Man nehme etwas Natron und lauwarmes Wasser, schüttle das Ganze und füge ein paar Tropfen ätherisches Öl hinzu – fertig ist das Deo zum Sprühen. Oder man mischt Aprikosenkernöl mit Rosenblütenwasser – und hat einen Augen-Make-up-Entferner.
Das sind nur zwei Beispiele für selbst gemachte Naturkosmetik, die in Minutenschnelle und mit wenigen Zutaten gelingen. Hier finden Sie drei
Naturkosmetik selber machen
Was dafür spricht, ihre natürliche Kosmetik selber zu machen:
- Sie wissen genau, was drinsteckt. Und natürlich auch, was nicht.
- Sie bestimmen den Duft. Die Auswahl an ätherischen Ölen ist riesig, ein paar Tropfen genügen für den passenden Duft. Aber: Ätherische Öle nie direkt auf die Haut auftragen.
- Sie tun der Umwelt Gutes. Wer Kosmetik in eigene Flakons, Fläschchen und Tiegel abfüllt, vermeidet Verpackungsmüll und Transportwege. Die meisten Zutaten für Naturkosmetik-Rezepte gibt's zudem in Bio-Qualität.
- Sie sparen Geld. Wer sich die Grundausstattung an Utensilien und Rohstoffen einmal zugelegt hat, fährt mit Körperpflege Marke Eigenbau recht günstig.
Worauf es bei Naturkosmetik-Rezepten ankommt:
- Fangen Sie mit einfachen Rezepten an, die nur wenige Zutaten benötigen. Mit zunehmender Erfahrung gelingen auch kompliziertere Produkte, eigene Experimente und Rezepturen.
- Zügiges Arbeiten kann entscheidend sein. Haben Sie deshalb am besten alle Zutaten und Utensilien griffbereit, bevor Sie mit dem Anrühren beginnen.
- Lagern Sie Kosmetik richtig. Rohstoffe, die kein Wasser enthalten, lassen sich kühl und dunkel problemlos über mehrere Monate aufbewahren. Produkte mit Wasseranteil im Sommer möglichst in den Kühlschrank stellen, größere Mengen lassen sich auch einfrieren. Frische Zutaten wie Lebensmittel behandeln und rasch verbrauchen.
Drei Naturkosmetik-Rezepte
Für Anfänger und Profis: Der 1. Augen-Make-up-Entferner und das 2. Einsteiger-Deo sind schnell gemixt, das 3. Lipgloss dagegen ist etwas aufwendiger herzustellen.
1. Augen-Make-up-Entferner
Das braucht man (für ca. 50 ml):
- 25 ml Aprikosenkernöl
- 25 ml Rosenblütenwasser
- 2,5 ml (½ Teelöffel) Vitamin E
So wird's gemacht: Aprikosenkernöl, Rosenblütenwasser und Vitamin E über einen kleinen Trichter in eine sterilisierte Flasche füllen.
Tipp: Da sich Rosenblütenwasser und Öl nicht mischen (siehe Bild), die Flasche vor jeder Anwendung kräftig schütteln. Der Augen-Make-up-Entferner ist ca. drei Monate haltbar.
Quelle: The Glow, Gräfe und Unzer
2. Deo (für Einsteiger)
Sehr schnell hergestelltes Deo mit eigener Duftnote und garantiert ohne Aluminiumsalze. Das braucht man (für etwa 100 ml):
- 1 bis 2 TL Natron (Natriumhydrogenkarbonat, Kaiser-Natron)
- 100 ml abgekochtes Wasser
- 8 bis 10 Tropfen naturreines ätherisches Limetten- oder Salbeiöl
So wird's gemacht: Wasser nach dem Kochen auf Handwärme, maximal 49 Grad Celsius, abkühlen lassen. Natron darin unter häufigem Rühren restlos auflösen, gegebenenfalls noch etwas Wasser hinzufügen. Die Mischung in eine Sprühflasche oder einen Deoroller geben. Öl(e) hinzufügen, schütteln, fertig.
