- Im Test: 20 Gesichtsreinigungsöle, darunter drei mit Naturkosmetikzertifikat.
- Neun Produkte sind mit "sehr gut" rundum empfehlenswert.
- Notenabzüge gibt es für unerwünschte Emulgatoren bzw. Tenside, ein bedenkliches Antioxidans, Kunststoffverbindungen sowie fehlendes recyceltes Plastik in den Verpackungen.
Aktualisiert am 22.04.2024 | Öl zur Gesichtsreinigung? Klingt erst einmal nicht besonders naheliegend, soll aber bestens funktionieren. Denn frei nach dem Motto "Gleich und Gleich gesellt sich gern" bindet Öl grundsätzlich fetthaltige Substanzen und eignet sich daher als Lösemittel für Make-up, Cremerückstände oder überschüssige Ablagerungen auf der Haut.
Hersteller, Beautyblogs und Influencer in den sozialen Netzwerken preisen Reinigungsöle auch als milde und effektive Helfer für die tägliche Hautreinigung an – sanfte Pflege und seidiges Hautgefühl inklusive.
Produkte, die auch für die Anwendung am Auge empfohlen werden, sind sogar wasserfester Mascara gewachsen. Positiv soll außerdem hinzukommen, dass Gesichtsreinigungsöle die Haut weniger stark austrocknen als wasserbasierte Waschgele und dass das enthaltene Fett pflegende Eigenschaften haben soll.
Balea, Isana & Co.: Reinigungsöle im Test
Handelt es sich hier also um eine rundum empfehlenswerte Produktgruppe? Wir wären nicht ÖKO-TEST, wenn wir ungeprüft in die Lobeshymnen einstimmen würden. Deshalb haben wir 20 Gesichtsreinigungsöle in die Labore geschickt und umfassend auf problematische Inhaltsstoffe analysieren lassen.
Das Ergebnis ist kann sich sehen lassen: Knapp die Hälfte schneidet in unserem Test mit "sehr gut" ab. Wir verteilen aber auch Minuspunkte.
Minuspunkte für wenig hautfreundliche Stoffe
Punktabzug bekommen acht getestete Gesichtsreinigungsöle für den Einsatz von Polyethylenglykolen und ihren Abkömmlingen (PEG-Verbindungen). Diese Substanzen dienen häufig als Emulgatoren, um Wasser und Öl zu mischen, und als waschaktive Substanzen, sogenannte Tenside.
In den Gesichtsreinigungsölen sind beide Eigenschaften nützlich. Die Emulgatoren sorgen dafür, dass sich das Produkt gleichmäßig verteilen lässt – Tenside helfen bei der Reinigung und machen ordentlich Schaum. Dennoch kritisieren wir PEG-Verbindungen, da einige davon die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.
Die übrigen Reinigungsöle im Test zeigen, dass es besser geht: Sie nutzen mildere Alternativen, etwa auf Zuckerbasis. Da alle untersuchten Produkte nach der Reinigung mit Wasser abgewaschen werden sollen, werten wir PEG-Verbindungen in diesem Test nur um eine Note ab – strenger sind wir bei Kosmetik, die auf der Haut bleibt.
Kritik an BHT in Gesichtsreinigungsöl
Darüber hinaus sind wir im Test von Reinigungsölen vereinzelt auf folgende Problemstoffe gestoßen:
- Butylhydroxytoluol (BHT): Das Antioxidationsmittel soll verhindern, dass sich das Produkt im Kontakt mit Sauerstoff verändert. Allerdings wird BHT derzeit im Rahmen des Aktionsplans CoRAP der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) geprüft, weil es im Verdacht steht, sich negativ auf das Hormonsystem und die Fortpflanzungsfähigkeit auszuwirken.
- Synthetische Polymere: Diese Kunststoffverbindungen sehen wir als unnötige Umweltbelastung an, die wir als Weiteren Mangel abwerten.
Unnötiger Verpackungsmüll und fehlendes Rezyklat
Was ist noch im Test aufgefallen? Einige der Flaschen, in denen die Gesichtsreinigungsöle angeboten werden, sind aus Glas. Hier ist es unserer Meinung nach akzeptabel, wenn sie in einem Umkarton aus Pappe stecken – schließlich kann er sie vorm Zerbrechen schützen. Bei Plastikflaschen ist ein Umkarton aus unserer Sicht dagegen überflüssig. Wir finden: Dadurch entsteht unnötiger Verpackunsgmüll.
Apropos Verpackung: Von den Herstellern, die ihre Reinigungsöle in Plastikflaschen verkaufen, wollten wir wissen, ob diese aus recyceltem Kunststoff – sogenanntem Post-Consumer-Rezyklat (PCR) – hergestellt sind.
Nur zwei Reinigungsöle im Test setzen mehr als 30 Prozent Plastik aus dem Gelben Sack ein. Viele andere schaffen es leider nicht, mit dieser vergleichsweise einfachen Maßnahme einen Beitrag zu leisten, damit die Plastikmüllberge auf unserem Planeten nicht noch weiter anwachsen.
Dieser Test ist online erstmals am 06.03.2024 erschienen. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Magazin 4/24 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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