Haselnusskerne im Test: Schimmel und lebendes Insekt gefunden

Magazin Dezember 2024: Bitterschokolade | Autor: Lisa Hitschler/Marieke Mariani/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 09.12.2024

Haselnüsse-Test: Welche Produkte überzeugen?
Foto: SNeG17/Shutterstock

Nach unserem Test können wir viele Haselnüsse fürs Backen in der Adventszeit empfehlen. Doch das von uns beauftragte Labor ist auch auf Schimmel und ein lebendes Insekt gestoßen. 

  • Haselnüsse sind besonders fettreich und enthalten viel Vitamin E und Ölsäure – eine der wichtigsten einfach ungesättigten Fettsäuren.
  • Im Test: 20 Mal ganze, naturbelassene Haselnusskerne mit Samenhaut, aber ohne Schale. Darunter auch Produkte mit Bio-Label. 
  • Erfreulich ist, dass die meisten überprüften Haselnüsse überzeugen. 
  • Das von uns beauftragte Labor ist im Test auf Schimmel und ein lebendes Insekt gestoßen.  

Aktualisiert am 9.12.2024 | Prominent als Dekoration aufgesetzt oder gehackt, geraspelt und fein gemahlen im Teig verarbeitet – Haselnüsse sind aus weihnachtlichen Backrezepten kaum wegzudenken. Dabei sind sie nicht nur lecker, sondern auch gesund.

Was ist gesund an Haselnüssen? 

Sie enthalten eine Vielzahl an Mineralien, darunter Calcium, Magnesium, Kalium, Eisen und Zink, sowie B-Vitamine und Vitamin E. Aufgrund ihres verhältnismäßig hohen Fettgehaltes sollte man sie allerdings nur in Maßen genießen – nicht mehr als eine Handvoll Haselnüsse pro Tag sind eine gute Orientierung.  

Für Haselnussfans haben wir erst mal gute Nachrichten: Wir können die meisten Haselnusskerne im Test empfehlen. Besonders negativ fallen zwei Produkte auf, die mit "ungenügend" durchfallen.

Die Gründe sind wenig appetitlich: In einer Packung krabbelte ein lebendes Insekt, in gleich mehreren Tüten eines weiteren Herstellers entdeckten die Labore sicht- und messbaren Schimmel. Eine umfassende Sensorikprüfung war deshalb nicht möglich.  

Genießen Sie Nüsse besser naturbelassen. Zucker- oder Salzzusätze machen den Powersnack deutlich ungesünder.
Genießen Sie Nüsse besser naturbelassen. Zucker- oder Salzzusätze machen den Powersnack deutlich ungesünder. (Foto: sunlight7/Shutterstock )

In einer Tüte Haselnüsse im Test steckte ein Insekt 

Stellen Sie sich vor, Sie möchten Weihnachtsplätzchen backen, öffnen die Verpackung und finden inmitten der leckeren Haselnusskerne ein lebendiges Krabbeltier – auf der Ekelskala steht dieses Szenario für die meisten wohl ziemlich weit oben.

Genau diesen Fund machten die Laborprüferinnen und -prüfer, als sie eine Packung Haselnüsse aus unserem Test untersuchten. Auch wenn es sich bei Haselnüssen um ein Naturprodukt handelt, würden wohl die wenigsten Verbraucherinnen und Verbraucher diese Nüsse unbeeindruckt essen oder weiterverarbeiten. Zumal sich für Laien kaum einschätzen lässt, um was für ein Insekt es sich handelt und ob die Nüsse noch weiter verunreinigt sein könnten.

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Zur Bewertung haben wir uns am UNECE-Standard für Haselnüsse orientiert. Dabei handelt es sich um eine von der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa erarbeitete Norm zur Qualitätsbeurteilung. Nüsse müssen demnach frei von Schädlingen oder anderen Insekten sein. Mit einem solchen Fund kann das Gesamturteil für uns nicht besser sein als "ungenügend".

