Frucht- und Wassereis im Test: Nur ein Eis bekommt die Bestnote

Magazin Juli 2024: Naturjoghurt | Autor: Lisa-Marie Karl/Annette Dohrmann/Hannah Pompalla | Kategorie: Kinder und Familie | 25.07.2024

Frucht- und Wassereis im Test: Welche Marken sind empfehlenswert?
Foto: Megan Betteridge/Shutterstock

Frucht- und Wassereis ist bei Kindern beliebt. Aber unser Test zeigt: Solche Leckereien enthalten häufig viel Zucker und andere kritische Inhaltsstoffe. Nur fünf von 22 Produkten können wir empfehlen. 

  • Wir haben 22 milchfreie Eiszubereitungen am Stiel oder in Gefrierbeuteln zum Selbereinfrieren getestet – bevorzugt Produkte, die sich speziell an Kinder richten. Darunter befinden sich auch Produkte mit Bio-Siegel. 
  • Das Fazit: Nur ein Eis bekommt die Note "sehr gut", vier Produkte schneiden immerhin "gut" ab.
  • Kritik gibt es unter anderem für zu viel Zucker sowie Süßstoffe, Aromazusätze, bedenkliche Verdickungsmittel und Pestizide.
  • Darüber hinaus kann nicht jedes Frucht- und Wassereis im Geschmackstest überzeugen.

Sommer und Eis gehören für die meisten Menschen zusammen. Besonders Kinder können in den warmen Monaten oft gar nicht genug davon bekommen. Dabei freut sich der Nachwuchs nicht nur über klassische Eiscreme: Auch Frucht- und Wassereis ist beliebt.

Für uns Grund genug, verschiedenes Eis unter die Lupe zu nehmen. Zunächst stellt sich aber die Frage: Worin unterscheiden sich Fruchteis und Wassereis eigentlich?

Fruchteis und Wassereis: Was sind die Unterschiede?

Wassereis besteht hauptsächlich aus Wasser und Zucker. Den Speiseeis-Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches zufolge enthält es zudem geschmackgebende und färbende Zutaten.

In den Wassereisprodukten in unserem Test sorgen entweder Zutaten wie Fruchtsaft, -püree oder (natürliches) Aroma für den Geschmack. Zu den färbenden Zutaten gehören pflanzliche Konzentrate aus Karotten, Roter Bete oder Schwarzer Johannisbeere, aber auch Farbstoffe wie Lutein. 

Fruchteis hat wiederum einen Fruchtanteil von mindestens 20 Prozent. Bei Zitrus- bzw. sauren Früchten oder solchen mit sehr intensivem Geschmack oder dichter Konsistenz wie Mango, Passionsfrucht oder Guave halbiert sich der Fruchtanteil.

Die meisten Kinder lieben Frucht- und Wassereis. Wir haben 22 Produkte getestet.
Die meisten Kinder lieben Frucht- und Wassereis. Wir haben 22 Produkte getestet. (Foto: Ann in the uk/Shutterstock)

Frucht- und Wassereis für Kinder im Test: Wie gut sind Froobie, Bussy & Co.?

Für unseren Test haben wir Fruchteis und Wassereis im Labor untersuchen und von geschulten Sensorikern bewerten lassen. Das Ergebnis: Nur eins von 22 Produkten schneidet mit der Gesamtnote "sehr gut" ab. Viermal vergeben wir außerdem die Note "gut".

    Auf der anderen Seite fallen auch sechs Packungen durch den Test. Die Hauptgründe unserer Kritik: Mängel im Geschmack, zu viel Zucker und andere kritische Inhaltsstoffe. Aber der Reihe nach.  

    Eis schmeckt "chemisch" und "anhängend süß"

    Geschmacklich fiel ein Eis im Test besonders negativ auf: "Chemisch", "mit erkennbarem Fremdgeschmack" und "anhängend süß" – so lautete das vernichtende Urteil der Sensorikexperten.

