Aktualisiert am 18.10.2018; Einkauf Testprodukte Okt-Nov 2017 | Gemüsesäfte treffen den Nerv der Zeit. Der Verzehr der Deutschen liegt mit unter zwei Litern pro Kopf und Jahr zwar noch auf einem niedrigen Niveau - allerdings mit stark steigender Tendenz. Unterstützung erhält der Trend zum Gemüse von kompetenter Seite. Wir haben für den Test 20 Gemüsesäfte im Labor gründlich untersuchen lassen.
Gemüsesaft-Test: So gut sind Karottensaft, Rotebeetesaft & Sauerkrautsaft im Vergleich
Bereits seit den 90er Jahren rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) dazu, mehr Gemüse und Obst zu essen. "Das Gemüse haben wir dabei schon immer an erster Stelle genannt, da es in größerer Menge verzehrt werden sollte", sagt Antje Gahl von der DGE. Konkret empfiehlt die Organisation mindestens drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst am Tag. Eine Portion entspricht in etwa einer Handvoll.
Gemüse und Obst versorgen uns mit reichlich Vitaminen und Mineralstoffen sowie sekundären Pflanzenstoffen. Gemüse zeichnet sich zudem dadurch aus, dass es oft mehr Ballaststoffe liefert als Früchte und in der Regel energieärmer ist. In der Gesamtschau kann ein erhöhter Gemüse- und Obstverzehr das Risiko für Herz-Kreislauf- und andere Erkrankungen senken. Das hat eine umfangreiche Auswertung der Datenlage erst kürzlich bestätigt.
So gesund sind Rotebeetesaft, Karottensaft und Co.
Bleibt die Frage, was Säfte zu einer gesunden Ernährung beitragen können. Klar ist, dass durch die Verarbeitung Nährstoffe verloren gehen. Weil Gemüsesäfte in der Regel Direktsäfte sind, ist die Herstellung vergleichsweise schonend. Nach dem Zerkleinern, Pressen und Filtern geht sie aber immer mit einer Pasteurisierung, also einer Erhitzung, zum Haltbarmachen einher. Größere Verluste gibt es daher insbesondere bei hitzeempfindlichen Vitaminen, etwa Vitamin C. Je nach Saftsorte bleiben gut 50 bis 70 Prozent auf der Strecke, während etwa der gemüsetypische Mineralstoff Kalium besser wegkommt und größtenteils erhalten bleibt. Positiver sieht die Bilanz für das orangefarbene Betacarotin etwa in Möhrensaft aus. Es leidet zwar ebenfalls, ist aber aufgrund der Verarbeitung zu Saft für den Menschen leichter verfügbar. Um die Ballaststoffe steht es hingegen grundsätzlich schlecht: Sie gehen weitgehend verloren.
Gemüsesäfte sind deshalb kein vollwertiger Ersatz für die täglichen Gemüseportionen, insbesondere dann nicht, wenn man sie fertig kauft. In frisch zubereiteten Säften oder Smoothies bleiben deutlich mehr gesunde Inhaltsstoffe erhalten. Nach den Empfehlungen der DGE kann ein Glas Gemüse- oder Obstsaft eine der angeratenen fünf Portionen gelegentlich ersetzen.
Gemüsesaft-Test: Mehr als die Hälfte zu empfehlen
Wir haben für den Test 20 Karottensäfte-, Rotebeetesäfte und Sauerkrautsäfte eingekauft und im Labor gründlich untersuchen lassen.
Das Testergebnis: Überwiegend grün. So präsentieren sich die meisten Produkte: Insgesamt elf sind "gut" und drei erreichen sogar die Bestnote. Die übrigen Säfte schneiden mit "befriedigend" und in einem Fall mit "mangelhaft" ab. Erfreulich: Alle Produkte sind frei von Pestizidrückständen.
