Test Kinderhelm: Das sind die besten Kinderfahrradhelme von Abus, Uvex & Co.

ÖKO-TEST Jahrbuch Kleinkinder für 2011 | | Kategorie: Kinder und Familie | 07.01.2011

Test Kinderhelm: Das sind die besten Kinderfahrradhelme von Abus, Uvex & Co.

Jeder Kinderfahrradhelm ist besser als keiner – und die meisten im Test schützen sogar richtig gut. Trotzdem haben wir jede Menge Qualitätsunterschiede festgestellt.

Über Sinn oder Unsinn des Helmtragens für Erwachsene wird unter Experten viel gestritten. Auch die aktuelle Studienlage lässt keine verlässlichen Schlüsse zu. Kinder aber – daran besteht kein Zweifel – sollten auf den Kopfschutz nicht verzichten: Altersbedingt fehlt ihnen die Übersicht im Straßenverkehr, Kinder machen schneller mal einen Absitzer als erfahrene Pedalritter. Zudem haben sie einen höheren Körperschwerpunkt als Erwachsene und schlagen beim Fallen häufiger mit dem Kopf auf.

Test Kinderfahrradhelm: Sicherheit und Schadstoffe von zehn Kinderhelmen überprüft

Moderne Helme sind Hightechprodukte. Der Kern besteht aus Polystyrol, also eine Art Styropor. Darüber bietet meist eine harte Polycarbonataußenhaut zusätzlichen Schutz. Sogenannte Inmoldhelme, bei denen die Außenhaut komplett mit dem Schaumkern zu einem hochfesten Helmkörper verschweißt wird, sind etwas teurer als herkömmliche Helme, bei denen die Helmschale nur punktuell verklebt ist. Im alltäglichen Gebrauch gelten sie aber als robuster und langlebiger.

Aber halten gängige Kinderfahrradhelme auch, was sie versprechen? Wir haben zehn Exemplare ins Labor geschickt, um herauszufinden, wie gut sie bei einem Sturz des Kindes wirklich schützen und ob Schadstoffe in Innenpolstern und Trageriemen lauern.

Kinderhelme im Test: Sechs von zehn Produkten empfehlenswert

Das Ergebnis: Ein echtes Sicherheitsrisiko ist keiner unserer Kandidaten, wobei der ein oder andere Anbieter seine Entwickler noch mal nachsitzen lassen sollte. Die drei besten Helme im Test wurden in Deutschland hergestellt.

In der Sicherheitsprüfung machten fast alle Modelle eine gute Figur. Einziges Manko: Die vorderen Lüftungsöffnungen eines Fahrradhelms haben keinen Insektenschutz. Dadurch kann es leicht passieren, dass sich im Frühjahr und Sommer Bienen, Hornissen oder anderes Getier unter den Helm verirrt und den kleinen Radler irritiert.

Leider verzichten vier Hersteller auf Feststellclips an den Seiten. Diese sind gerade bei Kindern wichtig, da sie gerne mal an den Gurten herumspielten. Ob der Gurt jedoch einen Steck- oder Rasterverschluss haben soll, ist Geschmackssache. Bei den Rasterverschlüssen kann die Weite des Riemens rasch angepasst werden, zum Beispiel wenn man im Winter eine Mütze aufzieht. Allerdings vertut sich ein Kind mitunter beim Einstecken, weil es in die falsche Ritze gerät.

Bei der Verarbeitung schneiden die günstigen Helme schlechter ab: Schale und Hartschaum sind nur punktuell verklebt. Was die Innenpolster betrifft, haben zwei Hersteller sogar richtig geschludert: Die Pads sollten herausnehm- und abwaschbar sein. Wenn sie aber schon beim ersten Auspacken nicht mehr am Helm befestigt sind oder beim In-die-Hand-Nehmen abfallen, ist das einfach nur ärgerlich. Gehen die Teile verloren, bleibt der Helm zwar noch funktionstüchtig, allerdings verschlechtern sich Passform und Tragekomfort erheblich.

