man die fertigen Teige immer lange genug backen und nicht roh essen sollte.
Pestizide mit Wirkverstärker entdeckt
Was ist außerdem im Test von fertigen Pizzateigen aufgefallen? Das beauftragte Labor hat in einigen Produkten Rückstände von Pestiziden und Wirkverstärkern gefunden. Diese sind in der gefundenen geringen Konzentration zwar nicht akut giftig. Doch über die Wechselwirkungen von Rückständen von mehr als einem Pestizid oder Wirkverstärker ist bislang wenig bekannt.
Da wir unerwünschte gesundheitliche Auswirkungen somit nicht gänzlich ausschließen können, werten wir Produkte ab, in denen wir Spuren mehrerer Pestizide oder Wirkverstärker entdeckt haben. Das betrifft drei Fertig-Pizzateige in unserem Test.
Einer davon enthält zusätzlich Deltamethrin, das wir als besonders bedenklich ansehen. Es wird als Nervengift gegen Insekten eingesetzt, gefährdet aber auch wichtige Bestäuber wie Bienen. Das Pestizid Aktions-Netzwerk Germany stuft das Insektizid als "hochgefährlich" ein.
Kritik für enthaltene Phosphate
Kritisch sehen wir es auch, dass in den meisten Fertig-Pizzateigen im Test Phosphate stecken. Phosphat ist wichtig für die Knochen und wird über die Nahrung vom Körper aufgenommen. Ein Zuviel an Phosphaten kann jedoch den Nieren schaden.
Die in vielen Teigen als Backtriebmittel enthaltenen Diphosphate ließen sich leicht durch andere unbedenkliche Backtriebmittel wie Weinstein oder eine Natron-Zitronensäure-Kombination ersetzen.
Zu viel Salz in fertigen Pizzateige im Test
Auch Salz, oder genauer: Natriumchlorid, braucht der Körper zwar, aber nur in Maßen. Denn während Natrium für ein funktionierendes Muskel- und Nervensystem wichtig ist, kann übermäßiger Salzkonsum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck steigern.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt daher täglich nur sechs Gramm Salz zu sich zu nehmen. Die meisten Menschen nehmen laut einer Studie des Bundesgesundheitsministeriums jedoch 8,5 bis 10 Gramm, also zu viel Salz zu sich. Das hängt laut DGE auch mit unerwartet hohen Salzgehalten in fertigen Lebensmitteln zusammen.
In Finnland müssen fertige und halbfertige Lebensmittel, die mehr als 1,1 Gramm Salz enthalten, einen Warnhinweis tragen. Wir orientieren uns an dieser Regel zum Verbraucherschutz und werten Teige mit höheren Salzgehalten ab – das betrifft mit einer Ausnahme alle Produkte im Test.
Notenabzüge für Deklarationsmängel
Bei einem Fertig-Pizzateig werten wir zusätzlich einen zu niedrig deklarierten Salzgehalt ab: Der im Labor gemessene Gehalt liegt um mehr als 20 Prozent darüber.
Weitere Deklarationsmängel sind aus unserer Sicht die unrealistisch kleinen Portionsgrößen auf zwei Produkten. Denn 43 bzw. 66,7 Gramm Pizzateig halten wir für zu wenig. Mit der kleinen Portion lässt sich auch die Kalorienzahl kleinrechnen.
In glutenfreien Pizzateigen im Test steckt mehr Zucker
Eine gute Nachricht für alle, die kein Gluten vertragen: Die Pizzateige, die als glutenfrei ausgelobt sind, halten was sie versprechen. Das hat das Labor bestätigt.
Die betroffenen Produkte enthalten allerdings im Gegensatz zu den anderen Teigen etwas Zucker. Zwei Anbieter reagierten auf den Befund: Der eine gab an, der Zucker unterstütze die Hefetätigkeit, der andere erklärte, dass der Zucker für den Geschmack wichtig sei.
Apropos Geschmack: Auf einem fertigen Pizzateig im Test sind "natürliche Aromen" deklariert, auf allen anderen Produkten nicht. Aus unserer Sicht haben Lebensmittel, die ihren Geschmack aus den eingesetzten Grundzutaten beziehen eine höhere Qualität als solche, deren Geschmack die Hersteller mit Aromen aufpeppen. Die allermeisten Teige im Test kommen denn auch ohne den Zusatz von Aromen aus.
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