63 Bio-Produkte von Netto, Norma und Penny im Test

Ist das denn Norma(l)?

ÖKO-TEST Mai 2011 | | Kategorie: Essen und Trinken | 29.04.2011

63 Bio-Produkte von Netto, Norma und Penny im Test

Gemessen am Umsatz sind sie zwar eine Nummer kleiner als Aldi und Lidl. Trotzdem haben Netto, Penny und Norma ihre festen Plätze in der Discounter-Landschaft. Auch die Qualität der untersuchten Waren stimmt meistens. Allerdings hatten wir am Fisch aus allen drei Discountern einiges auszusetzen.

Billig sind sie alle. Aber trotzdem ist Discounter nicht gleich Discounter. Jede Kette hat ihr eigenes Profil. Netto Marken-Discount glänzt vor allem durch ein großes Sortiment. 3.500 unterschiedliche Artikel finden sich in einem Markt - weit mehr als in anderen Discountern, die teilweise nur 1.000 Artikel anbieten, weit weniger als in einem klassischen Supermarkt, der mit 12.000 oder noch viel mehr Artikeln aufwarten kann.

Anders als bei Aldi oder Norma findet man bei Netto neben den Eigenmarken vor allem viele Markenprodukte: Allein 18 Zahncremes und 31 Waschmittel hat das Fachblatt Lebensmittel Zeitung kürzlich gezählt. Ist das noch ein klassischer Discounter, der sich ja eigentlich durch ein schmales Sortiment und wenige Markenartikel auszeichnet? Jein. In der Branche hat sich für Läden wie Netto deshalb die Bezeichnung "Softdiscounter" etabliert, im Gegensatz zum "Harddiscounter". Letzteres wäre zum Beispiel Norma. Die Kette aus Nürnberg hat gerade mal 1.000 Artikel in den Regalen. Ein kleines Sortiment, das aber besonders jenen entgegenkommt, denen es um einen schnellen, unkomplizierten Einkauf geht.

Übrigens: Während Norma ein eigenständiges Unternehmen ist, gehört Netto Marken-Discount mehrheitlich zur Edeka-Gruppe. Diese ist in Deutschland noch an einer zweiten, kleineren Discounterkette beteiligt, die ebenfalls Netto heißt. Den zweiten Netto, der vor allem in Norden und Osten verbreitet ist, erkennt man an einem gelb-schwarzen Logo mit einem Hund. Wir haben in diesem Test allerdings nur Produkte von Netto Marken-Discount getestet.

Der Discounter Penny hingegen gehört zur Rewe-Group. Doch machen Edeka und Rewe sich mit eigenen Discountern nicht selbst Konkurrenz? Zumal es ja auch noch die Rewe- und Edeka-Eigenmarken Ja! und Gut & Günstig gibt? Nein, denn gäbe es Penny und Netto nicht, würden die Unternehmen das attraktive Billigsegment allein Aldi und Lidl überlassen.

Penny bietet mit zirka 1.900 Artikeln eine bunte Mischung von Eigenprodukten und Markenartikeln. Penny selbst preist in der Unternehmensdarstellung ein großes Angebot an frischen Lebensmitteln wie ofenwarmes Brot und Brötchen, frischen Fisch, Fleisch und Gemüse an. Mit Super-Angebots-Artikeln wie New-York-Tickets zum Minipreis oder Hubschrauberflügen will Penny Maßstäbe setzen.

Doch den Kunden ist das anscheinend zu wenig Profil. Das Geschäft läuft nicht sonderlich gut. Das passt so gar nicht zum Überfliegerkurs des Mutterkonzerns. Deshalb wird am Image gefeilt, das emotionaler werden soll. Penny ist dabei, verschiedene Konzepte zu testen.

Mit einer guten Sortimentsmischung allein ist es heutzutage für keinen Discounter mehr getan. Wer erfolgreich sein und bleiben will, braucht auch

andere überzeugende Argumente. Etwa Eigenmarken, die einen Nachhaltigkeitsmehrwert bieten: Fair gehandelte Produkte, nachhaltig gefangener Fisch oder Bio-Ware, die es zu diesem unschlagbaren Preis nur ...

