- Im Test: 36 klassische Spaghetti aus Hartweizengrieß, darunter 19 Bio-Produkte.
- Mit Bestnote schneiden 28 Spaghetti-Marken ab.
- Kritik gibt es vor allem für die Mineralölbestandteile MOSH/MOSH-Analoge und Glyphosat.
Aktualisiert am 7.11.2024 | Was sollen wir heute kochen? "Spaghetti" ist immer eine solide Antwort. Sie sind schnell zubereitet, sind recht günstig einzukaufen und die Kinder lieben sie. Spaghetti – was zu Deutsch so viel heißt wie "Schnürchen" – sind in der eifreien Variante zudem vegan. Viele Gründe also, die für die langen Nudeln sprechen. Und Grund genug für uns, mal genauer hinzuschauen.
Denn da wir Pasta in größeren Mengen verzehren, ist es umso wichtiger, dass sie gesundheitlich unbedenklich sind. Die gute Nachricht: Die allermeisten sind es tatsächlich. Von insgesamt 36 klassischen Spaghetti-Produkten aus Hartweizengrieß schneiden im Test viele mit "sehr gut" ab.
Mineralölbestandteile in Spaghetti im Test
Ganz onhe Kritik können wir die Spaghetti allerdings nicht entlassen. So ist das von uns beauftragte Labor im Test auf gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) gestoßen – und zwar in Gehalten, die wir als "erhöht" bewerten.
Bei MOSH/MOSH-Analogen handelt es sich um Erdölbestandteile, die sich im menschlichen Fettgewebe und in Organen anreichern. Sie stellen im Körper die wohl größte Verunreinigung dar. Welche Folgen das hat, ist bislang ungeklärt.
Gut zu wissen: Die Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz (LAV) hat für verschiedene Produkte Orientierungswerte festgelegt, um die Hersteller anzuhalten, die Produktion der Waren genau zu überwachen. Mineralöl kann nämlich an verschiedenen Verarbeitungsschritten ins Produkt gelangen, unter anderem aus Druckfarben oder Schmierfetten. Dieser Orientierungswert von sechs Milligramm pro Kilogramm wird bei keinem der Produkte im Test überschritten.
Kritik an Spaghetti mit Pestizidrückständen
Neben Mineralölbestandteilen stehen Pestizidrückstände in der Kritik. Zunächst die gute Nachricht: Im Gegensatz zum Spaghetti-Test vor drei Jahren fanden wir dieses Mal weniger Spritzgifte. Nur acht der 37 getesteten Produkte enthalten Spuren eines Pestizids und/oder eines Wirkverstärkers – in drei Fällen handelt es sich um den Unkrautvernichter Glyphosat.
Bitter allerdings: Auch in einem Bio-Produkt stieß das Labor auf Glyphosat. Auch wenn wir diesen Gehalt noch als Spur bewerten, liegt er doch deutlich über dem Orientierungswert, den der Bundesverband Naturkost und Naturwaren (BNN) zur Beurteilung von Pestizidrückständen in Bio-Ware heranzieht.
Glyphosat auch in Bio-Spaghetti im Test
Der BNN-Wert bezieht sich allerdings auf Rohware, hier den Weizen, und nicht auf verarbeitete Produkte wie Spaghetti. Für eine Umrechnung haben wir uns am Vorgehen des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts (CVUA) Stuttgart orientiert und den Verarbeitungsfaktor für Weizenmehl angesetzt: Auf diese Weise lässt sich schließen, dass der Glyphosat-Gehalt im für die betroffenen Bio-Spaghetti verarbeiteten Weizen sogar noch höher gewesen sein dürfte.
"Ein solcher Gehalt deutet stark auf eine nicht zulässige Anwendung des Pestizids oder auf eine Vermischung mit konventioneller Ware hin", sagt uns Marc Wieland vom CVUA Stuttgart.
Lebensraum von Vögeln und Insekten wird zerstört
Über kein Pestizid wurde in den vergangenen Jahren so erbittert gestritten wie um Glyphosat, das die EU gerade für weitere zehn Jahre zugelassen hat: Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) schätzt den Wirkstoff als wahrscheinlich krebserregend ein, die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) nicht.
Unbestritten ist, dass das Totalherbizid den Lebensraum von Insekten und Vögeln zerstört und erheblich zum Verlust von Biodiversität beiträgt. Wir ordnen Glyphosat unter den besonders bedenklichen Pestiziden ein. Eins ist sicher: Wer Bio kauft, erwartet Lebensmittel ohne Pestizide – und ganz bestimmt ohne Glyphosat.
Labor stößt einmal auf Schimmelpilzgifte
Auch Schimmelpilzgifte haben wir in Spaghetti mit Bio-Siegel gefunden. Das Labor maß einen auffälligen Gehalt an HT2-Toxinen. Die wirken zellgiftig und schädigen das Immunsystem. Ganz unkritisch ist das nicht.
Denn immerhin schöpft eine 125-Gramm-Portion des betroffenen Produkts die noch als unbedenklich geltende tägliche Aufnahmemenge (TDI) für eine 60 Kilo schwere Person fast komplett aus.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 3/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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