29 Bio-Produkte vom Discounter im Test

Ess-Klasse

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2011 | | Kategorie: Essen und Trinken | 08.10.2010

29 Bio-Produkte vom Discounter im Test

Die Ausrede, dass Bio zu teuer ist, zählt nicht mehr. Denn längst gibt es Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung auch beim Discounter. Die erfreuliche Nachricht: Die meisten Bio-Lebensmittel sind ausgezeichnet.

Ausgerechnet die Discounter, die viel gescholtenen Preisverhauer der Lebensmittelbranche, haben Bio massenkompatibel gemacht. Für 62 Prozent der Bio-Konsumenten gehört der Discounter zu den bevorzugten Einkaufsstätten für Bio-Ware, so der Öko-Barometer, eine regelmäßige Untersuchung im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Aber stimmt bei den günstigen Preisen auch immer die Qualität? Erfüllen die Bio-Produkte vom Discounter wirklich alle Anforderungen an ein gutes Bio-Produkt? Diese Frage stellen uns Leser immer wieder. Wir haben gängige Bio-Produkte vom Discounter unter die Lupe genommen. Im Test: Milch, Kartoffeln, Sojadrinks, Apfelsaft, Tiefkühlgemüse und Erdbeerjoghurt.

Das Testergebnis

An der Qualität gibt es kaum etwas auszusetzen, sodass die Mehrzahl der Produkte mit "sehr gut" abschneidet.

Sojadrinks erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Da Sojaprodukte - auch von Bio-Herstellern - mit genetisch verändertem Soja verunreinigt sein könnten, ließen wir die Getränke in einem Speziallabor untersuchen. Das Ergebnis ist erfreulich: Denn alle drei Drinks - erhältlich bei Netto Marken-Discount, Penny und Aldi Nord - sind frei von Gen-Technik.

In allen Erdbeerjoghurts steckt vergleichsweise viel Zucker und in den Produkten von Penny, Lidl, Aldi Nord und Aldi Süd außerdem zugesetzte Aromen. Die Aromen nennen sich zwar "natürlich", werden jedoch mithilfe von Mikroorganismen wie zum Beispiel Bakterien- oder Schimmelpilzkulturen gewonnen. Die Aromen sollen den Erdbeergeschmack aufpeppen. Dass es dabei leicht zu viel werden kann, zeigen die Testprodukte. Sie sind alle überaromatisiert.

Durchweg mit "sehr gut" schneiden die Bio-Kartoffeln ab. Daran ändern auch die erhöhten Nitratgehalte in drei Proben nichts. Denn wir ließen jeweils drei Chargen pro Anbieter untersuchen - und davon wies nur jeweils eine zu viel Nitrat auf.

Positiv aufgefallen sind die Bio-Kartoffeln von Aldi Nord. Sie wurden laut Hersteller nach den strengeren Richtlinien der Anbauverbände Naturland und Bioland angebaut. An der Verpackung erkennen kann man das zwar nicht, da die Verbandslabel wie auch die Herkunft der Knollen nicht aufgedruckt sind. Interessierte können die Erzeuger im Internet unter Eingabe eines auf der Verpackung abzulesenden Herkunftscodes ausfindig machen.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Auch für diesen Test kauften wir wieder bei den großen Discountern Aldi Nord, Aldi Süd, Lidl, Netto Marken-Discount, Norma und Penny ein. Bei der Produktauswahl setzten wir den Schwerpunkt auf einen frischen Artikel (Bio-Kartoffeln), einen tiefgefrorenen (Bio-Mischgemüse) und weitere, die möglichst bei allen erhältlich sein sollten. Überall gab es Bio-Erdbeerjoghurt, Bio-Früchtemüsli und Bio-Milch. Bio-Apfelsaft und Bio-Sojadrinks führten nur vier Discounter.

Die Inhaltsstoffe

Weil die Produkte sehr unterschiedlich sind, haben wir je nach Warengruppe spezielle Prüfprogramme zusammengestellt. So standen bei Milch und Joghurt die mikrobiologische Qualität, Fettzusammensetzung und Sensorik im Vordergrund, während wir bei Kartoffeln, Müsli und Tiefkühlgemüse insbesondere auf Pestizide prüften. Nennenswerte Rückstände sind bei Bio-Ware eigentlich nicht zu erwarten. Aber es kann immer wieder einmal zu Vermischungen mit konventioneller Ware kommen, vor allem dann, wenn in ein und demselben Betrieb herkömmlich und ökologisch erzeugte Produkte verarbeitet werden, wie das gerade bei Herstellern für Discounterwaren oft der Fall ist. Als Orientierung für Pestizide in Bio-Produkten dient ein Richtwert des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren (BNN). Ist dieser überschritten, muss nachgeforscht werden, woher die Rückstände stammen und ob der Anbau gemäß Bio-Vorgaben erfolgte.

Bei den Früchtemüslis untersuchten wir zusätzlich ein ganzes Spektrum an Schimmelpilzgiften, die sowohl die Getreidezutaten als auch die Trockenfrüchte belasten können. Die Apfelsäfte ließen wir auf das giftige Metall Aluminium prüfen. Hintergrund sind Untersuchungen der amtlichen Lebensmittelüberwachung von 2008, wo in deutschen Apfelsäften stark erhöhte Aluminiumgehalte auftauchten, deren Ursache eine unsachgemäße Lagerung in Aluminiumtanks war.

Um gentechnisch veränderte Bestandteile ging es schließlich bei den Sojadrinks und den Müslis - bei Letzteren vor allem deshalb, weil Cornflakes aus Mais enthalten sind. Selbst Bio-Produkte sind vor Verunreinigungen mit der Gen-Technik nicht gefeit, wie auch unsere Tests immer wieder gezeigt haben.

Weitere Parameter

Bei Milch, Erdbeerjoghurt und Apfelsaft ließen wir ergänzend sensorische Untersuchungen durchführen. Weiterhin haben wir uns die Verpackungen, Deklarationen und Zusatzstoffe angesehen - nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Anforderungen an Bio-Waren.

Die Bewertung

Die Bewertung orientiert sich im Großen und Ganzen an vergangenen Tests. Entsprach ein Produkt nicht den Vorgaben der Bio-Verordnung oder gab es sehr deutliche Hinweise darauf, konnte das Produkt insgesamt nur "ungenügend" abschneiden.

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2011
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