    Die Folge: null Punkte für den Geschmack. Wir vergeben dementsprechend ein "ungenügend" im Testergebnis Sensorik. Auch im Gesamturteil landen die mit gefärbtem Wasser gefüllten Plastikschläuche zum Einfrieren mit unserer schlechtesten Note "ungenügend" auf den hintersten Plätzen im Test. Diese Gesamtnote erhalten auch drei andere Produkte. 

    Mehrere unerwünschte Inhaltsstoffe entdeckt

    Dass vom geschmacklich schlechtesten Eis nichts Gutes zu erwarten war, ahnten wir schon beim Blick in die Zutatenliste: künstliche Süßstoffe, der bedenkliche Stabilisator Carboxymethylcellulose, Aromen, Konservierungs- und Farbstoffe – um nur einige zu nennen.

    Erstaunlich, was so alles in gefärbtem Wasser steckt, das mit Fruchtbildern auf der Verpackung und der Auslobung "with fruit juice" den Eindruck erweckt, ein halbwegs gesunder Sommerspaß für Kinder zu sein. Okay, wir wollen fair bleiben: Tatsächlich steckt etwas Fruchtsaft in den Plastikschläuchen: ein Prozent Apfelsaft aus Apfelsaftkonzentrat – nur eben kein Tropfen Saft der abgebildeten Früchte.

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    Oft viel Zucker in Frucht- und Wassereis im Test

    Übrigens: Anstatt fertiges Eis zu kaufen, bietet es sich an, einfach O-Saft einzufrieren. Denn neben bedenklichen Zusatzstoffen würde man dadurch im Vergleich zu etlichen Frucht- und Wassereisprodukten auch viel Zucker sparen. Klar: Eis ist eine Süßigkeit und enthält, in welcher Form auch immer, Zucker. Entscheidend war für uns daher die Menge an Zucker pro Portion.

    Wir orientierten uns dabei an der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die gerade einmal 17,5 Gramm freien Zucker täglich für Vier- bis Sechsjährige empfiehlt. Steckte in einer Portion mehr als diese Menge Zucker, werteten wir um zwei Noten ab. Eis, das diesen Gehalt zu mehr als der Hälfte ausschöpft, bekam eine Note Abzug.

    Rund sieben Würfelzucker in nur einem Eis 

    Negativer Spitzenreiter in Sachen Zucker ist ein Eis, das satte 22 Gramm Zucker pro Portion enthält; das entspricht gut sieben Stück Würfelzucker pro Eis. Dabei zeigte unser Geschmackstest: Auch weniger süße Sorten können "sehr gut" schmecken. Wer Eismarken mit kleineren Portionen wählt, kann die Zuckerzufuhr zumindest etwas steuern.

    Zusätzlich werteten wir Produkte mit zugesetztem Zucker ab, wenn sie sich, etwa mit Comicfiguren, speziell an Kinder richten. Denn laut WHO sollen Kinderprodukte keinen zugesetzten Zucker enthalten.

    Darum sind künstliche Süßstoffe problematisch

    Künstliche Süßstoffe sind allerdings auch keine Alternative. Denn Süßstoffe wie Acesulfam-K und Sucralose (Chlorzucker), die wir in zwei Produkten im Test kritisieren, sind zwar kalorienfrei, können aber die Geschmacksnerven an Süßes gewöhnen und Appetit auf mehr machen.

    Außerdem werden sie nahezu unverändert ausgeschieden und von Kläranlagen nur unzureichend herausgefiltert, sodass sie in den Wasserkreislauf gelangen können.

    (Foto: ÖKO-TEST)

    Weitere Problemstoffe in Frucht- und Wassereis im Test

    Was ist noch im Test aufgefallen? Etliche konventionelle Hersteller peppen ihr Eis mit Aromazusätzen auf. Die sollen den Geschmack standardisieren und da nachhelfen, wo natürliche Zutaten nicht ausreichen. Wir werten die Zusätze um eine Note ab.

    Einen Minuspunkt gibt es auch für Verdickungsmittel wie Carrageen und Carboxymethylcellulose, die im Verdacht stehen, Entzündungen im Darm auszulösen.

