Marcus Vietzke und Mathias Helfert haben eine Vision: Die beiden Gründer des Berliner Start-ups Indielux wollen Millionen Balkonbrüstungen zu Minisolarkraftwerken aufrüsten. Nach der Energiewende kommen für die Jungunternehmer nun die Energiewände.
Die Idee klingt einfach. Balkons sind oft nach Süden ausgerichtet und bieten Platz für ein bis zwei große Solarmodule. Der Solarstrom wird mit einem kleinen Wechselrichter in Netzstrom umgewandelt und per Stecker in die vorhandene Steckdose eingespeist. Richtig neu ist diese Idee nicht. Schon vorletztes Jahr fand sie pünktlich zur Messe Intersolar breite Medienresonanz unter den Stichworten "Solarguerilla" oder "Steckdosenmodul". Die einen sahen da den "Zwergenaufstand der Kleinstsolaranlagen" kommen, so die Wiwo Green, der grüne Ableger der Zeitschrift Wirtschaftswoche. Andere wie die Tageszeitung Die Welt unkten: "Das eigene Minisolarkraftwerk kann tödlich sein." Mehrere Anbieter hatten damals standardisierte Photovoltaikbausätze für Minikraftwerke neu auf den Markt gebracht. Technisch schienen die Systeme aus Expertensicht des VDE, des Fachverbands der Elektrotechnik und Gestalter der entsprechenden Normen, jedoch noch nicht ausgereift oder zumindest nicht mit den in Deutschland gültigen Vorschriften in Einklang zu sein. Mehr Gimmick als Hightech also?
Dabei ist die Grundidee, die heute wieder auf der Tagesordnung steht, genauso alt wie die Idee der netzeinspeisenden Photovoltaikanlagen an sich. Der in Aachen ansässige Solarenergie-Förderverein Deutschland praktizierte die Solarstromeinspeisung per simplen Schukosteckern in normale Steckdosen, so das Prinzip der Minisysteme, bei öffentlichen Vorführungen schon vor über 20 Jahren, um auf anschauliche Weise zu zeigen, was die heute üblichen, fest installierten Photovoltaikanlagen alltagstauglich leisten. Damals hatten die dazugehörigen Wechselrichter aber noch die Größe von Schuhkartons. Heutige Geräte sind fast so klein wie Laptopnetzteile.
Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energietechnik an der HTW Berlin, sieht in den Miniphotovoltaikanlagen enorme Chancen und einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung und Akzeptanz der Energiewende - wenn sie denn ausgereift sind: "Wer kein eigenes Dach hat, sondern nur einen Balkon, kann mit einer eigenen kleinen Anlage einen Teil seines Strombedarfs decken."
Doch obwohl die Öko-Stromzwerge zuverlässig arbeiten, wie die Zeitschrift Sonnenenergie, das Fachorgan der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS), berichtet, sind sie längst noch nicht zum Massenprodukt geworden. Stattdessen werden die Bausätze überwiegend von einigen wenigen Anbietern im Internet angeboten.
Offensichtlich steckt die Tücke im Detail, und die Solarguerilleros haben sich bisher wohl im Paragrafendschungel der deutschen Gründlichkeit verirrt. Die Hauptprobleme: Sämtliche technischen Normen und gesetzlichen Vorgaben sind für die größeren, fest insta...