- Im Test: 20 frische Eier, darunter acht Eiermarken aus Freilandhaltung und zwölf aus ökologischer Landwirtschaft.
- Im Mittelpunkt: Inhaltsstoffe und Qualität der Eier, genauso wie Tierwohl und Transparenz.
- Stehen Slogans wie "Ohne Kükentöten" und "für den Schutz männlicher Küken" auf den Verpackungen, heißt das nicht unbedingt, dass man die Eier guten Gewissens kaufen kann. Die Realität ist schließlich oft noch weit entfernt vom idyllischen Idealbild artgerechter Haltung für weibliche und männliche Tiere.
- Das Ergebnis: Insgesamt fünf Eiermarken sind mit "sehr gut" empfehlenswert.
"Ohne Kükentöten" – seit zwei Jahren ist das in Deutschland eigentlich eine Selbstverständlichkeit, denn seit 2022 ist das Schreddern von Eintagsküken hierzulande per Gesetz verboten. Doch alle, die hoffen, allen Bruderküken mit dem Kauf von Eiern mit dieser Auslobung ein artgerechtes und langes Leben zu ermöglichen, müssen wir leider enttäuschen.
Eier-Test: Bio-Eier und Freilandeier in der Überprüfung
Unser Test zeigt: Längst nicht alle männlichen Küken dürfen überhaupt schlüpfen. Und selbst wenn sie aufgezogen werden, ist nicht einmal den Brüdern der Bio-Legehennen ein Bio-Haltungsstandard sicher. Diese und viele weitere Punkte rund um das Wohlergehen der Hennen und Hähnchen haben wir bei den Herstellern der Eier in unserem Test abgefragt.
Insgesamt haben wir 20 Marken überprüft, darunter zwölfmal Bio-Eier und achtmal Freilandeier. Im Test ging es natürlich nicht nur um Tierwohl und Transparenz, sondern auch um die Inhaltsstoffe. Wie steht es um die Qualität der Eier?
Eier im Test enthalten keine bedenklichen Stoffe
Die Liste der Eierskandale der vergangenen zwei Jahrzehnte hat es in sich: Giftiges Dioxin, das Insektizid Fipronil, die Ewigkeitschemikalien PFAS und immer wieder Salmonellen. Entsprechend lang war auch die Liste der Parameter, die wir im Labor haben untersuchen lassen.
Doch für die getesteten Eier können wir Entwarnung geben: In keinem der von uns im Einzelhandel gekauften Eiern wies das Labor bedenkliche Mengen dieser Substanzen nach.
Manche Eier im Test bekommen Minuspunkte für Qualität
Orientiert an der entsprechenden EU-Verordnung beurteilte das Labor zudem, ob die Eierschalen Risse oder andere Beschädigungen aufwiesen, ob sich im Inneren des Eis Einblutungen erkennen ließen oder ob die Schalen zum Beispiel mit Kot verunreinigt waren. Elf Eiermarken zeigten hier kleinere oder größere Auffälligkeiten.
Daneben überprüften wir die Leserlichkeit des Erzeugercodes auf den Eiern. Dieser setzt sich aus einer Nummer für die Haltungsform, einem Ländercode und einer Zahlenfolge für den Legebetrieb zusammen. Damit können Verbraucherinnen und Verbraucher die Herkunft ihrer Eier nachvollziehen. Diese vorgeschriebene Kennzeichnung muss auf jedem Ei gut leserlich abgedruckt sein. Das war nicht immer der Fall.
Darum wurden so viele männliche Küken getötet
Kommen wir auf das Tierwohl zu sprechen. Hühner werden heute meist für zwei Zwecke gezüchtet: Legehennen sollen Eier legen, Masthühner Fleisch ansetzen. Das führte lange dazu, dass die männlichen Küken der Legehennenrassen kurz nach dem Schlüpfen getötet wurden.
Denn sie legen weder Eier, noch eignen sie sich zum Mästen, weil sie deutlich langsamer Fleisch ansetzen. Somit kostet ihre Haltung Geld, aber sie bringen keinen Gewinn. Seit 2022 dürfen männliche Küken in Deutschland per Gesetz nicht mehr geschreddert werden.
Lieferketten-Beispiel verdeutlicht langen Transportweg
Als das Gesetz 2019 den Bundestag passierte, wurde es als großer Schritt für mehr Tierwohl gefeiert. Doch die Realität ist oft noch weit entfernt vom idyllischen Idealbild artgerechter Haltung für beide Geschlechter.
