Blaue Kassenzettel: Sind die blauen Bons besser für die Umwelt?

Autor: Lena Rauschecker/Lino Wirag/Nora Braatz | Kategorie: Freizeit und Technik | 21.12.2023

Blaue Kassenzettel gelten als besser für Gesundheit und Umwelt. Stimmt das?
Foto: ÖKO-TEST

Sie sehen anders aus, fühlen sich anders an und sind immer öfter im Supermarkt zu finden: blaue Kassenzettel. Doch die blaugrauen Bons unterscheiden sich nicht nur optisch – sie haben auch einige Vorteile gegenüber weißen Kassenbons. Wir erklären außerdem, wie Sie die blauen Bons am besten entsorgen.

Immer mehr Supermärkte geben an der Kasse blaue Kassenzettel aus. Und das nicht ohne Grund: Die blauen Bons kommen im Gegensatz zu den weißen Kassenzetteln ohne potenziell schädliche Chemikalien aus. Zudem sollen die blauen Kassenzettel nicht so schnell verblassen wie ihre weißen Gegenstücke.

Bisphenol A in weißen Kassenzetteln

Wichtiger ist aber die Schadstofffrage: Das blaue Thermopapier gilt im Gegensatz zu weißem als vollkommen unbedenklich.

Zum Hintergrund: Ein Kritikpunkt an weißen Kassenzetteln war lange die Chemikalie Bisphenol A (BPA), die als sogenannter Farbentwickler dafür sorgte, dass überhaupt Schrift auf den Bons zu sehen war. Seit Anfang 2020 ist BPA auf Thermopapieren wie Kassenzetteln zwar verboten, wurde aber auch noch Monate später in weißen Kassenbons nachgewiesen, die sich noch im Umlauf befanden.

Bisphenol A gehört zu den hormonell wirksamen Schadstoffen, die sich bereits in kleinen Mengen negativ auf den menschlichen Hormonhaushalt auswirken. Die Massenchemikalie wird von ÖKO-TEST schon lange kritisiert. Wir haben BPA in unseren Tests immer wieder in Gehalten nachgewiesen, die wir als "stark erhöht" betrachten – 2023 beispielsweise in geschälten Tomaten im Test. Lesen Sie dazu auch: Bisphenol A: Tipps, wie man die Aufnahme im Alltag verringern kann

Weiße Kassenzettel enthalten Chemikalien, die in Verdacht stehen, gesundheitsschädigend zu sein.
Weiße Kassenzettel enthalten Chemikalien, die in Verdacht stehen, gesundheitsschädigend zu sein. (Foto: Shutterstock/nitpicker)

Seit dem BPA-Verbot für Thermopapiere wird in Kassenzetteln inzwischen die verwandte Chemikalie Bisphenol S (BPS) als Farbentwickler eingesetzt, die ebenfalls zur Gruppe der Bisphenole gehört. Die Risiken von BPS sind noch nicht abschließend geklärt.

Seit Anfang 2023 befindet sich Bisphenol S aber auf der sogenannten "Liste der für eine Zulassung in Frage kommenden besonders besorgniserregenden Stoffe", die zur EU-Chemikalienverordnung REACH gehört. In einem nächsten Schritt muss deshalb geprüft werden, ob für BPS in Zukunft eine EU-weite Zulassungspflicht gelten soll (was de facto bedeuten würde, dass der Stoff weitgehend vom Markt verschwindet). Das könnte aber dauern: BPA steht bereits seit Anfang 2017 auf der gleichen Liste, ohne dass eine EU-weite Zulassungspflicht für die kritische Chemikalie abzusehen wäre.

Blaue Kassenzettel hingegen sind standardmäßig frei von BPA und BPS und damit von potentiell hormonell wirksamen Stoffen. Ein Hersteller blauer Kassenbons teilte ÖKO-TEST mit, dass die blauen Bons deshalb auch bedenkenlos mit trockenen, feuchten und fettenden Lebensmitteln in Kontakt kommen dürfen.

So funktionieren die blauen Kassenzettel

Die blaugrauen Zettel bestehen aus drei Schichten: normalem Papier, einer schwarzen Pigmentschicht und einer Polymerschicht, die das Papier blau aussehen lässt. Durch Hitze wird die oberste Schicht transparent und die darunter liegende schwarze Schicht sichtbar.

Die Schrift auf den blauen Bons wird damit auf eine andere Weise erzeugt als bei den weißen Kassenzetteln, weshalb blaue Kassenbons auch keine Farbentwickler (wie Bisphenol A oder Bisphenol S) mehr enthalten.

Blaue Kassenbons korrekt entsorgen

Während weiße Kassenzettel aufgrund der enthaltenen Stoffe in den Restmüll gehören (wo sie in aller Regel verbrannt werden), galt für blaue Kassenbons lange auch von offizieller Stelle, dass sie bedenkenlos ins Altpapier gegeben werden können.

Die Ingede, eine Vereinigung der altpapierverarbeitenden Papierfabriken in Europa, teilte ÖKO-TEST mit, dass blaue Kassenbons nicht über den Papiermüll entsorgt werden sollten. Der Grund: Die schwarze Farbschicht auf den Bons löse sich beim Recycling zu einer dunklen Brühe auf, die die Papierfasern graufärbe. Das wiederum führt dazu, dass das – nun "schmutziger" aussehende – recycelte Papier später auf dem Markt nicht so gut angenommen wird, was nicht im Sinn eines funktionierenden Recyclings sein kann.

Der Hersteller der blauen Bons hält dagegen und an der Einschätzung fest, dass die blauen Kassenzettel dem Altpapierkreislauf zugeführt werden dürfen.

Umweltbundesamt: Kleine Mengen dürfen ins Altpapier

Inzwischen hat sich auch das Umweltbundesamt (UBA) erklärt: Auf dessen Website ist seit Ende Dezember 2023 folgende Erläuterung zu finden: "Farbentwicklerfreie Thermopapiere bewertet das UBA besonders positiv. Sowohl das eingesetzte Schwarzpigment als auch das Beschichtungspolymer sind Stoffe, die […] voraussichtlich keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben", heißt es dort.

Speziell zur Entsorgung schreibt das Umweltamt: "Allerdings lässt sich das Schwarzpigment noch nicht gut im Papierrecycling entfernen und färbt das Recyclingpapier dunkel, wenn größere Mengen im Altpapier entsorgt werden. Die Entsorgung kleiner Mengen im Altpapier schadet dem Recycling dagegen nicht."

Heißt: Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, gehören sowohl die blauen als auch die weißen Kassenzettel in den Restmüll. Im Zweifel können Sie bei Ihrer Kommune bzw. Ihrem örtlichen Entsorgungsunternehmen nachfragen, ob die blauen Kassenzettel dort ins Altpapier gehören.

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