Kinderzahnbürsten im Test: 7 von 18 erhalten Bestnote

Magazin September 2024: Kaffee | Autor: Lisa Hitschler/Philip Schulze/Michelle Sensel/Hannah Pompalla | Kategorie: Kinder und Familie | 16.09.2024

Kinderzahnbürsten im Test: Wir haben 18 Produkte untersucht.
Foto: ÖKO-TEST; Oksana Kuzmina/Shutterstock

Bricht der erste Zahn durch, ist Zähneputzen angesagt. Aber welche Kinderzahnbürsten sind frei von unerwünschten Stoffen und welche lassen sich wirklich kindgerecht handhaben? Wir haben 18 Produkte getestet – sieben sind mit Bestnote empfehlenswert. 

  • Im Test: 18 Kinderzahnbürsten, bevorzugt einzeln, ansonsten in Multipacks. Pro Zahnbürste zahlten wir zwischen 26 Cent und 6,95 Euro.
  • Sieben Kinderzahnbürsten sind "sehr gut". 
  • Vor allem bei den Borsten gibt es große Unterschiede: Teils sind sie nicht gut abgerundet. Das Problem? Scharfe oder zu spitze Kanten können zu kleinen Verletzungen führen. 

Die ersten Zähnchen putzen – aber bitte so, dass auch jeder noch so kleine Zahn richtig sauber wird und das empfindliche Zahnfleisch unverletzt bleibt. Kinder sollten möglichst früh lernen, dass Zähneputzen nicht wehtut und zwei Mal am Tag einfach dazugehört.

Umso wichtiger ist es, dass die Zahnbürste auch wirklich für Kinderhand und -zähne geeignet ist. Darauf haben wir 18 Kinderzahnbürsten testen lassen. Das Ergebnis in Kürze: Sieben Kinderzahnbürsten können wir mit Bestnote empfehlen.

Oral-B, Elmex & Co.: Kinderzahnbürsten im Test

Besonders, wenn sich die ersten Zähnchen ihren Weg nach draußen bahnen, ist das ohnehin schon empfindliche Zahnfleisch vieler Kinder gerötet und angeschwollen. Damit es beim Zähneputzen nicht verletzt wird, dürfen die Borsten von Kinderzahnbürsten keine scharfen Kanten haben oder zu spitz sein.

Um zu überprüfen, ob die Borstenenden ausreichend abgerundet sind, ließen wir alle Kinderzahnbürsten im Test von einem Gutachter unter einem hochauflösenden Rasterelektronenmikroskop begutachten. 

Diese Aufnahmen unter dem Rasterelektronenmikroskop zeigen die Unterschiede zwischen den Borsten. Links sieht man die am stärksten abgerundeten Borstenenden im Test. In der Mitte ist die schlechtere Abrundung zu sehen. Rechts erkennt man sehr dünne und spitz zulaufende Borstenenden.
Diese Aufnahmen unter dem Rasterelektronenmikroskop zeigen die Unterschiede zwischen den Borsten. Links sieht man die am stärksten abgerundeten Borstenenden im Test. In der Mitte ist die schlechtere Abrundung zu sehen. Rechts erkennt man sehr dünne und spitz zulaufende Borstenenden. (Foto: © Prof. M. Jung, Gießen)

Am negativsten fielen hier Kinderzahnbürsten auf, bei denen nicht einmal die Hälfte der Borstenenden abgerundet ist. Das führte in unserem Test zu einem Abzug von drei Noten im Teilergebnis Gebrauchseignung.

Nicht ganz so kritisch sieht es bei einigen anderen untersuchten Kinderzahnbürsten aus. Unter dem Mikroskop konnte der Zahnmediziner sehen, dass immerhin mehr als die Hälfte der Borsten gut abgerundet sind. Keinen Notenabzug gab es jedoch erst ab einem Wert von über 70 Prozent. 

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Zahnbürsten für Kinder mit auffällig dünnen Borsten

Zwei Kinderzahnbürsten fielen ganz aus der Reihe: Anders als bei allen anderen Produkten waren ihre Borsten auffällig dünn bzw. am Ende spitz zulaufend. Die Hersteller erklärten auf Nachfrage, dass Kinderzähne so besonders sanft gereinigt werden könnten.

Die Borsten sind allerdings so dünn, dass sie nicht nach den im Test angewandten klassischen Bewertungsgrundlagen beurteilt werden konnten. Dabei werden die Borstenenden untersucht und in akzeptable und nicht akzeptable Abrundungen unterteilt. Bei den beiden betroffen Kinderzahnbürsten war das allerdings wegen des geringen Borstendurchmessers so nicht möglich.

Wie sich der besondere Borstenaufbau nun wirklich auf den Putzerfolg auswirkt, lässt sich deshalb laut Gutachter nicht beurteilen. Daher haben wir in diesen zwei Fällen die Hersteller um Belege gebeten, ob die Borstenenden akzeptabel abgerundet sind, sodass eine sanfte Reinigung erfolgen kann. Ausreichende Nachweise erhielten wir leider nicht.

