Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte Aug 2017 | Richtig kleben ist eine Kunst. Vom entnervten Scheitern kann so mancher ein Lied singen. Die Wahl des passenden Klebstoffs aus dem riesigen Angebot für die verschiedenen Einsatzzwecke erfordert fast ein Studium. Und die richtige Anwendung ist auch noch so eine Sache. Wie einfach soll dagegen das Kleben mit einer Heißklebepistole sein: Klebestick einschieben, Gerät kurz aufheizen, Knopf betätigen, und schon tropft der heiße Klebstoff auf die gewünschte Oberfläche, trocknet in Windeseile und – Simsalabim – es hält. Ohne langes Festhalten oder Klammern.
Ein schneller Erfolg scheint garantiert. Die Heißklebepistole ist ein Allroundgerät und auch für kleine Reparaturarbeiten zu gebrauchen. So lassen sich zum Beispiel Holzteile wie Schubladen damit kleben. Ist die Belastung im Anschluss nicht zu stark, halten sie auch. Ein Vorteil der Schmelzkleber: Die fixierten Teile lassen sich durch Erwärmen meist wieder lösen. Unter freiem Himmel mit ordentlich Sonneneinstrahlung gerät das allerdings zum Nachteil.
Heißklebepistole-Test: Das sind die besten Heißkleber
In Internetforen kursieren zahlreiche Tipps zu Spezialeinsätzen der vermeintlichen Wunderwaffe. Kurioses inklusive. Statt mit Nadel und Faden zu hantieren, kleben bequeme Zeitgenossen abgerissene Knöpfe wieder an, säumen die zu kürzende Hose oder isolieren blanke Kabel. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Den Materialien schon: Nicht jeder hitzeempfindliche Werkstoff überlebt den Angriff mit der Pistole.
Die Klebesticks bestehen in der Regel aus dem Kunststoff Ethylenvinylacetat (EVA). Er ist im Gegensatz zu vielen anderen Klebstoffen lösemittelfrei und gilt als unproblematisch. Die Pistolen sind meist für sieben oder elf Millimeter dicke Klebesticks ausgelegt, teilweise gibt es sie in verschiedenen Längen und Farben. Außerdem sind Spezialpatronen zu haben, zum Beispiel für Kunststoffe oder Sanitärprodukte. Doch Obacht: Ganz so flexibel ist die Sache nicht, denn die einmal eingesteckten Klebesticks lassen sich nicht auswechseln. Ein Stick muss also restlos durchgedrückt werden, bevor der neue zu schmelzen beginnt.
ÖKO-TEST wollte wissen, ob die Heißklebepistolen halten, was sie versprechen und ob aus den Klebstoffen bei hohen Temperaturen Substanzen ausgasen. Wir schickten acht Pistolen mit den zugehörigen Klebesticks in die Labore.
Drei Heißklebepistolen sind empfehlenswert
Das Ergebnis: Voll überzeugen können die acht Heißklebepistolen nicht, aber drei Geräte erreichen am Ende ein "gutes" Gesamturteil, fünf sind "befriedigend". Punktuelle und kleinflächige Verbindungen lassen sich mit allen Geräten problemlos bewerkstelligen, bei größeren Flächen stoßen sie an ihre Grenzen, da der Klebstoff zu schnell trocknet: "Ungeeignet" lautet das Fazit bezüglich großflächiger Verbindungen in drei Fällen. Fünfmal klebte es noch so halbwegs, unsere Einschätzung hier: "weitgehend ungeeignet".
Manche Klebstoffe wurden so heiß, dass sie Styropor zum Schmelzen brachten. Das werten wir nicht per se ab, doch wir erwarten, dass die Hersteller in der Gebrauchsanleitung auf diese eingeschränkte Eignung hinweisen.
Lästig: Die Kleber zogen teils deutlich Fäden, nur die B1 Heißklebepatronen und die Meister Heißklebestifte waren noch akzeptabel. Zwei Klebstoffe im Test fielen durch starkes Nachtropfen auf.
Die Klebefestigkeit der Heißkleber im Test
Überraschenderweise gab es auch bei den messbaren physikalischen Daten der Klebesticks deutliche Unterschiede. Alle schmolzen schnell dahin, in einigen Pistolen aber doch deutlich rascher als in anderen. Mit mehr Förderleistung lassen sich größere Flächen zügiger bestreichen, allerdings geht zuweilen auch unnötig viel Klebstoff drauf. Da sich hier Vor- und Nachteile die Waage halten, haben wir die unterschiedlichen Förderleistungen nicht bewertet.
Hinsichtlich der Klebefestigkeit zeigten sich im Test große Unterschiede zwischen den Systemen. Geprüft hat das beauftragte Labor, wie gut eine kleinflächige, ausgehärtete Verbindung zwischen zwei rauen Holzflächen hält. Manche Kleber im Test hielten nur mäßig.
Überdurchschnittlich gut schnitten dagegen die Klebepatronen eines Produkts im Test ab. Grundsätzlich sind die Heißkleber jedoch nicht für Verbindungen geeignet, die nach dem Kleben starken Belastungen ausgesetzt werden. Dafür gibt es Spezialkleber. Vor allem punktuelle Verklebungen glatter Oberflächen lösen sich bei leichtem Ruckeln rasch wieder.
Klebepistolen-Test: Warnung vor heißem Gehäuse
Dass Kleber und Pistolenspitze bei Gebrauch heiß werden und man sich ordentlich die Pfoten verbrennen kann, liegt in der Natur der Sache. Wir werten Spitzentemperaturen deshalb auch nicht ab. Zur Warnung: Auf den Gehäusen der Pistolen von drei Klebern im Test wurden nach 15 Minuten schon mehr als 80 Grad Celsius gemessen, bei einigen anderen dagegen nur um die 60 Grad. Da man mit dem heißen Gehäuse nicht unbedingt rechnet, werten wir die hohen Temperaturen am Gehäuse ab. Drei der Spitzen wurden mit über 170 Grad besonders heiß. In jedem Fall gilt: Finger weg.
Bei hohen Temperaturen werden aus den Klebstoffen flüchtige organische Verbindungen freigesetzt. Auch wenn das von uns beauftragte Labor darunter keine besonders bedenklichen Stoffe analysiert hat: Bei intensivem Gebrauch kann es kurzzeitig durchaus zu einer hohen Raumluftbelastung kommen. Das ist besondere bei den drei Klebern im Test der der Fall.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Bauen und Wohnen 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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