Babypflege ist ein sensibles Thema, denn hier geht es um die ganz kleinen Erdenbürger, deren Haut drei bis fünf Mal dünner ist als die von Erwachsenen und deshalb auch durchlässiger gegenüber schädlichen Stoffen. Die Talg- und Schweißdrüsen sind noch nicht vollständig ausgereift und der natürliche Barrierefilm ist noch nicht stabil. Auch das Immunsystem ist noch im Aufbau begriffen. Eltern scheuen oft keine Kosten und Mühen, um das Beste für ihr Baby zu tun. Sie möchten Pflegeprodukte verwenden, von denen keinerlei gesundheitliches Risiko ausgeht.
Eine mögliche Gefahr sind Allergien, die bereits im Babyalter ausgelöst werden können. Unser Experte Professor Axel Schnuch vom Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) hält Babys in dieser Hinsicht für etwas empfindlicher als Erwachsene. Doch er will das nicht dramatisieren: "Bis zum Alter von einem Jahr normalisiert sich das."
Gerade unter den Duftstoffen gibt es eine Reihe von Verbindungen mit allergisierendem Potenzial, weshalb von vielen Seiten gefordert wird, dass Babypflegeprodukte kein Parfüm enthalten sollten. Um die Babypopos herum sind die mit Cremes und Lotionen behandelten Hautpartien zudem ziemlich luftdicht abgeschlossen, weshalb bedenkliche Stoffe noch besser einwirken können.
Waren bisher nur einzelne parfümfreie Produkte am Markt, so hat die Industrie dem Trend folgend nun zum Teil ganze parfümfreie Pflegeserien im Angebot. Dr. Mirjana Ziemer, Dermatologin an der Universitätsklinik Jena, sagt zwar, bei Säuglingen stünden Duftstoffallergien nicht im Vordergrund. Sie warnt aber davor, dass solche Allergien wegen der allgegenwärtigen Duftstoffpräsenz generell zunehmen und die Datenlage zu Wirkungen und Nebenwirkungen von Duftstoffen auf Säuglings- und Kinderhaut lückenhaft ist. "Außerdem müssen wir berücksichtigen, dass Düfte von Säuglingen viel intensiver wahrgenommen werden als von Erwachsenen. Ätherische Öle können Babys und Kleinkinder sogar in Gefahr bringen und dürfen gar nicht angewendet werden."
Vor allem sollten sich die Eltern klarmachen: Parfümfrei heißt noch lange nicht, dass keine bedenklichen oder umstrittenen Stoffe enthalten sein können. Zudem gibt es eine Menge Verbindungen mit einem geringen bis sehr geringen sensibilisierenden Potenzial, die auch ÖKO-TEST wegen des minimalen Risikos nicht abwertet. Dennoch weiß man nicht, ob das eine oder andere Kind nicht doch auf bestimmte Verbindungen allergisch oder mit Hautreizungen reagiert. Das zeigen auch die Reaktionen von einigen Eltern, die nach Verwendung von mit "sehr gut" getesteten Produkten leider doch Hautirritationen bei ihren Kindern feststellten.
ÖKO-TEST hat jetzt 33 parfümfreie Babypflegeprodukte eingekauft - Badeöle, Wundschutzcremes, Pflegecremes und -öle sowie Shampoos. Wir wollten wissen, inwieweit sie problematische Inhaltsstoffe enthalten.
Das Testergebnis
Die meisten parfümfreien Babypflegeprodukte enthalten keine bedenklichen und/oder umstrittenen Inhaltsstoffe und werden von ÖKO-TEST mit "sehr gut" bewertet, darunter sind sämtliche zertifizierten Naturkosmetikprodukte.
In einigen Babypflegeprodukten stecken PEG/PEG-Derivate. Als Emulgatoren verbinden sie Öle und Fette mit Wasser. Gleichzeitig machen sie die Haut aber durchlässiger für Fremdstoffe. In zwei Kinderkosmetika werden auch umstrittene halogenorganische Verbindungen eingesetzt.
Produkte der Apothekenmarken Elasan und Avène und der Marke Penaten enthalten mehr als ein Prozent Paraffine/Erdölprodukte/Silikone, die sich nicht so leicht ins Gleichgewicht der Haut integrieren wie natürliche Öle.
Die Pflegeprodukte von Avène sind als "hypoallergen" deklariert, ein Begriff, dessen Bedeutung nicht definiert ist. Die Formulierung wird üblicherweise so verstanden, dass keine allergenen Stoffe enthalten sind. Wegen einer möglichen Irreführung beziehungsweise Verwirrung der Verbraucher haben sich Sachverständige und Verbände gegen die Verwendung dieses Begriffes ausgesprochen, darunter das wissenschaftliche Beratungsgremium der Europäischen Kommission, der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel (IKW), ebenso die Interessenvertretungen der Allergiker. Wenn dann Inhaltsstoffe verwendet werden, die ein - wenn auch teilweise geringes - allergenes oder reizendes Potenzial haben wie in den Avène-Rezepturen, sieht ÖKO-TEST die Werbung mit "hypoallergen" besonders kritisch. In dieser Hinsicht gibt es dann wahrlich bessere Produkte.