Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte Aug-Sept 2017 | Ein Husten im Rahmen einer gewöhnlichen Erkältung ist meist harmlos. Von Viren verursachte Erkältungen beginnen meist mit Kratzen im Hals und Niesen. Die Schleimhäute in der Nase schwellen an, erst läuft die Nase und ist dann verstopft.
Hustenmittel im Test: Wie es von Reizhusten zu festsitzendem Schleim kommt
Auf Halsschmerzen und Schnupfen folgt oft der Husten. Bei einem schwereren Verlauf spricht man von einer akuten Bronchitis. Manche Menschen reagieren auf die Infektion des Rachens auch nur mit heftigem Hustenreiz, einem Reflex des Körpers, um die Atemwege von störenden Partikeln zu befreien.
Der Husten startet als trockener Reizhusten, nach und nach bilden die nun auch entzündeten Bronchien zunehmend Schleim, der sich in den Atemwegen staut. Um die Bronchien vom Sekret zu befreien, wird weiter gehustet, bis sich der zähflüssige Schleim löst. Der festsitzende Husten wandelt sich in einen produktiven Husten. Nach Abklingen der akuten Symptome besteht oft noch tagelang ein Reizhusten.
Wann Mittel gegen Hustenreiz & Schleimlöser helfen
Eine Erkältung bekommt die Körperabwehr in acht bis zehn Tagen in den Griff, der Husten kann sich etwas länger halten. "Ein akuter Husten im Rahmen einer Erkältung oder einer akuten Bronchitis heilt auch ohne spezifische medikamentöse Therapie in der Regel folgenlos aus", schreibt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin in ihrer Leitlinie. Als akut gilt Husten, wenn er nicht länger als drei Wochen andauert.
Klar ist: Medikamente können die Infektion nicht wegpusten. Sie können höchstens zur Linderung der Symptome beitragen. Hustenreizdämpfer kommen in der ersten Phase des trockenen Reizhustens zum Einsatz, wenn das lästige und oft schmerzende Husten am Schlafen hindert. In der nächsten Phase, wenn der Schleim in den Bronchien festsitzt, sollen Schleimlöser sie anregen, den Schleim abzusondern, etwa indem sie das Sekret flüssiger machen und somit das Abhusten erleichtern.
Hustenmittel-Test: Lindernde Wirkung selten belegt
Im Test: Wir haben frei verkäufliche Arzneimittel, neun Reizdämpfer und 15 Schleimlöser bewertet. Wir wollten wissen, wie gut die Medikamente wirken und haben sie pharmakologisch begutachten lassen. Zudem haben wir geprüft, ob sie umstrittene Hilfsstoffe enthalten.
Das Testergebnis: Dem Husten eins pusten können die wenigsten Mittel. Letztendlich sind sie alle nicht nötig, um den Husten loszuwerden. Nur für wenige Produkte ist eine lindernde Wirkung aus wissenschaftlicher Sicht hinreichend belegt. Deshalb schneidet die Mehrzahl der Hustenmittel nur "ausreichend" und schlechter ab. Ein Präparat rangiert mit "ungenügend" am Ende der Notenskala.
Husten nur nachts mit Hustenstiller behandeln
Nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) sollte ein akuter Husten nur in Ausnahmefällen mit Hustendämpfern behandelt werden und das auch nur nachts, um einen besseren Schlaf zu ermöglichen.
Unter den nicht rezeptpflichtigen Wirkstoffen ist Dextromethorphan, das in einem Hustenmittel im Test zum Einsatz kommt, am ehesten geeignet, den trockenen Hustenreiz zu dämpfen. Dieser synthetische Arzneistoff wirkt auf das Nervensystem. Er soll aber, im Gegensatz zum verschreibungspflichtigen Codein, nicht abhängig machen. Allerdings ist Medikamentenmissbrauch auch von Dextromethorphan bekannt: Eine Überdosierung führt zu rauschähnlichen Zuständen.
Wirksamkeit von Hustenstiller nicht zweifelsfrei
Ein weiterer reizdämpfender Wirkstoff im Test ist Pentoxyverin in zwei Hustenstillern im Test. Seine Wirkung ist jedoch nicht zweifelsfrei belegt. Das gilt auch für die pflanzlichen Wirkstoffe Spitzwegerichkraut und Eibischwurzel, für die keine kontrollierten klinischen Studien vorliegen. Auch wenn es positive Erfahrungen aus langjähriger Anwendung bei Erkältungskrankheiten der Atemwege mit diesen Wirkstoffen aus der Natur gibt: Die Belege für die Wirksamkeit sind wenig überzeugend.
Schleimlöser können dazu beitragen, dass die Patienten subjektiv eine Verbesserung ihres Hustens feststellen, weil die Mittel das Abhusten erleichtern. "Husten ist der beste Schleimlöser. Zur Sekretentfernung ist es daher sinnvoll, die Patienten abhusten zu lassen", sagt Professor Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt, der die Hustenmittel für ÖKO-TEST begutachtet hat.
Hustenlöser mit Acetylcystein überzeugen kaum
Die synthetischen Wirkstoffe Acetylcystein und Ambroxol in Schleimlösern kommen in der Beurteilung der Wirksamkeit schlecht weg. Für Acetylcystein ist die Wirksamkeit nicht belegt, für Ambroxol nur wenig überzeugend.
Einige pflanzliche schleimlösende Wirkstoffe zeigten in Studien positive Resultate. So etwa die Kombination aus Thymian und Primelwurzel: Für ein Hustenmittel im Test liegen Daten aus einer produktspezifischen Studie vor. Ebenso für zwei weitere Mittel im Test, die unter anderem Auszüge oder Bestandteile von Eukalyptusöl, wie Cineol, enthalten.
Positive Studienlage zu pflanzlichen Schleimlösern
Als symptomlindernd bei akuter Bronchitis hat sich der Extrakt aus den Wurzeln der südamerikanischen Pflanze Pelargonium sidoides gezeigt, der in einem Hustenmittel im Test zum Einsatz kommt. Der Wirkstoff stand vor einigen Jahren im Verdacht, Leberschäden zu verursachen. Nach aktueller Studienlage gibt es jedoch keinen Zusammenhang.
Weil für den Thymiankraut-/Primelwurzeln- Fluidextrakt in einem Hustenmittel im Test keine produktspezifischen Studien vorliegen, werten wir die Wirksamkeit nur als "weitgehend" belegt. Nicht eindeutig ist die Studienlage hingegen für Efeu-Zubereitungen: Hier wären zusätzlich weitere, stärker belastbare Studien wünschenswert.
Kritik an Hilfstoffen in getesteten Hustenmitteln
In der Hälfte der Produkte kritisieren wir auch Hilfsstoffe. Arzneimittel sollten keinen Alkohol enthalten, erst recht nicht, wenn sie auch Kindern verabreicht werden. Auch für Alkohol in Kombination mit Dextromethorphan in einem Hustenmittel im Test vergeben wir einen Minuspunkt, da er Nebenwirkungen wie Übelkeit verstärken kann.
Bedenklich sind Propylparabene, die im Verdacht stehen, hormonell wirksam zu sein und die üblicherweise als Konservierungsmittel eingesetzt werden. Auch Benzoesäure und ihr Salz Natriumbenzoat sind Konservierungsmittel. Kinder unter zwei Jahren können sie noch nicht richtig verstoffwechseln, sodass sie sich anreichern und möglicherweise schädlich wirken können. Deshalb werten wird sie in Hustensäften, die schon für diese Altersgruppe ausgelobt sind, vorsorglich ab.
Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Januar 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Jahrbuch 2019 im Oktober 2018, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.