Bei dem Begriff Cholesterin klingeln bei den meisten Deutschen die Alarmglocken. Da war doch was: erhöhte Blutfettwerte, Gefäßverkalkung, Herzinfarkt. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn Cholesterin ist für unseren Organismus ein unentbehrlicher Fettstoff. Er schützt die Zellwände, hilft beim Aufbau von Nerven und Gehirnzellen und ist die Ausgangssubstanz für Gallensäure und Sexualhormone.
Den größten Teil des benötigten Cholesterins stellt der Körper selbst her, die Zufuhr über die Nahrung ist nicht von allzu großer Bedeutung. Für den Transport des Cholesterins durch den Körper zu den Zellen sind bestimmte Fettmoleküle zuständig - die Lipoproteine. Diese werden nach ihrer Dichte unterschieden in das HDL-Cholesterin (high-density lipoprotein, also ein Protein mit hoher Dichte) und das LDL-Cholesterin (low-density lipoprotein, Protein mit niedriger Dichte). Besonders erhöhte LDL-Cholesterinwerte gelten bei vielen Medizinern als bedeutender Risikofaktor für Arterienverkalkung, Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die HDL-Moleküle dagegen werden als "gutes Cholesterin" angesehen, weil diese Lipoproteine den Fettstoff wieder zurück in die Leber transportieren, wo er dann abgebaut und ausgeschieden wird.
Bei Männern über 40 Jahren liegt der Gesamtcholesteringehalt im Schnitt bei gut 240 Milligramm je Zehntelliter Blut (mg/dl). Bei Frauen ab 50 Jahren sind es sogar über 250 mg/dl. Davon entfallen bei den Männern knapp 50 mg/dl und bei den Frauen über 60 mg/dl auf das "gute" HDL-Cholesterin. Das LDL-Cholesterin wird oft nicht direkt bestimmt, sondern aus den direkt gemessenen Werten für Gesamtcholesterin, Triglyceride (das sind die Nahrungsfette im Blut) und HDL berechnet. Der deutsche Durchschnitt für das LDL-Cholesterin liegt bei Männern und Frauen über 40 Jahren etwas über 160 mg/dl.
Andere Faktoren ebenfalls berücksichtigen
Früher galt ein Gesamtcholesterinwert über 200 mg/dl generell als schlecht. Inzwischen gehen die Ärzte bei der Bewertung differenzierter vor. Mehr als 200 mg/dl gelten als Anlass, auch die HDL- und LDL-Werte zu bestimmen und zusammen mit den anderen Risikofaktoren das Gesamtrisiko des Patienten zu errechnen. Zu den Risikofaktoren gehören Alter, Geschlecht, Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck und die erbliche Vorbelastung. Manche Methoden der Risikoermittlung beziehen auch mögliches Übergewicht, den HDL-Wert oder den Grad der sportlichen Betätigung mit ein. Für alle Methoden gilt: Je höher das Gesamtrisiko, umso niedriger sind die Zielwerte für das LDL-Cholesterin.
Vereinfacht sieht das Schema so aus: Wer keinen oder nur einen Risikofaktor aufweist - zum Beispiel der gesunde 50-Jährige -, sollte einen LDL-Wert unter 160 mg/dl einhalten. Bei zwei oder mehr Risikofaktoren sinkt der wünschenswerte LDL-Wert auf kleiner 130 mg/dl. In diese Kategorie fällt ein 50 Jahre alter Raucher oder eine 60-Jährige, deren Mutter in diesem Alte...