Aktualisiert am 14.10.2011 | Verstopfung kann viele Ursachen haben - zum Beispiel ballaststoffarme Ernährung oder zu wenig Bewegung. Aber auch Medikamente wie Blutdrucksenker oder starke Schmerzmittel können den Darm träge machen. Abführmittel versprechen da schnelle Hilfe. Allerdings nehmen auch viele Menschen solche Mittel, weil sie glauben, einmal am Tag auf die Toilette zu müssen. Dabei gibt es keinen Normalstuhlgang: Zwischen dreimal am Tag und dreimal in der Woche ist alles normal.
ÖKO-TEST hat 16 rezeptfreie pflanzliche Abführmittel eingekauft, begutachten lassen, Deklaration und Hilfsstoffe unter die Lupe genommen und einige Präparate stichprobenartig auf Pestizide untersuchen lassen. Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der getesteten Produkte schneidet mit "sehr gut" ab. Ein Mittel beurteilen wir aufgrund eines leberschädigenden Inhaltsstoffs und einer zu drastischen Wirkung mit "ungenügend".
Pflanzliche Abführmittel im Test: Die Inhaltsstoffe
Mittel der Wahl bei Verstopfung sind Quellmittel auf Basis von Indischen Flohsamen und -schalen (Plantago ovata). Wichtig ist, sie - entsprechend den Angaben in der Gebrauchsinformation - mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen. Andernfalls kann das Arzneimittel schon im Rachen oder in der Speiseröhre aufquellen, diese blockieren und unter Umständen zur Erstickung führen.
Bei den anderen Präparaten im Test handelt es sich um stimulierende Abführmittel. Sie reizen die Darmwand, der Darm zieht sich häufiger zusammen, was wiederum den Transport des Speisebreis beschleunigt.
Die Wirkstoffe aus Sennesfrüchten und -blättern sowie Cascararinde (auch als Amerikanische Faulbaum- oder Kreuzdornrinde bekannt) sind für die kurzzeitige Anwendung geeignet (maximal eine bis zwei Wochen). Andernfalls tritt ein Gewöhnungseffekt ein und die Wirkung bleibt aus. Teeaufgüsse sollten möglichst abends vor dem Schlafengehen getrunken werden, da die Wirkung dann morgens eintritt.
Über Rizinusöl, Aloe vera und Schöllkraut
Rizinusöl gilt zwar mittlerweile als veraltet, seiner Wirksamkeit tut das aber keinen Abbruch. Die Modepflanze Aloe vera wirkt durchschlagend, nach unserer Auffassung aber etwas "zu stark". "Sie ist die am stärksten wirkende Anthranoiddroge", sagt ÖKO-TEST-Berater Professor Manfred Schubert-Zsilavecz. Das ist über längere Zeit riskant.
Denn ständige Durchfälle können zu einem Kaliummangel führen. Fehlt dieser Mineralstoff dem Körper, verschlimmert sich die Verstopfung, sodass man irgendwann nur noch mithilfe der Pillen aufs stille Örtchen kann. Hohe Verluste an Kalium und anderen Spurenelementen verursachen außerdem Herzrhythmusstörungen und Herzmuskelschwäche.
Ein Produkt im Test enthält neben Aloe noch Schöllkraut. Dieses soll den Gallefluss und damit die Verdauung anregen. Dies ist in Abführmitteln nicht nur überflüssig, sondern auch mit einem Risiko behaftet: Es existieren Berichte über eine lebergiftige Wirkung von Schöllkraut. Die wird sogar im Beipackzettel beschrieben: "Bei Anwendung von Schöllkraut-haltigen Arzneimitteln sind Fälle von Leberschädigungen (...) sowie Leberversagen aufgetreten."
Pflanzliche Abführmittel im Test: Kritik an Paraffinen
Was ist ansonsten aufgefallen? In drei Präparaten sind Paraffine als Hilfsstoff deklariert. Von einigen Paraffinen weiß man, dass sie sich in Leber, Niere und Lymphknoten anreichern können.
In einem Tee im Test stecken Mineralöle, die aus dem Umkarton ins Produkt gelangt sein können. Wie das Mineralölgemisch wirkt, ist toxikologisch noch nicht ausreichend untersucht.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 5/2011 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2012 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Weiterlesen auf oekotest.de: