Was haben eine Isolierflasche, eine Currywurst und ein Doppelkammerteebeutel gemeinsam? Sie schafften es zusammen auf eine Briefmarke aus dem Jahr 2011 als "Deutsche Erfindungen". Mit mehr als 100 Jahren die älteste davon: die Thermosflasche.
Als Erfinder gilt Reinhold Burger, der Anfang des 20. Jahrhunderts ein Patent auf das "Gefäß mit doppelten, einen luftleeren Hohlraum einschließenden Wandungen" anmeldete. Fragmente einer Flasche der ersten Stunde aus Glas, Draht und Asbest sind heute ein Museumsstück der Sammlung Pankow, in dem Berliner Ortsteil hatte Burger seine Firma.
Thermosflaschen im Test: Die besten im Vergleich
Den Markt beherrschen vor allem Isolierflaschen aus Edelstahl, ihnen schreibt man die größte Bruchfestigkeit zu. In der Regel werden sie in Asien produziert. Manche Flaschen gibt es aus Kunststoff, ganz wenige haben - wie das Original - einen Glaseinsatz. Das sind zumeist ältere Modelle und laut Hersteller nicht bruchfest. Bei Isolierkannen, die für den Kaffeetisch zu Hause gedacht sind, kommen hingegen die Kunststoffvarianten zum Zug, damit ist man freier in Form sowie Farbe und das Material ist leichter.
Das Material hat sich im Lauf der vergangenen 100 Jahre geändert, das Prinzip nicht: zwei Wände und dazwischen ein Vakuum. An Luft kann Wärme abgegeben werden, das Vakuum verhindert die Wärmebrücke, das Getränk im Inneren bleibt länger warm. Teilweise setzen die Hersteller zwischen die zwei Gefäße auch eine Aluminium - beziehungsweise Kupferschicht. Zudem reflektiert Edelstahl die Hitzestrahlen, bei Glaseinsätzen - vor allem in Isolierkannen - übernimmt den Job eine Beschichtung aus Silber.
Und dank dieser Prinzipien schenkt die Isolierflasche Eltern an langen Nachmittagen auf dem Spielplatz rettenden Kaffee oder Wanderern auf einer Herbsttour wohlige Wärme durch heißen Tee. Den kann man gleich aus dem Becher trinken, mit dem die Isolierflaschen ausgestattet sind. Die Becher innen sind - genau wie die Verschlüsse - aus Kunststoff.
Keine Isolierflasche im Test überzeugt voll
Ob die Verschlüsse dicht halten und die Isolierflaschen das leisten, was ihr Name verspricht, haben wir in der Praxis an zwölf Flaschen getestet.
Das Testergebnis: Ein Markenprodukt ist "gut". Keine Flasche überzeugt voll. Ein Markenprodukt schneidet mit "gut" ab - auch wenn sie sich im Praxistest als die Flasche zeigte, die relativ leicht umkippt. Die Stabilitätsprüfung nach Norm hat sie aber wie die anderen geschafft. Sie schnitt jedoch im Test Isoliervermögen des Trinkbechers (in Tabelle: Trinkbecher Außenseite) am besten ab.
Halten nicht, was der Name verspricht. Vier Thermosflaschen isolieren nur "ausreichend" - und kommen deshalb auch auf ihr bescheidenes Gesamtergebnis. Besonders eine Isolierflasche aus Edelstahl fällt durch zwei schlechte Ergebnisse auf - sowohl was das Warmhalten des Wassers als auch was die Außenisolation des Bechers angeht. "Heiße Finger" holt man sich an fast allen Trinkbechern im Test.
Keine Gaumenfreude. Eine Flasche von Kaufhof hat noch ein weiteres Problem. Die Prüfer attestierten ihr eine starke Geschmacksveränderung des Leitungswassers, sie beschrieben sie sogar als "sehr unangenehm".
Entlarvt. Zwei getestete Exemplare hielten in der Praxisprüfung nicht dicht.
Belastet. In puncto Inhaltsstoffe haben wir an drei Thermosflaschen Kritikpunkte. Ausgerechnet ein bekanntes Markenprodukt hat in den Dichtungsringen erhöhte PAK-Werte. Das Labor hat Naphthalin gefunden, eine polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffverbindung, die im Tierversuch krebserregend war. Andere Flaschen gaben Nickel an Früchtetee ab. Die Mengen, die zwei Flaschen an die Tees abgaben, waren sogar größer als jene Mengen, die die Trinkwasserverordnung für Wasser erlaubt. Die gute Nachricht: In einem zweiten Durchlauf löste sich weniger Nickel, daher haben wir die Befunde auch nicht allzu streng bewertet.
So reagierten die Hersteller
Kaufland teilte uns mit, dass Prüfdienstleister in der Vergangenheit geringere Temperaturen für den Trinkbecher ermittelt sowie die Einhaltung der Norm bezüglich der Warmhaltung bestätigt hätten. Zudem böte Kaufland zwar eine vakuumisolierte Flasche an, bezeichne diese aber nicht als solche, somit solle für die Bewertung der Grenzwert für nicht vakuumisolierte Flaschen herangezogen werden. ÖKO-TEST macht bei solchen Wortklaubereien nicht mit. Da Verbraucher von Isolierflaschen erwarten, dass sie warmhalten, werten wir das Ergebnis trotzdem als "nicht überzeugend".
Kaufhof schickt uns ein Gegengutachten, nach dem der Geschmacksübergang lediglich "gerade wahrnehmbar" ist, allerdings hat das vom Unternehmen beauftragte Labor die Flasche anders vorbehandelt.
Isolierflasche: Stimmen diese Annahmen?
- Sprudelwasser gehört nicht in Isolierflaschen. Stimmt teilweise. Kohlensäure stellt Isolierflaschen vor besondere Herausforderungen und kann den Verschlüssen Probleme bereiten. Tatsächlich schließen bis auf zwei der Anbieter im Test alle anderen Hersteller Mineralwasser als ungeeignet für ihre Produkte aus. Wir haben es trotzdem versucht: Von acht Anbietern waren alle Flaschen auch mit Mineralwasser dicht. Eine der undichten Flaschen stammte ausgerechnet von Butlers, die den Gebrauch von Mineralwasser nicht ausschließen.
- Isolierflaschen dürfen nicht in die Spülmaschine. Stimmt teilweise. Die meisten sollten tatsächlich von Hand gereinigt werden. Aber es gibt Flaschen, die laut Hersteller in die Spülmaschine dürfen. Im Test loben Alfi und Ikea ihre Flaschen als für die Spülmaschine geeignet aus.
- Kunststoff kann einen unangenehmen Geschmack des Getränks verursachen. Stimmt. Es sind weniger die Verschlüsse, sondern vor allem die Dichtungsringe, die stark auffällige Geschmacksveränderungen verursachen können. Die meisten "Fehlaromen" hat die Kontrollbehörde von Baden-Württemberg, CVUA, bei Isolierflaschen aus Edelstahlgefäßen ausgemacht.
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