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Einerseits war dieser Einkauf vergleichsweise einfach. Die Kollegen aus der Fachabteilung mussten nicht alle Supermärkte durchkämmen, sondern nur drei Discounter: Netto Marken-Discount, Norma und Penny. Dort gingen sie auf die Suche nach Produkten, die "irgendwie besser" sein sollen: nachhaltig gefangener Fisch, fairer Mozzarella, Bio- oder regionale Produkte. Im Einzelfall war es manchmal schwierig, regionale Produkte zu bekommen, weil es sie eben nur in einem Bundesland gibt. Jeder Discounter greift das Thema Nachhaltigkeit auf - allerdings mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Das Ergebnis des Einkaufs: Drei bunte Warenkörbe, die typisch für die einzelnen Ketten sind.

Die Inhaltsstoffe

Eine immer gleiche Standardprüfung für alle Lebensmittel gibt es nicht. Vielmehr mussten wir vor dem Test genau schauen, welche Prüfparameter für welche Produkte wichtig sind. Damit die Testergebnisse für alle Produkte der dreimonatigen Discounterserie vergleichbar bleiben, wählten wir jeweils dieselben produkttypischen Testkriterien wie in den beiden Tests im Vor- und Folgemonat.

Die Analyse nach Rückständen von Halmverkürzungsmitteln bei Getreide - im Bio-Anbau sind sie streng verboten - ist beispielsweise nur bei Brot, Brötchen und Keksen sinnvoll. Cadmium ist vor allem im Spinat und im Getreide ein Problem. Die Pflanzen nehmen das giftige Schwermetall aus dem Boden auf. Alle Produkte, in deren Zubereitung viel pflanzliches Fett steckt, etwa Fischstäbchen, Matjesfilets in Öl und Kekse haben wir auf die Fettschadstoffe 3-MCPD- und Glycidylester testen lassen. Bei frischen Lebensmitteln wie Möhren und Zitronen standen mögliche Rückstände von Spritzgiften im Mittelpunkt. Im Orangensaftkonzentrat wurde geprüft, ob das zunächst entzogene Aroma auch in ausreichendem Maße wieder zugefügt wurde. Ganze Stapel von Analyseergebnissen haben wir in den vergangenen Wochen bekommen. Eine Menge Arbeit für die Labore. Aber das ÖKO-TEST-Siegel dürfen eben nur Produkte tragen, die wirklich auf Herz und Nieren geprüft wurden.

Weitere Untersuchungen

Eine Zitrone kann mal saurer sein als eine andere. Das ist normal. Für bestimmte Produkte, etwa Milchprodukte, Fisch, Säfte und Apfelmus, gibt es aber in der Branche klare Normen, welche Abweichung noch okay ist und welche als Fehler gilt. Wir haben diese Produkte von Experten sensorisch prüfen und beurteilen lassen. Manchmal kamen zum Eindruck der menschlichen Zunge noch weitere Untersuchungen hinzu. Bei der Butter zählte dazu eine Härteprüfung. Mithilfe eines Drahtes, auf den Druck ausgeübt wird, wurde gemessen, wie hart die Butter ist.

Die Bewertung

Die Bewertungskriterien sind prinzipiell für alle Discounterprodukte der dreiteiligen Serie gleich. Grundsätzlich fallen bei uns problematische Inhaltsstoffe, die ja immerhin ein Gesundheitsrisiko sein können, bei der Bewertung stärker ins Gewicht als Geschmack, Geruch und Aussehen. Wenn der Mozzarella aber nur noch eine strukturlose schwammige Masse ist, bitter und buttrig schmeckt, dann kann er nicht besser als "ausreichend" sein, auch wenn bezüglich der Inhaltsstoffe und Keimbelastung noch alles im grünen Bereich ist. Bei den meisten Produkten fallen die Weiteren Mängel unterm Strich nicht besonders stark ins Gewicht. Meist handelt es sich ja auch um eher kleine Kritikpunkte. Beim Fisch gibt es jedoch einige deftige Abwertungen, weil die Hersteller wichtige Informationen vorenthalten, etwa wo der Fisch wie gefangen wurde. Hier sind wir strenger - immerhin geht es ja um die Frage, ob der Fisch nachhaltig gewonnen wurde.