    Fast jedes Eis ist frei von Pestiziden

    Und wie steht es um Pestizide? Spritzgifte waren in diesem Test kein großes Thema. Vereinzelt wies das Labor allerdings Spuren von jeweils zwei Pestiziden nach – darunter das von uns als besonders bedenklich eingestufte Imazalil.

    Dass die meisten Produkte pestizidfrei sind, liegt sicherlich auch an den teils geringen bis schlicht nicht vorhandenen Fruchtanteilen.

    Entwarnung können wir auch für Ethylenoxid geben, auf das wir Eis mit Guar- und Johannisbrotkernmehl getestet haben. Das krebserzeugende Begasungsmittel hatte vor einigen Jahren für Produktrückrufe von Eismarken wie Häagen-Dazs, Mars, Bounty oder Twix gesorgt.

    Weiterlesen auf oekotest.de:


    Wir haben diese Produkte für Sie getestet

    Testverfahren

    Im Test: Wasser- und Fruchteis. Wir haben 22 milchfreie Eiszubereitungen am Stiel oder in Gefrierbeuteln zum Selbereinfrieren in (Bio-)Supermärkten und Discountern eingekauft – bevorzugt Produkte, die sich speziell an Kinder richten. Pro Eis zahlten wir zwischen 14 Cent und 1,07 Euro. Vier der Testprodukte tragen ein Bio-Siegel.

    Enthielten die Packungen mehrere Sorten Eis, ließen wir nur die Geschmacksrichtung Orange untersuchen. War die bei einer Marke nicht erhältlich, wichen wir auf Mango, Zitrone oder Erdbeere aus. Ein spezialisiertes Labor maß den Gesamtzuckergehalt der Produkte und prüfte, ob er zu stark vom deklarierten Zuckergehalt abweicht. Das war bei keinem Eis der Fall.

    In der Aroma-Analyse bestätigte sich, dass alle natürlichen Orangenaroma-Deklarationen korrekt bezeichnet sind. Frucht- und Wassereisprodukte mit deklarierten Farbstoffen ließen wir auch auf synthetische Farbstoffe analysieren – allerdings ohne fündig zu werden. Ein Pestizidscreening ergänzte das Testportfolio bei allen Eissorten mit Gehalten von mehr als einem Prozent Fruchtsaft oder -püree. Darüber hinaus ließen wir Produkte mit Verdickungsmitteln wie Guar- oder Johannisbrotkernmehl auf das krebserzeugende Begasungsmittel Ethylenoxid prüfen.

    Unser Prüfspektrum umfasste zudem Rückstände chlorhaltiger Reinigungs- und Desinfektionsmittel, die über kontaminiertes Wasser ins Eis gelangen können. Auch hier gab es keinen Anlass für Abwertungen. Da Wasser- und Fruchteis – vor allem für Menschen mit Unverträglichkeiten – eine beliebte Alternative zu Milcheis ist, suchte ein Labor bei Sorten, die als laktose- und glutenfrei ausgelobt sind, nach Spuren der Allergene – ohne Beanstandungen.

    Per Deklaration erfassten wir umstrittene Inhaltsstoffe wie künstliche Süßstoffe, Aroma, (Natrium-)Carboxymethylcellulose oder Carrageen. Ob das Eis geschmacklich überzeugt, überprüfte geschultes Sensorikpersonal – je drei Experten verkosteten die Produkte und beurteilten deren Geschmack. Routinemäßig ließen wir die Eisverpackungen auf umweltbelastende chlorierte Verbindungen untersuchen.

    Bewertungslegende

    Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein deklarierter Gehalt an Zucker, der die WHO-Empfehlung von 17,5 Gramm Zucker täglich mit einer Portion überschreitet (in Tabelle: "stark erhöht"). Zugrunde gelegt wurde der Richtwert für eine durchschnittliche Energiezufuhr von 1.400 Kilokalorien eines vier- bis unter siebenjährigen Kindes. Portionsgröße ist jeweils ein Eis.

    Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein deklarierter Gehalt an Zucker von mehr als 8,75 bis 17,5 Gramm Zucker pro Portion, Annahmen wie oben (in Tabelle: "erhöht"); b) der Zusatz von (natürlichem) Aroma; c) der Zusatz der umstrittenen Zusatzstoffe Carrageen (E 407), Natrium- und/oder Carboxymethylcellulose (E 466); d) der Zusatz umstrittener künstlicher Süßstoffe (hier: Sucralose, Acesulfam-K); e) ein Mehrfachrückstand von zwei bis sechs Pestiziden und/oder Wirkverstärkern; f) ein bis zwei als besonders bedenklich eingestufte Pestizide in gemessenen Gehalten von mehr als 0,01 mg/kg. Dabei orientieren wir uns an der Liste der hochgefährlichen Pestizide des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN), Stand: 3/2021, insbesondere der in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als sehr bienentoxisch oder sehr bioakkummulierend und sehr persistent in Wasser, Böden oder Sedimenten genannten Stoffe sowie an Einstufungen von Pestiziden in der EU-Datenbank oder CLP-Verordnung (ECHA) als kanzerogen oder reproduktionstoxisch (hier: Imazalil).

    Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führt zur Abwertung um fünf Noten: Fremdgeschmack erkennbar, chemisch. Zur Abwertung um zwei Noten führt: typischer Fruchtgeschmack fehlt. Zur Abwertung um jeweils eine Note führt: a) zu süß; b) leicht bitter; c) kaum Orangengeschmack bei einem Eis der Geschmacksrichtung Orange; d) anhängend süß.

    Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: an Kinder gerichtete Produktaufmachung, obwohl Eis mit Zucker- oder Süßungsmittelzusatz in Anlehnung an das Nährwertprofil-Modell der WHO Europa gar nicht für Kinder beworben werden sollte.

    Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) die Angabe der Referenzmenge für Nährwerte für einen durchschnittlichen Erwachsenen auf einem Produkt, das sich an Kinder richtet; b) abgebildete Früchte auf der Verpackung eines Produkts, obwohl keine solchen Fruchtsaft (-konzentrate) enthalten sind (hier: stilisierte Abbildungen von Erdbeere, Zitrone, Limette, Orange, aber laut Zutatenliste lediglich ein Prozent Apfelsaft aus Apfelsaftkonzentrat); c) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung.

    Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Testergebnisse Weitere Mängel oder Sensorik, die "mangelhaft" oder "ungenügend" sind, verschlechtern das Gesamturteil um jeweils zwei Noten. Testergebnisse Weitere Mängel oder Sensorik, die "befriedigend" oder "ausreichend" sind, verschlechtern das Gesamturteil um jeweils eine Note. Testergebnisse Weitere Mängel oder Sensorik, die "gut" sind, verschlechtern das Gesamturteil nicht.

    Testmethoden

    Je nach Zusammensetzung:
    Gesamtzucker: titrimetrisch nach Luff-Schoorl oder mittels HPLC (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
    Lebensmittelfarbstoffe: HPLC/UV. Die Farbstoffe E 100, E 155, E 160e, E 161b werden durch die Methode nicht erfasst.
    Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662:2018-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
    Ethylenoxid: GC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
    Chlorat/Perchlorat: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
    Gliadin/Gluten: ELISA.
    Lactose: LC-MS/MS.
    Sensorik: Beschreibende Prüfung mit anschließender Qualitätsbewertung auf der 5-Punkte-Skala nach § 64 LFGB L 00.90-14:2019-03, mod. Die Modifikation betrifft den Umfang des Prüfpanels, keine Probenverschlüsselung, keine Ermittlung der Intensitätseigenschaften, keine Aufzeichnung und Angabe des Prüfklimas und einen verkürzten Prüfbericht. Produkte zum Selbsteinfrieren wurden vor Verkostung eingefroren.
    PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.
    Aromastoffe: LRI-Kapillar-GC/MS entsprechend ASU L 00.00-106 (mod.).

    Einkauf der Testprodukte: April 2024.

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