Überraschend süß. Wer hätte das gedacht? Mit bis zu 100 Gramm Zucker pro Liter reichen Gemüsesäfte fast an den Zuckergehalt von Obstsäften heran oder übersteigen ihn sogar. Orangensaft etwa enthält rund 80 Gramm pro Liter. Der Zuckergehalt hängt von der Gemüsesorte ab: Die höchsten Werte fand das beauftragte Labor in den Rote-Bete-Säften und die niedrigsten in den Sauerkrautsäften. Möhrensaft ist mit 70 bis über 80 Gramm fast so zuckerhaltig wie die Säfte aus der Roten Bete.
Karottensaft im Test oft zusätzlich gesüßt
Gemüsesaft darf gesüßt werden. So steht es in den Leitsätzen für diese Erzeugnisse. Doch nicht alles, was erlaubt ist, ist auch gut. Sieben der acht Möhrensäfte enthalten Honig und das, obwohl Karotten bereits von Natur aus zu den süßer schmeckenden Gemüsen gehören.
Eine Erklärung wäre, dass die Hersteller Unterschiede im Zuckergehalt der Ausgangsware ausgleichen wollen. Da viele Menschen Gemüsesäfte aus gesundheitlichen Gründen trinken, ist die zugesetzte Süße jedoch kritisch zu sehen. Laut Deklaration enthalten die Säfte zwei bis drei Prozent Honig. Umgerechnet auf ein Glas mit 250 Millilitern gehen demnach bis zu 7,5 Gramm Zucker allein auf das Konto des Honigzusatzes – und das sind schon mehr als zwei Stück Würfelzucker. Der K-Bio Karottensaft zeigt, dass Möhrensäfte auch ohne Honig auskommen.
Zu viel Salz in Sauerkrautsaft im Test
Allen Sauerkrautsäften ist Salz zugesetzt. Bei drei Sauerkrautsäften im Test ist es mehr als eine Prise.
Alle drei Säfte liefern pro 250 Milliliter mehr als zwei Gramm Salz. Das ist reichlich für ein Glas Saft, legt man den Richtwert der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zugrunde. Die DGE empfiehlt, täglich nicht mehr als sechs Gramm Salz zu verzehren.
Nitrat in Sauerkrautsaft und Rotebeetesaft
Rote Bete speichert von Natur aus vergleichsweise viel Nitrat, dementsprechend hohe Gehalte stecken daher auch in den Säften. Als "erhöht" bewerten wir Gehalte, die die akzeptable Aufnahmemenge pro Tag (ADI) zu mindestens der Hälfte ausschöpfen, als "stark erhöht" sehen wir Gehalte über dem ADI an – jeweils berechnet für einen Erwachsenen von 60 Kilogramm Gewicht und einer täglichen Portion von 250 Milliliter Saft.
Experten raten, die Nitrataufnahme zu begrenzen. Der Stoff selbst ist zwar relativ unbedenklich, kann im Körper aber zu Nitrit umgebaut werden, was die Bildung problematischer Nitrosamine begünstigt. Nitrosamine sind im Tierversuch krebserregend. Dass auch Sauerkrautsaft recht viel Nitrat enthalten kann, zeigt ein Produkt im Test.
Gemüsesaft im Test überzeugt oft geschmacklich
Fast alle Säfte haben den Sensorikexperten geschmeckt. Lediglich in einem Rotebeetesaft im Test fanden sie muffige und untypische Noten im Geruch sowie untypische Noten im Geschmack. Die geruchlichen Abweichungen in zwei weiteren Gemüsesäften im Test sind nur leicht und führen zu einem "gut" in der Sensoriknote.
Die meisten Gemüsesäfte im Test sind übersichtlich deklariert. In dre Säften im Test kann man hingegen leicht übersehen, dass Honig oder Salz zugesetzt sind. Die Hersteller weisen darauf lediglich im Kleingedruckten hin. Ein prominenter Hinweis wäre jedoch sinnvoll, gerade weil man derartige Zusätze in Säften nicht erwartet.
Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Februar 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Jahrbuch 2019 im Oktober 2018, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.