Tipp: Natron ist ein vielseitiges Haushaltsmittel, das unter anderem unangenehme Gerüche neutralisiert. Es darf aber nicht in heißem Wasser gelöst werden, da es sich sonst in das stärker alkalische Natriumkarbonat umwandelt, das aggressiv zur Haut ist. Außerdem sollte das Deo vor jedem Gebrauch geschüttelt werden, da sich das Öl absetzt.
Quelle: Jasmin Schneider, schwatzkatz.com
3. Gefärbtes Lipgloss
Das braucht man (für ca. 20 Gramm):
- 10 ml Glycerin
- 5 g Bienenwachs (oder als vegane Alternative Jojobawachs)
- 5 g Sheabutter
- 5 g Kokosöl
- 2 ml Rizinusöl
- 1 TL Rote-Bete-Pulver
- 3 Tropfen ätherisches Öl: Grapefruit
So wird's gemacht: Glycerin und Rote-Bete-Pulver sorgfältig in einem kleinen Glas verrühren, bis eine dickflüssige, sehr farbintensive Mischung entsteht. Bienenwachs und Sheabutter bei geringer Hitze im Wasserbad schmelzen. Sobald beide Zutaten flüssig sind, Topf vom Herd nehmen. Kokosöl, Rizinusöl und ätherisches Öl einrühren, dann auf Handwärme abkühlen lassen.
Anschließend das gefärbte Glycerin tropfenweise zu den Ölen mischen, bis die gewünschte Farbintensität erreicht ist. Sehr schnell rühren, damit sich die Farbe gut im Gloss verteilt. Mischung in einen kleinen Tiegel abfüllen und bei geöffnetem Deckel abkühlen lassen (siehe Bild oben).
Tipp: Die Farbe verblasst nach etwa zwei Monaten. Wer ein stabileres Farbergebnis möchte, ersetzt das Rote-Bete-Pulver durch eine Messerspitze kosmetischer Pigmente. Das Lipgloss ist sechs Monate haltbar.
Quelle: The Glow, Gräfe und Unzer
Weitere Naturkosmetik-Rezepte
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Naturkosmetik selber machen: Warum eigentlich?
Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, seine Kosmetik aus natürlichen Zutaten selbst zu rühren.
Hendrike Gruber beispielsweise fand die Farben zu dezent. Da sie es selbst knallig und leuchtend liebt, begann sie mit zu experimentieren und ihre eigene Naturkosmetik zu entwickeln. Inzwischen hat sie ihr Hobby auf professionelle Beine gestellt und bietet ihre handgefertigte und vegane Kosmetik unter der Marke Ponyhütchen an.
Die schwedische Innenarchitektin Monica Kylén suchte als Dekoration für eine selbstgetöpferte Keramikkollektion eine bestimmte Seife – und siedete sie entschlossen selbst. So kam sie auf den Geschmack und gründete mit ihrem Mann die Marke L:a Bruket, deren Deos, Cremes, Peelings und Haarpflege mittlerweile international erfolgreich sind.
Es muss aber nicht jede(r) gleich zum Profi werden. Für die meisten ist es sein Hobby, das Badezimmer mit Pflegeprodukten der besonderen Art zu bereichern. Entscheidend ist für viele aber auch, dass sie bei der Kosmetik Marke Eigenbau ganz genau wissen, welche Zutaten in die Tiegel und Fläschchen kommen – und welche nicht. Gerade für Veganer, Duftstoffallergiker oder sensible Haut ist das wichtig.
So war es auch bei Anita Bechloch. Die TV-Produzentin spürte irgendwann, dass ihr Körper zunehmend mit Allergien, Erkältungen und Kopfschmerzen reagierte. "Ich hatte meine Gesundheit zu lange auf die leichte Schulter genommen", erinnert sie sich. Zunächst begann sie daher, ihre Ernährung umzustellen, kochte weitgehend mit frischen, naturbelassenen Zutaten. Doch schnell merkte sie, dass das noch nicht alles sein konnte.
