Früher rieten Ärzte ihren Patienten bei Rückenschmerzen zur Ruhe. Heute ist Lehrmeinung, dass zu wenig Bewegung die Rückenmuskulatur schwächt und die Schmerzen verstärken kann. Studien belegen: Ein regelmäßiges Bewegungstraining ist wirksam. Jeden dritten Betroffenen, der an wiederkehrenden Rückenschmerzen leidet, kann das Training vor einem Rückfall schützen. Viele Trainingskonzepte sehen vor, dass Leidende ihren Rücken trotz Schmerzen fortlaufend sanft weiter bewegen. Sie sollen Übungen auch selbstständig in der Freizeit oder in den Pausen während der Arbeitszeit ausführen.
Kein Wunder also, dass der Markt für Bücher mit Trainingsprogrammen wächst. "Ohne Aufsicht eines Therapeuten oder Trainers zu Hause einfach mit den Übungen loszulegen, ist jedoch nicht ganz unproblematisch", warnt der Sportwissenschaftler Dr. Gereon Berschin von der Universität Passau. Eine zentrale Voraussetzung für das Training sei die Belastbarkeit. Selbst wenn es nur darum gehe, Beschwerden frühzeitig zu erkennen und sie zu bekämpfen, könnten bereits akute oder gar chronische Funktionseinschränkungen oder Schmerzsymptome die Belastbarkeit verringern. Besondere Vorsicht sei geboten, wenn Betroffene akut wegen ihres Rückenleidens behandelt werden und mit dem Training noch Schlimmeres verhindert werden soll. "Hier ist die Belastbarkeit in der Regel deutlich reduziert und eingeschränkt", sagt Berschin. Von daher ist es nach Ansicht des Sportwissenschaftlers wichtig, dass die Bücher darauf hinweisen, für welche Zielgruppe das Übungsprogramm geeignet ist. Sie müssten auch erklären, was zu tun ist, wenn Schmerzen bei den Übungen entstehen oder stärker werden. Und sie müssen klare Aussagen darüber treffen, wann eine Übung abgebrochen werden sollte, weil eine Haltung nicht mehr gewahrt oder eine bestimmte Bewegung nicht mehr kontrolliert durchgeführt werden kann.
Was zeichnet darüber hinaus ein gutes Rückentrainingsbuch aus? "Ein zentrales Kriterium ist, ob es auch der nicht spezifisch gebildete Laie einsetzen kann", sagt Berschin. Die Bücher müssen gut erklären, wie das Training ablaufen soll, wie häufig, wie lange und wie intensiv die Nutzer trainieren sollen und was zu tun ist, wenn Trainierende sich über- oder unterfordert fühlen. Die Buchautoren müssen Übungen präzise und durch Abbildungen unterstützt beschreiben. Wünschenswert ist zudem, dass die Anleitungen die beabsichtigte Trainingswirkung und idealerweise auch den Schwierigkeitsgrad der Übung benennen. Entscheidend sind auch Hinweise, worauf zu achten ist, damit die Übung ihre gewünschte Wirkung erzielen kann.
Wir haben zehn Bücher eingekauft und sie zwei Experten, dem Sportwissenschaftler Gereon Berschin und dem Orthopäden Professor Hans-Martin Sommer, zur Begutachtung vorgelegt. Zusätzlich bewerteten Probanden - eine Gruppe von Sportstudierenden und Teilnehmern eines Rückengymnastikkurses - für uns die Bücher.
Das Testergebnis
Sehr durchwachsen. ...