In drei Sätzen fasst Carina Bergener* zusammen, was die ständigen Rückenschmerzen mit ihr machen: "Du stirbst nicht dran. Du gewöhnst dich dran. Aber sie schränken die Lebensqualität enorm ein." Sie war Mitte 20, als die ersten Beschwerden auftraten. Seitdem gibt es immer wieder Zeiten, in denen die 34-jährige Diplom-Pädagogin beschwerdefrei ist. Aber eben auch solche mit unerträglichen Schmerzen. Dann weiß sie nicht, wie sie liegen soll, kann sich nur schwer konzentrieren, manchmal kaum laufen. Und der Schmerz schlägt auf die Stimmung.
Schilderungen wie diese kennen viele aus eigener Erfahrung: Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden der Deutschen. Gerade mal ein Sechstel kommt Schätzungen zufolge ganz ohne durchs Leben. Rund 85 Prozent aller Erwachsenen haben schon mindestens einmal an Rückenschmerzen gelitten - und bei zwei von drei Patienten kommt es wiederholt zu Schmerzepisoden. Art und Ausprägung sind unterschiedlich: Manche leiden nach einem anstrengenden Tag im Büro regelmäßig unter Nackenverspannungen. Andere erwischt ein fieser Hexenschuss wie aus dem Nichts. Wieder andere verspüren dumpfe Schmerzen in der Lendenwirbelsäule.
Experten unterscheiden spezifische und unspezifische Rückenschmerzen: Letztere lassen keine eindeutigen Hinweise auf eine bestimmte körperliche Ursache erkennen. Spezifische Rückenschmerzen haben hingegen eine feststellbare körperliche Ursache, die es gezielt zu behandeln gilt. Dazu zählen der Bandscheibenvorfall, die Spinalkanalstenose, Entzündungen, Tumore oder Osteoporose. Fachleute waren lange davon ausgegangen, dass 80 bis 90 Prozent der Rückenschmerzen unspezifisch sind. Neuere Studien weisen allerdings darauf hin, dass degenerative Veränderungen sogar bis zu 45 Prozent der Rückenprobleme auslösen könnten. Burkhard Lembeck, Vorsitzender des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) in Württemberg, warnt ohnehin vor einer zu strikten Trennung. Sowohl beim spezifischen als auch beim unspezifischen Rückenschmerz spielten immer biologische, psychologische und soziale Faktoren zusammen. Lediglich die Gewichtung sei eine andere.
Harte körperliche Arbeit kann genauso Grund für Schmerzen sein wie ständiges Sitzen und fehlende körperliche Betätigung. Einseitige Belastungen können sich ebenso negativ auswirken wie falsche Bewegungsmuster oder Übergewicht. Auch Menschen, die hohem psychischen Druck ausgesetzt oder gar depressiv sind, klagen häufig über Rückenprobleme. Dass es dabei eine Verbindung gibt, ist inzwischen unumstritten: "Psychosoziale und arbeitsplatzbezogene Risikofaktoren spielen eine entscheidende Rolle für den Krankheitsverlauf von Kreuzschmerzen", heißt es in der neu überarbeiteten "Nationalen Versorgungsleitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz".Klar ist: Jeder Einzelne kann etwas dafür tun, Rückenschmerzen vorzubeugen. Am wichtigsten sind dabei regelmäßige Bewegung und Ausgleich zum stressigen Allt...