"Beim Essen achtete ich darauf, keine künstlichen Zusatzstoffe zu mir zu nehmen. Aber auf Körper und Gesicht habe ich mir jede Menge bedenkliche Inhaltsstoffe geschmiert." Als ihr das bewusst wurde, war für sie der Zeitpunkt gekommen, auch bei den Pflegeprodukten aufs Selbermachen umzusteigen. Seit gut sechs Jahren rührt, mixt und köchelt Anita Bechloch mittlerweile ihre Peelings, Cremes, Lippenpflege und Badezusätze selbst - und hat ihre Rezepte 2015 in dem Buch "The Glow" für interessierte Nachahmer zusammengefasst. (Einige Rezepte aus dem Buch finden Sie oben.)
Eigene Naturkosmetik braucht kein Vorwissen
Darin zeigt sie, dass man für selbst gemachte Naturkosmetik weder profunde Chemiekenntnisse noch viel Vorwissen braucht. "Das ist wie Kochen mit wenigen Zutaten." Ein Körperpeeling, eine Bodybutter oder ein Gesichtstonikum lassen sich im Handumdrehen herstellen. Viele Zutaten dafür hat man ohnehin in seiner Küche, etwa Meersalz, Sesam- oder Olivenöl.
Für selbst kreierte und komplexere Rezepturen sei dann allerdings schon Erfahrung und Know-how notwendig. Anfängern rät Anita Bechloch, sich einfach an das erste Produkt heranzuwagen: "Eine Bodybutter mit Kokosöl, Sheabutter und ätherischem Öl ist simpel und superschnell herzustellen." Auch Badezusätze und Peelings sind alles andere als Hexerei.
Naturkosmetik selber machen: Gesichtspflege
Vor allem bei der Gesichtspflege wird es aber aufwendiger: Beim Ansetzen von Kosmetik unterscheidet man Fettphase, Wasserphase und Wirkstoffphase. Zur Fettphase gehören alle Öle, Wachse und Fette, zur Wasserphase zählen wässrige Substanzen und Stoffe, die erst im Wasser erwärmt und gelöst werden müssen. Fettphase und Wasserphase werden durch zugesetzte Emulgatoren miteinander verbunden. Zu dieser Grundlage kommen dann noch die Wirkstoffe hinzu oder auch Substanzen, die das Produkt auf natürliche Weise unempfindlicher gegen Bakterien und Keime machen.
Ob Gesichtscreme, Zahncreme oder Wundcreme: Schritt für Schritt werden die Zutaten der einzelnen Phasen verarbeitet, wobei es einige Grundregeln zu beachten gibt. So fängt Bienenwachs beispielsweise erst bei 55 Grad an zu schmelzen, Sheabutter dagegen verträgt keine Temperaturen über 40 Grad.
Kosmetik selber machen: Das braucht es
Absolute Hygiene am Arbeitsplatz, eine exakte Waage, ein Lebensmittelthermometer und genügend Muße für die Küchenkosmetik sind wichtig, damit das Ergebnis stimmt. Für alles andere gibt es einen gut sortierten (Online-)Handel, der vom Spatel bis zur Schlämmkreide alles anbietet.
In Reformhäusern und Naturkostläden gibt es beispielsweise die Basisprodukte für selbstgerührte Kosmetik, außerdem natürliche Öle wie Jojoba- und Mandelöl. Ätherische Öle sind auch in der Apotheke zu erhalten, dort können außerdem weitere notwendige Zutaten bestellt werden. Und Spezialshops, unter anderem die Spinnrad-Kette, bieten weiteres Zubehör an, sogar komplette Kosmetikbaukästen.
Naturkosmetik: Bio-Zutaten sind sicherer
Wer bei der Rohstoffauswahl sichergehen will, sollte auf zertifizierte Bio-Produkte achten. Die Auswahl an pflanzlichen Basisölen mit Gütesiegeln ist riesengroß, für Aufgüsse und Sude kann man gut auf Bio-Tees zugreifen, für Tinkturen – also alkoholische Auszüge aus Pflanzen – auf ökologisch angebaute Produkte. Die meisten Anbieter und Rohstoffversender haben selbstverständlich auch einen Onlineshop.
