Duschgel im Test: Mit diesen Marken können Sie bedenkenlos duschen

Jahrbuch Kosmetik für 2023 | Autor: Christine Throl/Marieke Mariani/Hannah Pompalla | Kategorie: Kosmetik und Mode | 08.12.2022

Wir haben Duschgel getestet. Welche Produkte sind empfehlenswert?
Foto: ÖKO-TEST

Unser Test von 36 Duschgelen zeigt: Viele schneiden mit Bestnote ab. Doch in einigen Produkten stecken auch bedenkliche Substanzen. 

  • Überprüft haben wir 36 Duschgele, darunter auch einige zertifizierte Naturkosmetikprodukte.
  • Insgesamt 16 Produkte im Test erhalten die Gesamtnote "sehr gut". 
  • In der Kritik stehen vor allem bedenkliche Duftstoffe und möglicherweise allergieauslösende Stoffe.

Aktualisiert am 08.12.2022 | Der Markt hält jede Menge fruchtig-frischer Duschgele bereit, um den Tag nach der Dusche mit einem frischen und sauberen Gefühl beginnen zu können. Mit Limetten-, Zitronen-, Orangen- oder Granatapfelduft macht die Körperhygiene gleich viel mehr Spaß. Über den Weg durch die Nase können Geruchsstoffe im Gehirn ein wahres Feuerwerk der Emotionen auslösen.

Kneipp, Nivea & Co.: Duschgel im Test

Entsprechend enthalten alle der 36 Duschgele in unserem Test Parfüm und tragen mit ihren Duftnoten zu einem  Gefühl der Erfrischung bei. Partyalarm hinterm Duschvorhang also? Wir haben wie gewohnt ganz genau hingeschaut und sagen, ob die Rezepturen wirklich Grund zum Feiern bieten.

Leider ist der extra Frischekick über die Geruchsrezeptoren nicht immer harmlos. Denn manche Duftstoffe bergen ein höheres Risiko für allergische Reaktionen als andere. In der Kosmetikverordnung gibt es deshalb eine Liste mit 26 deklarationspflichtigen Duftstoffen.

Weil Duschgele nahezu täglich auf der Haut landen, sollten sie frei von problematischen Inhaltsstoffen sein.
Weil Duschgele nahezu täglich auf der Haut landen, sollten sie frei von problematischen Inhaltsstoffen sein. (Foto: Varavin88/Shutterstock)

Duschgel im Test: Bedenklicher Duftstoff entdeckt

Diese darf der Hersteller in der Inhaltsstoffliste nicht unter "Parfum" zusammenfassen, sondern muss sie einzeln aufführen, wenn ihre Gehalte eine bestimmte Grenze überschreiten. Doch auch bei diesen gibt es Unterschiede: Daher werten wir manche Duftstoffe ab – andere erwähnen wir in der Testtabelle als Information.

Notenabzüge gibt es in unserem Test für den Duftstoff Galaxolid. Die polyzyklische Moschusverbindung kann sich im menschlichen Fettgewebe anlagern. Zudem liegen Hinweise vor, dass diese Verbindung Leberschäden verursachen kann.

Potenziell allergieauslösende Stoffe in Duschgelen

Was ist ansonsten aufgefallen? Das von uns beauftragte Labor hat in mehr als einem Drittel der getesteten Duschgele halogenorganische Verbindungen nachgewiesen. Damit setzt sich ein Trend aus den jüngsten Tests von Flüssigseifen, Shampoos und vergleichbaren Rezepturen fort.

Halogenorganische Verbindungen sind eine Gruppe von mehreren Tausend Stoffen, die Brom, Jod oder (meistens) Chlor enthalten. Viele gelten als allergieauslösend, manche erzeugen Krebs, fast alle reichern sich in der Umwelt an.

Duschgel benutzen viele Menschen fast täglich.
Duschgel benutzen viele Menschen fast täglich. (Foto: Zyn Chakrapong/Shutterstock)

Woher kommen die Substanzen in den Duschgelen?

Unsere Recherchen und einige Herstellerrückmeldungen lassen den Schluss zu, dass es sich um Rückstände von Chloressigsäure aus der Produktion des Tensides Cocamidopropylbetain handeln könnte.