Sind die Zahnbürsten für Kinder geeignet?

Der Gutachter beurteilte außerdem, ob die Bürstenköpfe leicht abgewinkelt sind, damit die Kinder auch die hinteren Backenzähne gut putzen können. In unserem Test überzeugte ein Großteil der Kinderzahnbürsten in diesem Punkt. Aber: Bei manchen vermissen wir den Knick komplett.

Darüber hinaus überprüfte der Gutachter, ob die Zahnbürstenköpfe auch anderen speziellen Anforderungen für (Klein-)kinder entsprechen, indem er die Längen der Bürstenfelder, Schnitthöhen, Durchmesser und Anordnung der Borsten analysierte. 

Ein weiteres Bewretungskriterium: Ist der Griff für die kleine Faust geeignet oder stören sperrige Ausprägungen die kindgerechte Nutzung? War Letzteres der Fall, zogen wir eine Note ab. 

Schadstoffe & Co.: Welche Kinderzahnbürste ist die beste?

Bleibt die Frage: Wie steht es um Schadstoffe? Wir ließen alle 18 Kinderzahnbürsten im Test auch auf Schwermetalle und andere Elemente, Weichmacher und weitere Stoffe untersuchen, die krebserregend oder gesundheitsschädigend sein könnten.

Die gesamten Testergebnisse finden Sie im ePaper:

Kinderzahnbürsten-Test: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen

Tipps für das Zähneputzen mit Kindern

Wir raten, beim Zähneputzen das KAIplus-System anzuwenden:

  • K = Kauflächen: Erst auf den Kauflächen mit kurzen Bewegungen hin- und herbürsten.
  • A = Außenflächen: Dann die Zähne aufeinanderstellen und mit der Zahnbürste Kreise auf den Außenflächen ziehen.
  • I = Innenflächen: Schließlich die Bürste auf den Innenflächen vom Zahnfleisch zu den Zähnen bewegen.
  • Plus = Eltern putzen von allen Seiten sauber: Solange das Kind noch nicht motorisch geschickt genug ist, um seine Zähne komplett alleine zu säubern, putzen die Eltern am Ende nach.

Außerdem wichtig zu wissen: Wenn sich im Alter von fünf bis sechs Jahren der erste bleibende Backenzahn hinter den Milchzähnen zeigt, sollten Sie querputzen. Nur so erreichen Sie den Zahn gut. Das heißt: Zahnbürste hinten im rechten Winkel quer zur Zahnreihe ansetzen und vor und zurück bewegen. Im Zweifel hilft der Kinderzahnarzt.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für diesen Test haben wir in Discountern, Supermärkten, Drogerien und Online 18 Kinderzahnbürsten eingekauft, bevorzugt einzeln, ansonsten in Multipacks. Pro Zahnbürste zahlten wir zwischen 26 Cent und 6,95 Euro. Die Altersempfehlungen der Anbieter variieren von null bis zwölf Jahren – ein Hersteller machte außer Kinder keine konkrete Altersangabe.

Bei Multipacks mit unterschiedlich farbigen Zahnbürsten ließen wir vorzugsweise eine Zahnbürste in pink, rot, orange oder gelb testen. Da Kinder ihr Zahnfleisch beim unkontrollierten Putzen verletzen könnten, prüfte ein Gutachter unter dem Rasterelektronenmikroskop, wie gut die Borstenenden der Bürstenköpfe abgerundet sind. War dies aufgrund dünner Borsten nicht möglich, baten wir die Hersteller um Belege dafür. Der Gutachter beurteilte außerdem, ob sich die Zahnbürsten grundsätzlich für Kinder eignen: Ist der Bürstenkopf so abgewinkelt, dass man auch die hinteren Backenzähne gut putzen kann, ist er abgerundet und klein und das Bürstenfeld kurz genug? Ist der Griff für die kleine Faust geeignet oder stören sperrige Ausprägungen die kindgerechte Nutzung? Ist die Schnitthöhe der Borsten flach, sodass auch die hinteren Zähne gut erreicht werden? Auch beurteilte der Gutachter, ob die Bürsten optimal besteckt und die Durchmesser der einzelnen Borsten klein genug sind.

Im Labor wurden die Produkte auf Schwermetalle und andere Elemente sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) untersucht. Auch auf Weichmacher, antimikrobiell wirksame Substanzen und weitere bedenkliche Stoffe ließen wir sie testen. Elastische Bestandteile, wie Saugnäpfe, die aus Silikon bestehen könnten, wurden auf Siloxane und die Verpackung auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen getestet. Da drei der Kinderzahnbürsten als "BPA-frei" gekennzeichnet sind, ließen wir alle Zahnbürsten auch darauf überprüfen. Zusätzlich prüften wir Nachweise der Hersteller zum Anteil von Post-Consumer Rezyklat in den Plastikanteilen der Verpackungen und erfassten Umweltauslobungen auf den Produkten.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methoden-immanenter Varianzen festgelegt. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bewertung Testergebnis Gebrauchseignung: Unter dem Testergebnis Gebrauchseignung führen zur Abwertung um jeweils drei Noten: a) nicht akeptabel abgerundete Borstenenden (weniger als 50 Prozent der untersuchten Borsten sind akzeptabel abgerundet); b) keine ausreichenden Belege dazu, dass Borstenenden akzeptabel abgerundet sind, falls keine Bewertung durch Gutachter stattfinden konnte.