Aber der Reihe nach: Wir wollten Lieferkette und Haltungsbedingungen von Huhn und Ei nachvollziehen können. Denn ab dem Tag ihres Schlupfes in der Brüterei bis zum Legetag der Eier, die wir schließlich im Supermarkt kaufen, haben die Tiere häufig Hunderte Transportkilometer zurückgelegt.
Ein Beispiel für eine Lieferkette gefällig?
- Noch gemeinsam schlüpfen männliche und weibliche Küken im niederländischen Elsendorp. Bereits am ersten Lebenstag trennen sich ihre Wege.
- Die Hähnchen werden ins 800 Kilometer entfernte Zbąszyń nach Polen transportiert und gemästet, bis sie nach zwölf Wochen geschlachtet werden.
- Die Hennen kommen zunächst nach Deutschland, ins niedersächsische Großenkneten, und werden dort bis zur Legereife im Alter von rund 18 Wochen aufgezogen. Dann geht es für sie wieder zurück in die Niederlande, genauer nach Barneveld. Bis sie dort unser Ei legen, waren die Hennen über 550 Kilometer unterwegs.
- Die Eier legen dann noch einmal 400 Transportkilometer zurück, um schließlich im Discounter in Südhessen verkauft werden zu können.
Im Fokus: Lieferketten und Tierwohl
Um die vielen Stationen überblicken zu können, haben wir alle Hersteller anhand mehrerer Fragebögen gebeten, den Lebensweg der Tiere von der Brüterei bis zum gekauften Ei zu rekonstruieren. Wie ausführlich sie die Fragen beantworteten und wie gut sie ihre Lieferkette dokumentierten, floss ebenfalls in die Bewertung ein.
Zusätzlich fragten wir verschiedene Aspekte rund um das Tierwohl ab und ließen sie uns mit Nachweisen belegen – auch, was eigentlich mit den Bruderküken passiert.
Nicht immer dürfen männliche Embryos schlüpfen
Mit Werbeslogans auf den Verpackungen versucht uns die Industrie oft weis zu machen, dass die männlichen Küken nun ein artgerechtes Leben führen. Leider ist das nicht zwingend so. "Ohne Kükentöten", "für den Schutz männlicher Küken" und "Initiative Lebenswert": Das vermeintlich große Herz für kleine Küken ist bei vielen der konventionell erzeugten Freilandeier in unserem Test nur eine Farce.
Hinter der Werbung steckt ein Verfahren, mit dem männliche Küken zwar nicht getötet, aber doch so früh wie möglich aussortiert werden. Mit der sogenannten In-Ovo-Geschlechtsbestimmung wird erkannt, ob im Ei ein erwünschter weiblicher oder ein unerwünschter männlicher Hühnerembryo heranwächst. Bei Letzteren wird die Bebrütung schlicht abgebrochen, die Eier landen meist in der Futtermittelherstellung.
Bioverbände sprechen sich gegen Geschlechtsbestimmung im Ei aus
"Immer noch besser als das Töten süßer Küken", argumentieren die Befürworter des Verfahrens. Kritiker bemängeln, dass hinter der Geschlechtsbestimmung im Ei reine Profitgier stecke, da die Aufzucht der Hähne nicht wirtschaftlich sei. Das System fördert die Qualzucht profitabler Hochleistungsrassen auf Kosten der Tiergesundheit.
Bioverbände sprechen sich klar gegen die In-Ovo-Geschlechtsbestimmung aus. Weil sie auch bei Verbraucherinnen und Verbrauchern umstritten ist, bleiben die Anbieter über die genauen Umstände oft lieber vage. Zudem ist noch immer nicht abschließend geklärt, ab wann ein Hühnerembryo im Ei ein Schmerzempfinden entwickelt. Tierschützer kritisieren den Abbruch nach dem siebten Bebrütungstag als zu spät.
Auf unsere Nachfrage gaben die Hersteller an, dass die Bebrütung der Eier mit männlichen Embryonen zwischen dem neunten und zwölften Tag abgebrochen wurde. Damit bewegen sie sich zwar im rechtlichen Rahmen – mit Respekt und dem Schutz männlicher Küken hat das aus unserer Sicht aber nichts zu tun.
Führen die Brüder der Bio-Legehennen ein artgerechtes Leben?
