Süße hat viele Namen: Dextrose zum Beispiel, Fructose, Lactose oder Maltose. Manchmal klingt sie noch viel harmloser: Fruchtsüße oder Süßmolkenpulver, Karamellsirup, Honig oder Agavendicksaft.
Damit "Zucker" als Inhaltsstoff nicht ganz vorn in der Zutatenliste landet, verwenden Lebensmittelhersteller oft eine Vielzahl an Zugaben, die zur Süße eines Produkts beitragen. Und gesüßt sind nicht nur solche Nahrungsmittel, bei denen das einigermaßen klar ist, wie Kekse, Kuchen, Riegel, Marmeladen oder Nuss-Nougat-Cremes. Auch in Fertigpizza, Chutneys, Ketchup, Müslimischungen, getrockneten Cranberrys und Brotaufstrichen steckt mitunter jede Menge Zucker. Und selbst vermeintlich gesunden Sachen wie Fruchtquark und -joghurt ist meist Zucker zugesetzt.
Hersteller versuchen, Zuckerzusätze zu verstecken
Zucker ist ein billiger Geschmacksträger. Genau deshalb ist er in der Lebensmittelindustrie so beliebt. Doch seit Zucker als Dickmacher und Risikofaktor für Krankheiten wie Diabetes in Verruf geraten ist, versuchen die Hersteller, die Beimischung zu verstecken – unter anderem damit, dass sie zwar süßen, was das Zeug hält, aber eben mit Fructose, Invertzuckersirup, Dextrose und Süßmolkenpulver. So landet der enthaltene Zucker nicht auf Platz eins in der Zutatenliste, sondern verteilt auf den Plätzen drei, fünf, neun und zehn – und ist für den Verbraucher als süße Zugabe kaum noch zu erkennen.
Es gibt noch weitere Tricks, zum Beispiel das Werben mit dem Slogan "nur natürliche Süße". Das klingt gesund, verkauft sich also gut. Allerdings handelt es sich in vielen Fällen nicht um die natürliche Süße aus Milch, Gemüse oder Obst, sondern um hoch konzentrierte, getrocknete, teils mehrfach verarbeitete Pulver, die nur noch einen einzigen Zweck haben – nämlich zu süßen.
Der Trick mit "natürlicher Süße"
"Fruchtsüße" ist so ein Beispiel: Dahinter verbirgt sich nichts anderes als ein Gemisch aus Fructose und Glucose, das ernährungsphysiologisch dem Haushaltszucker weitgehend gleichzusetzen ist. "Konzentrate" sind ein weiteres Beispiel. Hier spielen die Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe, die frisches Obst neben dem natürlich darin enthaltenen Zucker liefert, keine Rolle mehr.
Geworben wird auch häufig mit den Sprüchen "weniger Fett" und "weniger süß". Fett und Zucker sind Geschmacksträger. Wenn also von dem einen weniger drin ist, muss von dem anderen mehr rein, um Geschmackseinbußen wettzumachen. Deswegen heißt "weniger Fett" oft "mehr Zucker". Und "weniger süß" heißt noch lange nicht "wenig süß". Lebensmittelrechtlich bedeutet diese Bezeichnung nichts anderes als "30 Prozent weniger süß" als ein Vergleichslebensmittel.
"Weniger süß" kann also trotzdem heißen, dass das Produkt zu mehr als der Hälfte aus Zucker besteht. Bei einem ÖKO-TEST im Mai 2016 zum Thema "Versteckter Zucker" fiel ein Cappuccinopulver...