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) mittelmäßig abgerundete Borstenenden (50–70 Prozent der untersuchten Borsten sind akzeptabel abgerundet); b) Bürstenkopf nicht abgewinkelt; c) sperrige Gestaltung des Bürstengriffs, die die kindgerechte Nutzung erschweren könnte (hier: Comicfigur).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) Umweltauslonung ohne ausreichende Information dazu auf dem Produkt (hier: "CO₂-neutral"); b) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage.

Das Gesamturteil setzt sich zu 50 Prozent aus dem Testergebnis Gebrauchseignung und zu 50 Prozent aus dem Testergebnis Inhaltsstoffe zusammen. Es wurde kaufmännisch gerundet. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Makroskopische Kriterien: Die Ermittlung der numerischen makroskopischen Eigenschaften wurde mit einer Schieblehre durchgeführt. Bürstenkopfbreite: Angegeben ist die breiteste Stelle des Bürstenkopfes. Filamentdurchmesser: Der Filamentdurchmesser wurde mit Hilfe einer digitalen Mikrometerschraube an jeweils zwei Einzelborsten gemessen. Mittelwert aus zwei Einzelmessungen; unterschiedlich eingefärbte Filamente wurden stets getrennt gemessen. Ist nur eine Zahl angegeben, waren keine unterschiedlich gefärbten Borsten vorhanden. Bei zwei Zahlenangaben bezieht sich die erste auf die weißen, die folgende(n) auf die farbigen bzw. transparenten Filamente. Bürstengriff: Das Attribut "griffig" beschreibt einen zusätzlichen weichen und rutschfesten Kunststoffbelag auf dem Bürstengriff. Bürstenfeldprofil: Folgende Bezeichnungen für horizontale Bürstenfeldprofile wurden verwendet: Treppenprofil (zwei abwechselnd unterschiedlich hohe Borstenbüschel), Bi-Level (unterschiedlich hohe äußere und innere Reihen), Wellenprofil (kontinuierlicher Übergang von kurzen in längere Filamente und umgekehrt).
Mikroskopsche Kriterien: Die Untersuchung der Borstenabrundungen erfolgte im Rasterelektronenmikroskop (REM) an den Bürstenköpfen. Untersucht wurden von jedem Bürstenkopfexemplar zehn rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen von zehn Borstenbüscheln aus fünf definierten Regionen des Zahnbürstenkopfes. Verwendet wurde hierfür je eine Zahnbürste. Für die wurde zunächst der Bürstenkopf schonend vom Rest der Kinderzahnbürste abgetrennt. Die Bürstenköpfe wurden im Ultraschallbad bei 30°C gereinigt und anschließend getrocknet. Für die REM wurde der Bürstenkopf auf einem speziellen Probenteller befestigt und mit einer Schicht Gold für die Mikroskopie im REM bedampft. Die Beurteilung der Borstenendabrundung erfolgte nach der modifizierten Klassifikation nach Silverstone & Featherstone (1988). Danach erfolgt die Unterteilung in akzeptabel abgerundeten Borstenenden (A1 und A2) und die nicht akzeptabel abgerundeten Typen (N1-N5).
Elemente: Röntgenfluoreszenzanalyse; untersucht wurde auf Arsen, Barium, Brom, Cadmium, Chrom, Quecksilber, Blei, Antimon, Selen.
Siloxane: Extraktion mit organischem Lösemittel, Messung: GC/MS resp. HPLC; Untersucht wurde auf Octamethylcyclotetrasiloxan (D4), Decamethylcyclopentasiloxan (D5), Dodecamethylcyclohexasiloxan (D6).
Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe: gemäß Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) Anhang XVII Nr. 50 und weitere, Prüfverfahren: AfPS GS 2019:01 PAK (2019-05).
Summe PCB: GC-MS nach Extraktion und Derivatisierung, 6 Kongenere nach DIN EN 12766.
Alkylphenole: GC-MS nach Extraktion und Derivatisierung; Untersucht wurde auf 4-Chlor-3-methylphenol, o-Phenylphenol, p-Kresol.
Antimikrobiell wirksame Substanzen: GC-MS nach Extraktion und Derivatisierung; Untersucht wurde auf Triclosan, Hexachlorphen, Dichlorophen.
Freie und freigesetzte phenolische Verbindungen, darunter Bisphenol A: GC-MS nach Extraktion und Derivatisierung.
Tetrabrombiphenylether / Acetophenon / Benzophenon / 2-Phenyl-2-propanol / Isophoron: GC-MS nach Extraktion und Derivatisierung.
Weichmacher: GC-MS nach Extraktion und Derivatisierung.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: April 2024.

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