Pommes im Test: TK-Fritten inzwischen besser als früher

Jahrbuch Kinder und Familie für 2025 | Autor: Jil Eichhorn/Marieke Mariani/Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Essen und Trinken | 05.12.2024

Wir haben 20-mal Tiefkühl-Pommes untersucht.
Foto: Johana Mlichova/Shutterstock

Acrylamid, Fettschadstoffe, Keimhemmer – was in früheren Tests oft noch die Frittenfreude trübte, ist diesmal kein Thema mehr. Auffällig: Im Geschmackstest zeigten sich deutliche Unterschiede. 

  • Im Test: 20-mal TK-Pommes, davon sieben Bio-Marken. Es handelt sich bei allen um glatte, geschälte, ungewürzte Pommes, die für die Zubereitung im Backofen geeignet sind.
  • Die Produkte haben sich im Vergleich zu vorherigen Tests verbessert. 
  • Kritik gibt es vor allem, was die Sensorik betrifft.  

Aktualisiert am 5.12.2024 | Goldgelb, knusprig, schmackhaft: Pommes frites sind bei Jung und Alt beliebt. Gleichzeitig eilt ihnen nicht gerade der Ruf als besonders gesundes Lebensmittel voraus. Und doch prangt auf vielen Tiefkühl-Pommestüten ein grüner Nutri-Score A. Sind Pommes etwa doch gesünder als ihr Ruf?

Sind Pommes gesünder als ihr Ruf?

Nicht wirklich. Der Nutri-Score macht lediglich die Nährwerte innerhalb einer Produktkategorie vergleichbar – zeigt also, ob Pommesmarke A eine günstigere Nährstoffzusammensetzung hat als Marke B. Er gibt jedoch keine Auskunft darüber, ob ein Lebensmittel an sich gesund oder ungesund ist. Das Nährwertprofil von Pommes ist nicht besonders ausgewogen, daran ändern weder ein Nutri-Score noch unser aktueller Test etwas.

Was unser Test aber zeigt: Probleme mit Acrylamid und Fettschadstoffen, mit denen die in Öl vorfrittierten und vor dem Verzehr noch einmal bei hohen Temperaturen erhitzten Kartoffelstäbchen früher regelmäßig Schlagzeilen machten, scheinen die Hersteller in den Griff bekommen zu haben.

In TK-Pommes stecken weniger Schadstoffe als früher

Diese und weitere Parameter umfassten die Laborprüfungen für die 20 Pommesmarken im Test. Auch Pestizide und Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Verbindungen (MOSH/MOSH-Analoge/MOAH) waren in den getesteten Marken höchstens in Spuren nachweisbar. Gute Nachrichten also. 

In vier Marken wies das Labor allerdings Spuren eines Pestizids nach. Doch lediglich in einem Fall wurden gleich zwei Pestizide in Spuren gefunden. Die Mengen sind zwar gesundheitlich nicht bedenklich, dennoch sehen wir Mehrfachrückstände von Pestiziden in Lebensmitteln aufgrund möglicher Wechselwirkungen kritisch, weshalb wir eine Note abziehen.

Pommes sind bei Kindern sehr beliebt.
Pommes sind bei Kindern sehr beliebt. (Foto: komokvm/Shutterstock )

So gut schmecken die TK-Pommes im Test

Im Test geht es nicht nur um die Inhaltsstoffe der TK-Pommes, sondern auch um den Geschmack. Wir ließen die Pommes frites von geschulten Sensorikprüfern auf Auffälligkeiten in Aussehen, Geschmack, Geruch und Konsistenz überprüfen. Dafür bereitete das Labor die Pommes entsprechend der Herstellerempfehlung im Backofen zu, und Experten verkosteten sie anschließend.

Hier zeigten sich durchaus Unterschiede: Neun Pommesmarken waren selbst nach der längsten angegebenen Backdauer teilweise noch nicht durchgebacken, einige davon schmeckten dementsprechend auch noch teilweise nach rohen Kartoffeln. Bei insgesamt fünf Marken waren Verfärbungen erkennbar, bei einem Produkt fanden die Prüfer zudem noch Schalenreste.

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Ballaststoffgehalte oft nicht angegeben

Auf neun Verpackungen suchten wir vergeblich nach einem deklarierten Ballaststoffgehalt. Diese Angabe ist rechtlich zwar für die Hersteller nicht verpflichtend, kann Verbraucherinnen und Verbrauchern jedoch eine wertgebende Information über das Produkt bringen. Auch der Nutri-Score lässt sich nur nachvollziehen, wenn der Ballaststoffgehalt bekannt ist. Fehlte er, werteten wir um eine Note als Weiteren Mangel ab.

