Aktualisiert am 11.01.2013 | Um den Sprösslingen den Übergang von der Brust oder vom Fläschchen zum Trinkgefäß der Großen zu erleichtern, werden Trinklerntassen und -becher angeboten. Voraussetzung ist, dass das Kind den Becher allein halten kann. Griffe links und rechts vereinfachen das Festhalten.
Der Mannheimer Kinderarzt und ÖKO-TEST-Berater Dr. Falko Panzer hält Trinklernbecher lediglich für eine nette Spielerei: "Wenn man das Kind von vornherein an einen normalen Becher gewöhnt, funktioniert das Trinkenlernen hervorragend", sagt er.
Nichtsdestotrotz erfreuen sich Trinklernbecher und -tassen bei Eltern großer Beliebtheit, sind sie doch praktisch, unzerbrechlich und mehr oder weniger auslaufsicher. ÖKO-TEST hat zwölf Produkte eingekauft und im Labor auf Schadstoffe sowie Geruchs- und Geschmackseigenschaften untersuchen lassen.
Trinklernbecher im Test: Das Fazit
Fast alles gut: Beim Kauf einer Trinklernbecher kann man nicht viel verkehrt machen: Zehn der zwölf getesteten Produkte schneiden mit "sehr gut" oder "gut" ab. Nur eine Tasse aus Melamin fällt mit "mangelhaft" durch.
Wie steht es um Schadstoffe?
Viele Untersuchungen, erfreulich wenig Befunde: Spuren von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) waren in allen Bechern nachweisbar. Lediglich in einer Trinklerntasse waren die Mengen etwas erhöht (eine Verbindung größer als 100 µg/kg).
Ansonsten entpuppten sich aber alle Becher im Materialscreening als unauffällig: Weder Weichmacher (sowohl verbotene Phthalate als auch alternative Weichmacher) noch phenolische Verbindungen wie Bisphenol A (BPA) waren in den Produkten nachweisbar. Das Gleiche gilt für Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Chrom oder Quecksilber.
Ein Trinklernbecher im Test bildet Risse
Im Migrationstest auf der Strecke geblieben: Man kann dem erwähnten Melaminbecher, dem Testverlierer, zugutehalten, dass sich in der chemischen Untersuchung nur sehr wenig Melamin und Formaldehyd aus dem Material lösten – nicht gar nichts, aber doch deutlich weniger als die spezifischen Migrationsgrenzwerte zulassen.
Zudem ist die Tasse mit einem Hinweis versehen, dass sie nicht für die Mikrowelle geeignet ist. Denn gerade beim Erhitzen können Küchenutensilien aus Melaminharz die gesundheitlich bedenklichen Grundstoffe freisetzen.
Was aber auf eine lausige Verarbeitung oder Herstellung der Tasse schließen lässt, ist die Tatsache, dass alle in der Gesamtmigration untersuchten Becher nach dem ersten Testdurchgang Risse zeigten. Dabei wurden lediglich entweder heißes destilliertes Wasser oder heiße verdünnte Essigsäure in die Becher gefüllt und für 24 Stunden stehen gelassen. Der eigentliche Migrationstest konnte deshalb gar nicht zu Ende geführt werden.
Wie riechen die Trinklernbecher?
Geruch und Geschmack okay: Ungereinigt verströmten alle Becher ein Aroma, das in seiner Stärke von "gerade wahrnehmbar" bis "deutlich" variierte und von den Prüfern mit "nach Kunststoff", "muffig" oder auch "süßlich" beschrieben wurde.
Nach einer haushaltsüblichen Reinigung mit lauwarmem Wasser und Spülmittel blieb davon aber höchstens noch eine schwache Note übrig. Auch Mineralwasser ohne Kohlensäure war selbst nach 24 Stunden in den gereinigten Bechern geschmacklich unauffällig.
Diesen Test haben wir zuletzt im Jahrbuch Kleinkinder für 2012 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2013 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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