Besser falsch als gar nicht. So die Kernbotschaft von Orthopäden, wenn es um die Themen Bewegung und Rücken geht. Sie räumt mit der Vorstellung vom zerbrechlichen Rücken auf, der nur durch "richtiges" Verhalten heil und schmerzfrei bleibt. Denn in Wirklichkeit ist die Wirbelsäule eine der stabilsten Strukturen des Körpers. Und der setzen Schonung und Bewegungslosigkeit mehr zu als falsches Heben und Bücken. Der Sportwissenschaftler Professor Dr. Michael Tiemann warnt: "Die ständige Beschäftigung mit einer vermeintlich rückengerechten Haltung im Alltag führt bei vielen Menschen zu Angst und übertriebener Sorge davor, etwas falsch zu machen. Die Konsequenz ist häufig, auf bestimmte Aktivitäten ganz zu verzichten." Was natürlich nicht heißt, stur an ungünstigen Bewegungsmustern festzuhalten und es seinem Rücken unnötig schwer zu machen. Daher haben wir praktische Tipps für einen rückenfreundlichen Alltag zusammengestellt:
HAUSHALT
Es soll ja Leute geben, die sich mit Feuereifer in die Hausarbeit stürzen. Für alle anderen gilt: Was muss, das muss. Aber bitte mit Rücksicht auf den Rücken.
Bügeln
Das Bügelbrett sollte 10 bis 15 Zentimeter unter dem Ellbogen enden, also etwa auf Beckenhöhe eingestellt sein. Um den Rücken weiter zu entlasten, kann man abwechselnd die Füße auf einen niedrigen Hocker stellen.
Wäsche aufhängen
Bücken, strecken, aufhängen und das ganze zig Mal. Besser den Wäschekorb etwas erhöht stellen, so entfällt das ständige Bücken. Wenn möglich, die Wäscheleine maximal in Schulterhöhe spannen.
Einkaufen
Prall gefüllte Einkaufstaschen nicht nur über eine Schulter wuchten, sondern besser die Trageseite öfter mal wechseln oder das Gewicht gleichmäßig auf beide Seiten verteilen. Entlastung schafft auch ein Rucksack. Eine umwelt- und rückenfreundliche Alternative wäre ein "Hackenporsche", doch leider konnten wir nach einem ÖKO-TEST keinen der Einkauftrolleys wirklich empfehlen.
Griff- und Arbeitshöhen
Wer eine neue Küche kauft, kann von vornherein auf manche Dinge achten: Die Arbeitsplatte sollte 10 bis 15 Zentimeter unter den Ellbogen enden, die Kochmulde etwa fünf bis zehn Zentimeter tiefer. Die Oberkante des Spülbeckens sollte fünf Zentimeter höher als die Arbeitsplatte sein. Bei teuren Einbauküchen kann die Höhe der Arbeitsfläche zwischen 70 und 100 Zentimetern eingestellt werden. Der beste Platz für Backofen und Kühlschrank befindet sich in Augenhöhe. Häufig benutzte Utensilien in Griffhöhe verstauen, schwere Töpfe maximal in Höhe des Schultergelenks.
Staubsaugen
Mit einem ausreichend langen Saugrohr lassen sich auch schwer zugängliche Flächen gut erreichen. Ergonomische Bediengriffe am Saugrohr für beide Hände mit elektronischer Steuerung und einem drehbaren Schlauchanschluss erlauben eine bequeme Position der Handgelenke, erleichtern das Manövrieren und ersparen häufiges Bücken, um das Gerät ein- und aus...