Pommes zubereiten: So lässt sich Acrylamid reduzieren

Mit diesen Tipps können Sie bei der Zubereitung von Pommes die Bildung von Acrylamid verringern:

  1. Temperatur und Backzeit reduzieren: Bei Ober- und Unterhitze sollte die Backtemperatur nicht höher als 200 Grad Celsius liegen, bei Umluft nur bei maximal 180 Grad, in der Fritteuse nicht mehr als 175 Grad. Bezüglich der Backdauer orientieren Sie sich an der kürzesten auf der Packung genannten Zeit.
  2. Backpapier verwenden: Backpapier verhindert eine zu starke Bräunung von unten.
  3. Mehr Pommes, weniger Acrylamid: Das gilt zumindest auf dem Backblech. Verteilen sie so viele Pommes auf dem Blech, wie einlagig und mit etwas Abstand darauf Platz finden. Nach der Hälfte der Backzeit wenden.
  4. Dicke Pommes bevorzugen: Da sich Acrylamid nur in der äußeren Schicht bildet, enthalten 100 Gramm dicke Pommes weniger davon als die gleiche Menge dünner Fritten.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 2/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir in (Bio-)Supermärkten, Discountern und bei Lebensmittel-Lieferdiensten 20-mal Tiefkühlpommes frites eingekauft, darunter sieben Bio-Marken. Es handelt sich bei allen um glatte, geschälte, ungewürzte Pommes, die für die Zubereitung im Backofen geeignet sind.

Im Labor ließen wir die Produkte auf verschiedene Parameter untersuchen. Für die Acrylamidprüfung bereiteten die Laborexperten die Pommes bei Umluft auf der niedrigsten angegebenen Temperatur mit der kürzesten angegebenen Backdauer zu und bestimmten anschließend die Acrylamidgehalte. Außerdem analysierten sie den Gesamtfettgehalt der Pommes und die Fettschadstoffe 3-MCPD und Glycidol. Auch Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Verbindungen (MOSH/MOSH-Analoge/MOAH) und ein Pestizidscreening standen auf dem Prüfprogramm. Es gab zudem eine Analyse auf Schwermetalle und weitere Elemente. Es folgte eine Analyse auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung, ebenso wie die mikrobiologische Analyse der Pommes frites auf Verunreinigungen mit Kolibakterien, koagulasepositiven Staphylokokken oder Bacillus cereus sowie auf Salmonellen und Listerien. Waren Produkte als "glutenfrei" ausgelobt, ließen wir dies im Labor überprüfen.

Drei Sensorikexperten beurteilten Geschmack und Geruch sowie Textur und Konsistenz der nach Herstellerangaben zubereiteten Pommes; das Aussehen wurde zusätzlich vor der Zubereitung begutachtet.
Wir verglichen, ob der deklarierte Fettgehalt deutlich vom gemessenen Wert abweicht, und erfassten, ob der Ballaststoffgehalt auf der Verpackung angegeben ist. Für Produkte mit Nutri-Score rechneten wir diesen nach. Darüber hinaus erfassten wir, ob die Hersteller realistische Portionsgrößen angeben und Zubereitungsempfehlungen abdrucken, um Acrylamidbildung zu vermeiden. 

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKOTEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. MOSH/MOSH-Analoge beinhalten gegebenenfalls auch POSH (Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons) und PAO (Poly Alpha Olefins). Für die Berechnung der Pestizidbelastung wurden die Verarbeitungsfaktoren für geschälte Kartoffeln zugrunde gelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um eine Note: ein Mehrfachrückstand an zwei bis sechs Pestiziden und/oder Wirkverstärkern.

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) ein oder zwei Mängel, die auf ein nicht vollständiges Garen/Backen zurückzuführen sind: Pommes frites, die nach der Zubereitung stellenweise oder nicht vollständig durchgebacken waren (in Tabelle: "teilweise nicht durchgebacken") und/oder der Geschmack nach rohen Kartoffeln (in Tabelle: "Geschmack teilweise nach rohen Kartoffeln"); b) ein oder zwei Mängel, die sich auf optische Makel der Pommes frites beziehen: erkennbare Verfärbungen / dunkle Stellen und/oder erkennbare Schalenreste (in Tabelle: "Verfärbungen erkennbar", "(teilweise) dunkle Stellen erkennbar" oder "Schalenreste und Verfärbungen erkennbar"). Die Pommes wurden im Backofen bei Umluft laut Packungsanleitung zubereitet. Mängel, die jeweils zu einer Abwertung führen, sind in der Tabelle durch ein Semikolon getrennt. Zwei Mängel, die zusammen zu einer Abwertung führen, sind durch ein Komma getrennt.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um eine Note: ein nicht deklarierter Gehalt an Ballaststoffen auf der Verpackung. Eine Angabe ist rechtlich nicht verpflichtend, kann dem Verbraucher jedoch eine wertgebende Information über das Produkt bringen.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Sensorik, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Sensorik oder Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse. Mineralölbestandteile: nach DIN EN 16995:2017-08 mod.; die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix; Messung mittels LC-GC/FID. Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS. Gesamtfett: gravimetrische Messung nach Säureaufschluss. Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662: 2018-07. Acrylamid: LC-MS/MS; nach Zubereitung im Backofen bei Umluft gemäß Packungsangabe. 3-MCPD-Ester/Glycidylester: nach DGF C-VI 18:2010 mod.; Die Modifikation betrifft die Messung mittels Automatisierung. Escherichia coli: nach ASU L 00.00-132/1:2021-03. Koagulase-positive Staphylokokken: nach ASU L 00.00-55: 2022-08. Präsumtive Bacillus cereus: nach ASU L 00.00-33: 2021-03. Salmonellen: nach ASU L 00.00-20: 2021-07Listeria monocytogenes: nach ASU L 00.00-22: 2018-03 Sensorik: beschreibend (§ 64 LFGB L 00.90-14:2019-03, mod.); Zubereitung im Backofen bei Umluft gemäß Packungsangabe. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse. Gliadin/Gluten: ELISA

Einkauf der Testprodukte: Oktober/November 2023

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 2/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

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