Wer nicht nur Natron, Quark, Gurke oder andere Zutaten aus der Küche oder dem Vorratsschrank zu Kosmetik verarbeiten will, sondern in größerem Stil und mit mehreren Produkten loslegen will, muss zunächst erst einmal investieren. Schließlich benötigt man Bechergläser, Briefwaage, Thermometer und Cremedöschen, außerdem Zutaten wie Basisöle, Konsistenzgeber wie Bienenwachs, Kakao- oder Sheabutter, Duftöle und Emulgatoren.
Naturkosmetik selber machen: Die Kosten
"Eine Grundausstattung mit hochwertigen reinen Rohstoffen kostet etwa 50 Euro. Damit ist man dann aber ein ganzes Jahr lang mit Produkten versorgt – von der Feuchtigkeitscreme über die Bodybutter bis zum Fußpeeling", rechnet Anita Bechloch vor. Wer sich dazu noch eine Auswahl an naturreinen ätherischen Ölen zulegt, muss mit weiteren 50 Euro rechnen. Das sei zwar erst einmal eine Investition, "doch dann lässt sich vieles zu einem Bruchteil dessen herstellen, was vergleichbare hochwertige Kosmetikprodukte im Handel kosten."
Daneben gibt es, abgesehen vom Spaß und dem Stolz auf die eigenen Kreationen, eine Reihe weiterer Vorteile, seine Kosmetik selbst zu machen: Zum Beispiel kann man damit gezielt auf die Bedürfnisse der eigenen Haut und die individuellen Vorlieben reagieren. Also je nach Hauttyp reichhaltigere oder leichtere Texturen zusammenstellen, auf rein pflanzliche Zutaten zurückgreifen und vor allem seinen Lieblingsduft aus der großen Palette ätherischer Öle aussuchen – oder ganz bewusst auf Duft verzichten.
Kleine Ölkunde: Wie trocken darf's denn sein?
Für selbst gemachte Kosmetik kann man, je nach Hauttyp und Haushaltskasse, viele pflanzliche Öle einsetzen und auch miteinander mischen.
In der Kosmetik wird zwischen verschiedenen Ölen unterschieden. Die Einordnung hängt vom Gehalt an mehrfach gesättigten Fettsäuren ab, der wiederum beeinflusst, wie schnell die Öle in die Haut einziehen und wie lange sie haltbar sind. Das sind die Unterschiede:
- Beträgt der Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren in einem Öl mehr als 50 %, spricht man von trocknenden Ölen. Sie ziehen leicht und schnell in die Haut ein, ohne einen Fettfilm zu hinterlassen, das ist gut für fettige Haut. Dazu gehören beispielsweise Sonnenblumen-, Weizenkeim-, Soja- oder Arganöl. Diese Öle werden aber schnell ranzig.
- Öle mit mehr als 20, aber weniger als 50 % mehrfach ungesättigter Fettsäuren ziehen weniger schnell ein, versorgen und schützen die Haut aber mit mehr Fett. Zu den halb trocknenden Ölen gehören Aprikosenkern- und Sesamöl. Sie sind für die Pflege von normaler oder Mischhaut geeignet.
- Nicht trocknende Öle enthalten weniger als 20 % mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Sie ziehen sehr langsam ein und sind daher gut als Massageöle oder für trockene, empfindliche Haut geeignet. Dazu zählen beispielsweise Oliven-, Rapsöl, Mandel-, Avocado- und Kokosöl. Sie reagieren weniger empfindlich auf Sauerstoff, werden also nicht so schnell ranzig.
Tipp: Hochwertige Pflanzenöle am besten lichtgeschützt und kühl aufbewahren, dann halten sie sich, je nach Sorte, bis zu einem Jahr.
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