Die Hersteller sprechen oft von "technisch unvermeidbaren Spuren" – eine Begründung, die uns zu kurz greift. Denn es gibt durchaus Produkte, die Cocamidopropylbetain enthalten, in denen das Labor jedoch keine halogenorganischen Verbindungen nachgewiesen hat.

In einem Produkt hingegen ist das Tensid nicht eingesetzt – dennoch hat das Labor bei der Analyse halogenorganische Verbindungen gefunden. Woher diese stammen, können wir nicht sagen. 

Außerdem ärgerlich: In einigen Rezepturen sind nach wie vor PEG-Verbindungen enthalten. Sie können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Die Hersteller setzen sie als waschaktive Substanzen, Emulgatoren und Schaumbildner ein.

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Wenig Flüssigplastik in Duschgelen im Test

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Nur drei Rezepturen enthalten synthetische Polymere, die wir als umweltschädlich einstufen und um zwei Noten abwerten. Dass es hier zu einem Umdenken gekommen ist und die Hersteller sich nicht mehr länger mit Definitionsdiskussionen aus der Verantwortung zu stehlen versuchen, freut uns besonders.

Sie verzichten inzwischen nicht mehr nur auf Mikroplastikpartikel, sondern auch auf flüssige Kunststoffe. Seit ÖKO-TEST damit begonnen hat, synthetische Polymere in Kosmetikprodukten abzuwerten, hat sich hier einiges zum Positiven entwickelt.

Sind die Flaschen nachhaltig?

Viele der Hersteller haben bereits einen hohen Rezyklatanteil in der Verpackung. Das bedeutet, ein Großteil der Flasche oder Tube wurde aus recyceltem Kunststoff hergestellt. Auf den Verpackungen ist teilweise ein Rezyklatanteil von bis zu 100 Prozent angegeben.

Eine beeindruckende Zahl, welche sich aber im Kleingedruckten häufig als rein auf den Flaschenkörper bezogen entpuppt. Wir wollten wissen, wie sich der recycelte Kunststoff in den Verpackungen zusammensetzt, und haben den Herstellern einen Fragebogen geschickt sowie um Nachweise gebeten.

Konnten sie uns den produktbezogenen Rezyklatanteil glaubhaft belegen und liegt dieser bei mindestens 30 Prozent, stellt uns das zufrieden. Wurde kein recycelter Kunststoff eingesetzt, liegt der Anteil in der gesamten Verpackung unter 30 Prozent oder haben wir keine aussagekräftigen Nachweise erhalten, werten wir um eine Note ab.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 8/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben insgesamt 36 Duschgele in Drogerien, (Bio-) Supermärkten und Discountern eingekauft – darunter 16 zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Dabei haben wir vor allem als erfrischend und belebend ausgelobte Duschgele mit Zitrusnoten wie Limette und Grapefruit ausgewählt, aber auch Produkte mit anderen Duftnoten wie Rose oder neutrale Varianten in den Test genommen.

Alle Produkte wurden von anerkannten Laboren auf hautreizende Formaldehyd/-abspalter, allergieauslösende und andere problematische Duftstoffe sowie auf umstrittene halogenorganische Verbindungen analysiert. Zudem prüften wir anhand der Inhaltsstofflisten, ob Substanzen wie bedenkliche Konservierungsstoffe, potenziell hormonell wirksame UV-Filter, umstrittene PEG-Verbindungen und umweltbelastende Kunststoffverbindungen enthalten sind.

In puncto Verpackungen wollten wir von den Anbietern wissen, ob und wie viel recyceltes Plastik sie in den Kunststoffverpackungen ihrer Duschgele verarbeiten, und haben um Belege für die von uns getestete Produktcharge gebeten. Außerdem hat das Labor geprüft, ob die Verpackungen chlorierte Verbindungen enthalten, die bei der Entsorgung zu Problemen führen können.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (hier: Galaxolid/HHBC; in der Tabelle "künstlicher Moschusduft"); b) Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Cinnamal); c) halogenorganische Verbindungen. Zur Abwertung um eine Note führen: PEG/PEG-Derivate.

Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um zwei Noten: synthetische Polymere als Kunststoffverbindungen (hier: Acrylates / C10–30 Alkyl Acrylate Crosspolymer, Carbomer, Hydrogenated Polydecene, Polyquaternium-7).

Zur Abwertung um eine Note führt: ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer- Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung und/oder keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte):
Deklarationspflichtige Duftstoffe/Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluorenszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: März bis April 2022.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 8/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

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