Haselnüsse sind wegen Schimmel "ungenügend"

Ebenso unappetitlich und noch dazu gesundheitsschädlich ist Schimmel. In gleich mehreren Packungen der Haselnusskerne einer Marke im Test fanden verschiedene Labore Schimmel. Zum einen zeigte sich die Belastung in der mikrobiellen Analyse, zum anderen im Rahmen der Sensorikprüfung. Nachvollziehbar, dass die Prüferinnen und Prüfer diese Nüsse nicht verkosten wollten und deshalb nur eine optische Prüfung durchführten.

Auch das ist aus unserer Sicht ein absolutes No-Go, weshalb das Produkt mit "ungenügend" durchfällt. Der Hersteller legte uns eigene Gutachten vor, in denen an den Nüssen der gleichen Charge sowohl bei der Untersuchung der Rohware vor der Abfüllung als auch bei einer eigenen Nachuntersuchung der verpackten Haselnusskerne kein Schimmel erkennbar war.

Da ÖKO-TEST die Testprodukte jedoch wie normale Verbraucherinnen und Verbraucher anonym im Handel erwirbt, hätten die Schimmel-Packungen genauso gut in jedem Haushalt landen können.

Nur wenige Auffälligkeiten in der Senorikprüfung 

In der Sensorikprüfung zeigten andere Marken nur geringe Auffälligkeiten. So monierte das Labor beispielsweise optische Mängel wie das Fehlen der Samenhaut bei einer größeren Anzahl von Nüssen, angestoßene oder halbe Kerne oder auffällige Größenunterschiede in einer Packung. Sofern die Nüsse nicht sichtbar zum Dekorieren verwendet werden, dürften die Schönheitsfehler aber ja zu verschmerzen sein.

Außerdem in der Kritik: Ein vergleichsweise bitterer Geschmack.

Tipp: Lagern Sie Haselnusskerne kühl und trocken. Riechen sie jedoch unangenehm oder haben dunkle Stellen, entsorgen Sie sie besser.  

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In der Kritik: Warnhinweis zu Erstickungsgefahr fehlt teils 

Nüsse sind ein leckerer, gesunder Snack, der auch vielen Kindern schmeckt. Doch gerade an den runden, harten Haselnusskernen können vor allem kleine Kinder leicht ersticken, wenn sie in den "falschen Hals" geraten und die Luftröhre blockieren.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt deshalb bereits seit 15 Jahren, "auf Nuss-Verpackungen einen Hinweis zu drucken, etwa ‚Achtung. Nüsse können in die Atemwege von Kindern gelangen‘, um die Verbraucherinnen und Verbraucher über das Risiko zu informieren" und schlug sogar vor, eine Kennzeichnungspflicht zu prüfen, die es jedoch bis heute leider nicht gibt.

Genug Zeit die Empfehlung umzusetzen hatten die Hersteller aber allemal. Entsprechend erwarten wir auf den Verpackungen einen Warnhinweis, den ein Großteil der Anbieter auch aufgebracht hat. Auf ein paar Tüten Haselnüsse im Test suchten wir eine solche Auslobung allerdings vergeblich. Hier besteht also noch Nachbesserungsbedarf, um Verbraucherinnen und Verbraucher für dieses Risiko zu sensibilisieren.  

Dieser Test ist online erstmals am 15.11.2024 erschienen. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Magazin 12/24 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir in Supermärkten, Discountern und Bio-Läden 20 Marken und Eigenmarken ganzer, naturbelassener Haselnusskerne mit Samenhaut, aber ohne Schale, eingekauft – sieben mit Bio-Label. Zur Vergleichbarkeit umgerechnet auf 200 Gramm bezahlten wir dafür zwischen 1,49 und 6,99 Euro.

Im Labor ließen wir die Haselnüsse auf Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen sowie auf Weichmacher, die beispielsweise aus der Verpackung übergehen können, untersuchen. Da Nüsse mit Cadmium belastet sein können, analysierte ein Labor die Produkte auf das giftige Metall. Im Rahmen einer mikrobiologischen Untersuchung ließen wir die Produkte auf Schimmelpilze, E.-coli-Bakterien, Salmonellen und Bacillus cereus überprüfen sowie die Gesamtkeimzahl bestimmen.

Orientiert am UNECE-Standard zur Qualitätsbeurteilung von Haselnüssen ließen wir in der Sortierung untersuchen, ob die Kerne intakt, gesund, sauber, nicht ausgetrocknet oder ranzig, ausreichend entwickelt sowie frei von Schimmelhyphen, Fremdkörpern, Veränderungen bzw. Verfärbungen oder Schäden durch Schädlinge sind und ob sie anomale äußere Feuchtigkeit oder Fremdgerüche aufweisen. Auch die Größe und das Vorliegen von Zwillingskernen wurde erfasst. Ergänzend ließen wir die Haselnusskerne von sensorisch geschultem Personal hinsichtlich Aussehen, Geruch, Geschmack sowie Konsistenz verkosten.

Da Nüsse leicht die Atemwege von Kindern blockieren können, schauten wir zudem, ob auf der Verpackung ein Hinweis zur Erstickungsgefahr bei Kleinkindern abgedruckt ist. Ferner überprüften wir, ob Umweltauslobungen ausreichend erläutert werden, sowie Health Claims. 

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode. Bei Richt- und Orientierungswerten sowie Verarbeitungsfaktoren handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen. MOSH/MOSH-Analoge beinhalten gegebenenfalls auch POSH (Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons), PAO (Poly Alpha Olefins) und MORE (Mineral Oil Refined Products).

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um eine Note: eine gemessene Anzahl von Schimmelpilzen von mehr als 1 × 10⁴ KBE/g (in Tabelle: "Schimmelpilze erhöht"). Dies entspricht einer Überschreitung des DGHM-Richtwerts für Nüsse ganz (ohne Schale), zerkleinert oder gemahlen. Unter dem Testergebnis Sensorik und Sortierung führen zur Abwertung um jeweils fünf Noten: a) Verkostung konnte nicht durchgeführt werden (hier: Schimmelbildung erkennbar); b) ein lebendes Insekt. Diese Bewertung erfolgt in Anlehnung an den UNECE STANDARD DDP-04 Hazelnut Kernels, Class II. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) sensorische Abweichung im Aussehen (hier: unruhiges Gesamtbild oder halbe Kerne erkennbar oder angestoßene und lose Samenhaut oder vermehrt angestoßene Kerne erkennbar); b) sensorische Abweichung im Geschmack (hier: Bitternote).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: ein fehlender Warnhinweis zum Erstickungsrisiko für Kleinkinder durch Nüsse (basierend auf der BfR-Stellungnahme Nr. 050/2009).

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Lautet das Testergebnis Sensorik und Sortierung "ungenügend", kann das Gesamturteil nicht besser sein. Testergebnisse Sensorik und Sortierung oder Weitere Mängel, die "gut" sind, verschlechtern das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden 

Mineralölbestandteile: ISO 20122 : 2024-04 mod.; die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Sortierung: UNECE-Norm DDP-04.
Cadmium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung mit ICP-MS nach DIN EN 15763:2010 -04 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Aflatoxine: HPLC-FLD (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Weichmacher (Phthalate): GC-MS/MS.
Mikrobiologie: Escherichia coli: nach ASU L 00.00-132/2:2021-03.; Gesamtkeimzahl, aerob: nach DIN EN ISO 4833-2:2022-05.;Schimmelpilze: ISO 21527-2 : 2008-07.; Präsumtive Bacillus cereus: ASU L 00.00-33: 2021-03.; Salmonellen: nach ASU L 00.00-20:2021-07.
Sensorik: Beschreibende Prüfung mit anschließender Qualitätsbewertung auf der 5-Punkte-Skala nach § 64 LFGB L 00.90-14:2019-03, mod..

Einkauf der Testprodukte: August 2024 

Dieser Test ist online erstmals am 15.11.2024 erschienen. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Magazin 12/24 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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