Test Kinderfahrradhelm: Oft problematische Chemikalien in Kinderhelmen nachweisbar

Sechs von zehn Herstellern verwenden Weichmacher in den Polstern: In zwei Helmen wurden unter anderem erhöhte Mengen des in Kinderspielzeug und Babyartikeln reglementierten Phthalatweichmachers Dibutylphthalat gefunden, der im Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken. In mehr als der Hälfte der Helme steckt die ähnlich gefährliche, aber derzeit noch nicht rechtlich geregelte Substanz Diisobutylphthalat, in zwei Exemplaren sogar in stark erhöhten Gehalten von mehr als 0,1 Prozent.

PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe finden sich in fast jedem Helm, mal im Markenetikett oder im Verschluss, häufig ist auch die Außenhaut daraus gemacht. Unnötig sind die umweltbelastenden Stoffe in jedem Fall, wie zwei Helme vzeigen, die ohne auskommen.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren


Der Einkauf: Kinderfahrradhelme gibt es bereits ab zehn Euro. Das erschien uns ein sehr günstiger Preis für ein Produkt, das Verletzungen verhindern oder zumindest abmildern soll - zumal in modernen Helmen oft jede Menge Hightech verbaut ist. Deshalb haben wir nicht nur in Fachgeschäften eingekauft, sondern auch im Discounter und im Selbstbedienungswarenhaus. Wir waren gespannt, ob auch die preisgünstigeren Modelle ein Kind ausreichend schützen. Bei der Auswahl der Größe war es uns wichtig, dass Grundschulkinder die Helme tragen können. Denn laut Herstellern werden an diese Altersgruppe besonders viele Helme verkauft. Das Gros der Produkte im Test ist allerdings auch in anderen Größen erhältlich (siehe Tabelle).

Die Praxisprüfung: Wir ließen die Helme von einem unabhängigen Dienstleistungszentrum für Produktsicherheit untersuchen. Überprüft wurden unter anderem die wesentlichen Sicherheitsanforderungen der europäischen Norm EN 1078: Das Wichtigste, was ein Helm leisten muss, ist Stoßdämpfung. Er soll den Schlag abfedern und auf die Helmschale verteilen, damit der Kopf möglichst wenig abbekommt. Auch auf die Wirksamkeit der Riemen kommt es an - der Helm muss auf dem Kopf bleiben, egal was bei einem Sturz passiert. Im Ernstfall steht für das Kind viel auf dem Spiel. Deshalb haben wir die in der Norm vorgesehenen Belastungen teilweise um zehn Prozent erhöht.

Wird der Helm falsch benutzt, kann er sogar zur Unfallursache werden, zum Beispiel wenn er verrutscht oder beim Fahren als lästig empfunden wird. Versteht sich von selbst, dass wir auch überprüfen ließen, ob in der Gebrauchsanleitung alles angegeben ist, was man zur Einstellung und beim Tragen des Helmes beachten muss. 

Problematische Inhaltsstoffe: Die Helme durchliefen ein umfangreiches Schadstoffprogramm: Bei der Analyse wurden vor allem Materialien durchgecheckt, mit denen die Kinder über einen längeren Zeitraum Hautkontakt haben, wie Innenpolster, Gurtriemen und Verschlüsse. Gefahndet wurde nach polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), die in den schwarzen Kunststoffteilen stecken können. Auch "alte Bekannte", die wir in zurückliegenden Helm-Tests gefunden hatten, rückten erneut ins Prüfvisier, zum Beispiel die umstrittenen halogenorganischen Verbindungen oder das giftige Halbmetall Antimon. Und nicht zuletzt die gesundheitsschädlichen Phthalatweichmacher, die uns nicht nur in Spielzeugen immer wieder beschäftigen und im letzten großen ÖKO-TEST Kinderfahrräder in jedem Produkt steckten.

Die Bewertung: Kinderfahrradhelme müssen in erster Linie eines: den Kopf schützen. Deshalb geht das Testergebnis Praxisprüfung zu 70 Prozent in das Gesamturteil ein. Keine Frage, dass der Sicherheitsaspekt auch ausschlaggebend für die Praxisnote war. Handhabung und Verarbeitung wurden zwar ebenfalls bewertet, fielen aber unterm Strich etwas weniger ins Gewicht. Wir wären allerdings nicht ÖKO-TEST, wenn uns nicht auch die Schadstoffe wichtig wären. Deshalb kann ein Kinderhelm, der im Testergebnis Schadstoffprüfung lediglich mit "ungenügend" abschneidet, im Gesamturteil nicht besser sein als "ausreichend".