Über Sinn oder Unsinn des Helmtragens für Erwachsene wird unter Experten viel gestritten. Auch die aktuelle Studienlage lässt keine verlässlichen Schlüsse zu. Kinder aber – daran besteht kein Zweifel – sollten auf den Kopfschutz nicht verzichten: Altersbedingt fehlt ihnen die Übersicht im Straßenverkehr, Kinder machen schneller mal einen Absitzer als erfahrene Pedalritter. Zudem haben sie einen höheren Körperschwerpunkt als Erwachsene und schlagen beim Fallen häufiger mit dem Kopf auf.
Test Kinderfahrradhelm: Sicherheit und Schadstoffe von zehn Kinderhelmen überprüft
Moderne Helme sind Hightechprodukte. Der Kern besteht aus Polystyrol, also eine Art Styropor. Darüber bietet meist eine harte Polycarbonataußenhaut zusätzlichen Schutz. Sogenannte Inmoldhelme, bei denen die Außenhaut komplett mit dem Schaumkern zu einem hochfesten Helmkörper verschweißt wird, sind etwas teurer als herkömmliche Helme, bei denen die Helmschale nur punktuell verklebt ist. Im alltäglichen Gebrauch gelten sie aber als robuster und langlebiger.
Aber halten gängige Kinderfahrradhelme auch, was sie versprechen? Wir haben zehn Exemplare ins Labor geschickt, um herauszufinden, wie gut sie bei einem Sturz des Kindes wirklich schützen und ob Schadstoffe in Innenpolstern und Trageriemen lauern.
Kinderhelme im Test: Sechs von zehn Produkten empfehlenswert
Das Ergebnis: Ein echtes Sicherheitsrisiko ist keiner unserer Kandidaten, wobei der ein oder andere Anbieter seine Entwickler noch mal nachsitzen lassen sollte. Die drei besten Helme im Test wurden in Deutschland hergestellt.
In der Sicherheitsprüfung machten fast alle Modelle eine gute Figur. Einziges Manko: Die vorderen Lüftungsöffnungen eines Fahrradhelms haben keinen Insektenschutz. Dadurch kann es leicht passieren, dass sich im Frühjahr und Sommer Bienen, Hornissen oder anderes Getier unter den Helm verirrt und den kleinen Radler irritiert.
Leider verzichten vier Hersteller auf Feststellclips an den Seiten. Diese sind gerade bei Kindern wichtig, da sie gerne mal an den Gurten herumspielten. Ob der Gurt jedoch einen Steck- oder Rasterverschluss haben soll, ist Geschmackssache. Bei den Rasterverschlüssen kann die Weite des Riemens rasch angepasst werden, zum Beispiel wenn man im Winter eine Mütze aufzieht. Allerdings vertut sich ein Kind mitunter beim Einstecken, weil es in die falsche Ritze gerät.
Bei der Verarbeitung schneiden die günstigen Helme schlechter ab: Schale und Hartschaum sind nur punktuell verklebt. Was die Innenpolster betrifft, haben zwei Hersteller sogar richtig geschludert: Die Pads sollten herausnehm- und abwaschbar sein. Wenn sie aber schon beim ersten Auspacken nicht mehr am Helm befestigt sind oder beim In-die-Hand-Nehmen abfallen, ist das einfach nur ärgerlich. Gehen die Teile verloren, bleibt der Helm zwar noch funktionstüchtig, allerdings verschlechtern sich Passform und Tragekomfort erheblich.
Test Kinderfahrradhelm: Oft problematische Chemikalien in Kinderhelmen nachweisbar
Sechs von zehn Herstellern verwenden Weichmacher in den Polstern: In zwei Helmen wurden unter anderem erhöhte Mengen des in Kinderspielzeug und Babyartikeln reglementierten Phthalatweichmachers Dibutylphthalat gefunden, der im Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken. In mehr als der Hälfte der Helme steckt die ähnlich gefährliche, aber derzeit noch nicht rechtlich geregelte Substanz Diisobutylphthalat, in zwei Exemplaren sogar in stark erhöhten Gehalten von mehr als 0,1 Prozent.
PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe finden sich in fast jedem Helm, mal im Markenetikett oder im Verschluss, häufig ist auch die Außenhaut daraus gemacht. Unnötig sind die umweltbelastenden Stoffe in jedem Fall, wie zwei Helme vzeigen, die ohne auskommen.