Grundsätzlich lobenswert ist es da, wenn die männlichen Küken das Licht der Welt erblicken dürfen. Doch was danach mit ihnen passiert, steht auf einem anderen Blatt – sogar im Bio-Segment, wie die Beispiele mancher Bio-Eier im Test zeigen. Denn das Label auf der Packung garantiert die ökologische Haltung zwar für die Hennen, nicht aber für ihre Brüder.
Im Klartext heißt das: Die Hähnchen dürfen zwar überleben, doch bis zu ihrer Schlachtung werden sie unter den gleichen Bedingungen gehalten wie jedes andere konventionelle Masthähnchen. Und wir Endverbraucherinnen und -verbraucher können das anhand der Verpackung nicht einmal erkennen.
Die Haltungsbedingungen der Masthähnchen im Test Chicken Nuggets lassen erahnen, unter welchen Bedingungen diese Bruderküken ihr Dasein fristen. Wir finden: Wo Bio draufsteht, sollte auch Bio dahinterstecken. Und zwar auf allen Ebenen.
Alternative zu einseitigen Extremzuchten
Die geringere Wertschätzung der Hähne hat, wie eingangs erwähnt, einen Grund. Die Hühner, die die von uns getesteten Eier legten, sind größtenteils hybride Rassen – einseitige Extremzuchten, die möglichst viele Eier produzieren sollen. Ihre Brüder setzen bei Weitem nicht so viel Gewicht an wie klassische Masthähnchen und sind als Fleischlieferanten weniger profitabel.
Eine Alternative zu den Qualzüchtungen sind sogenannte Zweinutzungsrassen. Sie haben ein gesundes Verhältnis von Legeleistung und Fleischansatz, sodass beide Geschlechter gleichwertig aufwachsen können.
Zweinutzungsrassen haben es nicht leicht
Studien weisen sogar darauf hin, dass Zweinutzungshühner weniger Verhaltensauffälligkeiten wie Federpicken oder Kannibalismus zeigen als die anderen Rassen.
Obwohl die Vorteile auf der Hand liegen, haben es Zweinutzungsrassen schwer: Wie auch unser Test zeigt, kommen die Hennen mit bis zu 240 Eiern nicht an die Legeleistung hybrider Rassen von über 300 Eiern im Jahr heran. Die Hähne legen langsamer an Gewicht zu und brauchen mehr Futter als klassische Masthähnchen. Für die Massenproduktion von Eiern und Fleisch sind das Nachteile.
Eine echte Chance, die industrielle Hühnerhaltung zu verändern, hätten Zweinutzungshühner wohl nur, wenn die Nachfrage sowohl nach ihren Eiern als auch dem Fleisch deutlich steigen würde und Verbraucher auch bereit wären, den höheren Preis für eine wirklich artgerechte Haltung zu bezahlen.
Zu wenig Platz im Stall
Artgerechte Haltung bedeutet neben Beschäftigungsmaterial, strukturiertem Futter und ausreichend Tageslicht auch, dass die Hühner sich frei bewegen können. Legehennen in Freilandhaltung haben immerhin garantierten Auslauf, in Bio-Haltung sowieso.
Im Stall sieht es leider anders aus. Bei fast allen Jung- und allen Legehennen nach konventionellem Freilandhalteschema im Test ist die Besatzdichte aus unserer Sicht zu hoch. Die Bio-Hühner haben etwas mehr Platz, sich artgerecht zu bewegen.
Eier im Test: Die Bilanz
- Grundsätzlich garantieren Bio-Eier bessere Haltungsbedingungen (zumindest) für die Legehennen. Daher ist Bio aus unserer Sicht die bessere Wahl.
- Die In-Ovo-Geschlechtsbestimmung ist für Bio zwar nicht verboten, aber Bioverbände wie Bioland, Naturland und Demeter sprechen sich deutlich dagegen aus. Bedeutet: Bei diesen Siegeln kann man davon ausgehen, dass das Verfahren nicht angewandt wurde.
- Wer insgesamt auch auf das Wohl der Bruderküken achten möchte, kann auf Anbieter mit Eiern von Zweinutzungshühnern zurückgreifen. Hier wachsen beide Geschlechter gleichwertig auf.
- In unserem Test schneiden fünf Eiermarken mit "sehr gut" ab.
Schon gewusst? Die Farbe des Eis sagt nichts über Qualität oder Geschmack aus. Ob Braun oder Weiß hängt nur von den Genen des Huhns ab.
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