Alle sind sich einig. Die Industrie: "Drei Viertel aller Heizungsanlagen in Deutschland entsprechen nicht dem aktuellen Standard." Die Wissenschaft: "Ohne effizientere und ökologischere Heizsysteme sind die Klimaziele nicht zu schaffen." Die Regierung: Seit dem 1. April gibt es deutlich mehr Geld für die Umstellung auf erneuerbare Energien im Heizungskeller.
Und was machen die so Umworbenen? Sie warten, zögern, hadern. "Geht doch noch", ist offensichtlich das Motto vieler Hausbesitzer. "Viele haben tatsächlich Vorbehalte gegenüber dem Austausch ihrer Heizung und schieben ihn so weit wie möglich hinaus", sagt Andreas Braun, Redaktionsleiter von CO2 online. Mit einem Praxistest hat die gemeinnützige Initiative erkundet, was Hausbesitzer vom Heizungstausch abhält.
Ihnen geht es nicht nur ums Geld, sondern auch um die Unannehmlichkeiten des Umrüstens. Die Konsequenz: "Ein Heizkessel ist im Schnitt 24 Jahre alt, bevor er erneuert wird", so Braun. Von den Erfahrungen der Tester können Hauseigentümer jetzt profitieren: Ein Wegweiser zeigt, wie der Austausch gelingt; Infos unter www.meine-heizung.de/praxistext-brennwert
Bislang gibt es eher Rückschläge als Fortschritt, wie die Statistik des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) für 2014 zeigt: Anstatt mehr, wurden insgesamt vier Prozent weniger neue Heizkessel installiert. Dabei dominieren die fossilen Energieträger Erdgas und Heizöl. Wärmepumpen, Pelletheizungen und Solarthermieanlagen wurden deutlich seltener verkauft und spielen nur eine untergeordnete Rolle. Die "Wärmewende in deutschen Heizungskellern" findet also nicht statt. Verantwortlich ist neben niedrigeren Ölpreisen und generellen Vorbehalten die unsägliche Diskussion um Steuererleichterungen für energetische Sanierungen. Diese sind (Stand: März) am Veto der bayerischen Landesregierung gescheitert. Stattdessen wurden die staatlichen Zuschüsse für erneuerbare Energien verbessert. Geld von Vater Staat allein veranlasst niemanden, sich von seinem Heizkessel zu trennen. Die Beantragung der Zuschüsse wird als kompliziert und wenig transparent betrachtet, haben die Fachleute von CO2 online beobachtet. Stattdessen riskieren viele Hausbesitzer lieber, mitten im Winter im Kalten zu sitzen und sich dann schnell für eine Nachfolge entscheiden zu müssen. Der Umstieg auf ökologische Energieträger fällt unter diesem Zeitdruck häufig flach. Lieber entscheidet man sich für das Gewohnte, was die Vorrangstellung von Öl und Gas zementiert. Mit moderner Brennwerttechnik spart man auch hier 10 bis 20 Prozent Heizkosten. Aber die Chance, konsequent auf umwelt- und klimaschonende erneuerbare Energie zu wechseln, wird versäumt. Ein Umstieg auf einen Pelletkessel, eine Wärmepumpe oder eine große Solarthermieanlage benötigt längeren Vorlauf. Schließlich müssen Nebenaggregate und Lagermöglichkeiten geplant und installiert werden. Wer sich informieren, Angebote einholen und sie in Ruhe prüfen wil...