Eine Liste mit insgesamt 70 Detailfragen zum Verbraucherschutz bei der geförderten Altersvorsorge hat zum Beispiel die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im November dem Bundestag vorgelegt. Sie wollten wissen, ob die Anbieter der geförderten Altersvorsorge ihre Spielräume bei der Produkt- und Preisgestaltung nicht zulasten der Kundinnen und Kunden ausnutzen. Der Verdacht wurde durch die Tests der Riester- und Rürup-Renten geweckt, bei denen ÖKO-TEST insbesondere die verwendeten Sterbetafeln kritisierte, mit denen die Versicherer ihre Tarife kalkulieren. Die Bundesregierung sollte deshalb angeben, ob ihrer Meinung nach wirklich nur gesunde, gut verdienende Personen mit deutlich über dem Durchschnitt liegender Lebenserwartung private Rentenversicherungen abschließen - wie der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft in seiner Kritik an der ÖKO-TEST-Methode immer wieder behauptet. Oder ob die Riester-Rente nicht eher Verbrauchern mit geringem Einkommen und statistisch deutlich niedrigerer Lebenserwartung zugutekommen soll und es deshalb nicht vielleicht besser wäre, die Tarife auf Basis der durchschnittlichen Lebenserwartung zu kalkulieren, so wie ÖKO-TEST.
Auch die von ÖKO-TEST kritisierten Vorschriften, die der Versicherungsbranche erlauben, von den Sterblichkeitsgewinnen, die durch die überlangen Lebenserwartungsannahmen in ihren Tarifen entstehen, glatte 25 Prozent in die eigene Tasche zu stecken, hat die Grünen empört. "Wie rechtfertigt die Bundesregierung das", fragen sie. Auf Unterstützung durch Merkel & Co. können Verbraucher aber nicht hoffen: Die Regierung bügelte alle Kritikpunkte mit nichtssagenden Antworten ab. Sie musste jedoch einräumen, dass fast eine Million Riester-Rentenversicherungen bereits wieder aufgelöst wurden. Auch bei der Aufsicht häufen sich die Beschwerden über Riester-Verträge. Im Klartext: Die Kunden sind unzufrieden mit den Produkten. ÖKO-TEST wird sie daher weiterhin auf Schwachstellen prüfen, um Verbrauchern Entscheidungshilfe zu bieten.